Volltext Seite (XML)
Nr. 7 30. Marz (Lenzing) 1930 vk»nbok?n Unberechtigten Nachdruck Erscheint allen >14 Tage Arettaas' Bloiter fÜD Heimcltkunöe, Schristleituntz und (Aesclfästsstelle in Reichenau,Sa. Fevnspreci)erNr.300 Gescf)lcf»te, MLitepatur" Drucst u. Verlag: Alwin Rlarx,Z8uchL>ruckerei und Zertungsveriag <3.nub.^>. Reichenau i.Sa. Mitteilungsblatt des Verbandes „Lufatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gsbirgsvereins der gesamten Dberlausitz. Hauptjchriftlsitung: Gtto Marx Deichen« u (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Hsimatjchriststsllsr. Manuskripten ist Rückporto bsizusügsn, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der »Gbselaulißer Heimatzsitung" wird strafrechtlich versolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gswsebebank und Girokasse Reichenau Nr. IS. Gbsrlausitzer Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Sittau. 111. Jahrgang Ewald Hering Ein vergessener oberlausitzer Romanschrift steiler Anläßlich der Neugersdorfer Tagung der Gesellschaft für Lausitzer Schrifttum sei eines Mannes gedacht, der zwar nicht in der Oberlausitz geboren ist, dessen Leben und Wirken aber so ganz unserer Heimat angehört, so daß wir ihn mit Fug und Recht als einen Oberlausitzer bezeichnen können. Der Geburtsort Ewald Herings ist Oschatz in Sachsen. Hier hat er am 16. Juli 1802 das Licht der Welt erblickt, doch siedelte er bereits 1808 mit seinen Eltern nach Zit tau über. Nach dem Besuche des dortigen Gymnasiums widmete er sich dem Studium der Theologie. Er fand 1820 eine Anstellung als Lehrer an der Zittauer Stadtschule, wo er bis 1834 tätig war und in dieser Zeit seine reiche schriftstellerische Tätigkeit, die er schon früher begonnen hatte, fortsetzte. Im Jahre 1834 wurde er in das Pfarramt Neugersdorf berufen, das er bis 1861 verwaltet hat. Seinem Amtsantritt daselbst waren erbitterte Streitig keiten in der Gemeinde vorausgegangen. Wie P. Melzer in seiner „Chronik von Neugersdorf" schreibt, wollte man einen erfahrenen Mann haben und nicht einen Kandidaten. Nachdem Hering bereits am 14. September 1833 seine Probepredigt gehalten und mehrere Petitionen der Ge meinde gegen die von Zittau aus erfolgte Wahl erfolglos gewesen waren, konnte ihm am 7. Januar 1834 seine „Vo- kation" überreicht werden und er am 16. Februar seine Antrittspredigt halten. 1860 feierte er sein 25 jähriges Amtsjubiläum, 1861 trat er in den Ruhestand über; am 3. Dezember 1862 starb er in Leipzig im 61. Lebensjahre. Als Schriftsteller ist Hering hervorgetreten auf dem Gebiete der Erzählung und des Romans. Er bearbeitete fast ausschließlich geschichtliche Stoffe. Wie sein Breslauer Namensvetter Wilhelm Häring (Willibald Alexis) nach mals Gestalten und Schauplätze aus der brandenburgisch preußischen Geschichte für die epische Dichtung gewann, entnimmt Hering, der unter den Pseudonym „Ewald" schrieb, seinen geschichtlichen Hintergrund fast ausschließlich der oberlausitzer und sächsischen Geschichte. An dichterischer Gestaltungskraft erreicht er allerdings Alexis ebensowenig wie sein mit ihm gemeinsames Vorbild den Schotten Walter Scott. Immerhin verdienen seine Werke für die an geschichtlichen Romandichtungen nicht besonders reiche Oberlausitz einige Beachtung. Bekannt sind uns davon fol gende Buchveröffentlichungen: 1. Sandsteine, Gesammelte Erzählungen, 4 Bdchn., Leip zig 1826—28; 2. Das Vogelschießen zu Oschatz. Erzählung aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, Leipzig; 3. Die Bergleute zu Goslar. Erzählung aus dem ^nde des 14. Jahrhunderts. 3 Teile, Leipzig 1825; 4. Die/Prinzessin von Jlsenstein im Harz. Erzählung nach Sagen aus dem Munde des Volkes; 5. Der Friede zu Prag. Erzählung aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges. 3 Teile, 1825, Leipzig; 6. Maximilian, Burggraf von Dohna. Erzählung aus dem Anfänge des 17. Jahrhunderts; 7. Die Hussiten vor Zittau. Erzählung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. 2 Teile. 8. Die Schlacht am Kapellenberge bei Lauban. Erzählung aus den Zeiten der Hussitenkriege, 1824. Einen Neudruck haben die unter 6 und 7 genannten heimatgeschichtlichen Romane im Jahre 1919 erlebt, und zwar ersterer in der „Zittauer Rundschau" (Nr. 1—16) und letzterer in der Bei lage „Oberlausitzer Erzähler" der „Oberlausitzer Dorfzei tung" (Nr. 11—28). Beide schließen sich eng an eine Anzahl wohlbekannter Örtlichkeiten der Zittauer Landschaft, der erst genannte führt uns außerdem in die altehrwürdigen Räume der Bautzner Ortenburg. Für eine Neuauflage sei auch empfohlen die gewandt und spannend geschriebene Erzählung „Die Schlacht am Kapellenberge bei Lauban", welche die unheilvolle Belage rung und Einnahme der alten Sechsstadt im Mai 1427 in packender Schilderung uns vor Augen führt. Wie anschau lich auch sonst der Verfasser den Schauplatz seiner Handlung darzustellen weiß, sei an einem in der Erzählung enthalte nen Gange nach dem „Laubaner Kapellenberge" dargetan, den wir hier nur auszugsweise folgen lasten wollen: