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7S Nr. 6 (Dbsrlausitzsr Heimatzertung gende Sätze in einzelnen Berichten gelesen: Der Verein ist der stärkste des Ortes . . steht an erster Stelle . . ist der angesehenste . . ist sür das geistige Leben des Ortes ausschlaggebend u. a. Ein Vorsitzender schränkt diese Stellung etwas humorvoll ein: „Der G. kommt sofort hinter den Vereinen mit Uniform, Fahnen und Marsch musik." In einem Ort hat allerdings der Aufschwung des Verbandsvereins den stillen und offenen Neid der andern Ortsvereine hervorgerufen. Welcher Rat soll da gegeben werden? Im allgemeinen ist es so, daß die Vereine, die sich auf alle Bevölkerungsschichten stützen (und so sollte es überall sein), am leistungsfähigsten sind. Freilich gibt es auch andere Berichte: Es wird über Interesselosigkeit und Vereinsmüdigkeit geklagt. Wirtschaftliche Schwierigkeiten werden hervorgehvben. Und vor allem wird das Fehlen der Jugend bedauert. Diese letzte Erscheinung bedarf aller dings in allen Vereinen ernstester Erwägung. Ein Vor sitzender nennt seinen Verein das „Veilchen, das im Ver borgenen blüht". Und ein andrer sucht einen Nachfolger, da er sich eine dankbarere Betätigung (Gesangverein) ge sucht hat. Am schmerzlichsten ist für d. B. aber, daß ein Verein, auf den die Verbandsleitung große Hoffnungen gesetzt hat und noch setzt, trotz vielmaliger Bitten über haupt keinen Tätigkeitsbericht geschickt hat. Nur einige nackte Zahlen zur Veranschaulichung der Arbeit: 31 Vereine treiben Gebirgsvereinsarbeit lals Haupt- und Nebengebiet), 7 besitzen ein Museum, einige andere kleine Sammlungen und mehr oder weniger große Büchereien (Neugersdorfer Leseverein 4000 Bände), 11 unterhalten Lesezirkel, 31 pflegen das planmäßige und ge legentliche Vortragswesen, 20 wandern. — D. B. will es am besten scheinen, wenn jeder Lusatiaverein Vorträge abhalten, Heimat- bez. Gebirgsvereinspflege treiben und Wanderungen durchführen würde. Dann wären die Mit glieder das ganze Jahr über gleichmäßig am Verein inter essiert. Nach den Berichten sind in der Zeit vom 1. Oktober 1928 bis 30. September 1929 126 größere und 58 kleinere Vortragsabende veranstaltet und 118 Wanderungen durch geführt worden. Die Vortrüge dürften etwa 45 000 Be sucher und die Wanderungen 4100 Teilnehmer gezählt haben. Alle Ausgaben für Vortragswesen, Museum, Lese zirkel und Gebirgsvereins-Arbeit sind nach den Berichten mit 36 000 RM. anzusetzen. Diese Summe dürfte aber ge nau wie im Vorjahre zu niedrig sein. Eine ganze Anzahl Vereine haben nämlich diesen Punkt gar nicht oder recht mangelhaft ausgefüllt. Und doch können wir bei Behörden und Öffentlichkeit nur durch genaues Zahlenmaterial etwas erreichen. Siehe in dieser Beziehung die Aufstellungen der Turn- und Gesangvereine. Erfreulich ist, daß 13 Vereiue geldliche Unterstützung durch die Gemeindebehörden er halten. Auffallend ist aber, daß unter den leitenden Vor standspersonen der Vereine (siehe Statistik) sich kein Ge meindeleiter befindet. (Ausnahme Waltersdorf!) In den Gebirgsvereinen der Sächs. Schweiz und des Erzgebirges ist dagegen eine große Anzahl Bürgermeister in führender Stellung tätig. Und das sicher nicht zum Schaden des betr. Vereins! Ebenso nehme» andernorts Bürgermeister an der Arbeit der Volksbildungsvereine und Volkshochschulen her vorragenden Anteil. Konnte bis jetzt d. B. erfreuliche Tatsachen und Zahlen material bringen (wenn auch mit einigen Dämpfern), io muß er nun über einige Organisationsfragen berichten, bei denen ihm seine Wünsche vom Vorjahr nicht erfüllt worden sind. Noch immer gibt es dieselben fünf Orte, in denen zwei Berbandsvereine bestehen. Warum keine Ver schmelzung? In einem Ort sind allerdings die Arbeits gebiete reinlich geschieden, in einem andern ist der Ansatz zu gemeinsamen Vortragsveranstaltungen gemacht worden. Warum auf dieser Bahn nicht weiter? Ebenso buntscheckig wie im Vorjahr ist das Bild über die einzelnen Geschäfts jahre. Das Beharrungsvermögen, am Kalenderjahr fest zuhalten, muß noch sehr stark sein. Jeder Vorsitzender muß zugeben, daß die Zeit vom Oktober bis September oder auch vom April bis März die weitaus günstigere Lösung ist. Und schließlich sind auch die Vereinsbeiträge bei manchen Vereinen immer noch so niedrig wie im Vorjahr. Freilich wird sofort entgegnet werden, eine Erhöhung ist unter den jetzigen Umständen ganz ausgeschlossen. D. B. muß das leider auch zugeben; es kann aber diese Frage einmal bei Unterstützungsgesuchen an den Verband zur Sprache kom men. Die Verbandsleitung könnte dann die Frage stellen: Schöpft der betr. Verein, wie es in der Behöröensprache heißt, auch seine Steuerquellen voll aus? Und eine ganze Reichsmark Mehrleistung fürs Jahr ist wirklich kein allzu großes Opfer, vor allem, wenn das Mitglied sieht, daß diese Mark sehr gut angewendet wird. Die Betrachtung mag wieder mit einigen Zukunfts aufgaben schließen. Da sind es zunächst alle die Fragen, die bei der Großschönauer Gebirgsvereinstagung leider nur kurz gestreift werben konnten: engeres Verhältnis zu den großen Nachbarverbänden, Gewinnung der Jugend, bessere Fühlungnahme mit Verkehrsvereinen und Behör den, überhaupt viel stärkere Jnteressierung der Öffentlich keit durch rege Pressearbeit. Weiter märe die Verbands kasse zu stärken, die Verbindung zwischen Verbandsleitung und Vereinen enger zu gestalten und schließlich das Vor tragswesen dadurch auszubauen, daß u. a. Bautzen, Bischofs werda, Kamenz, Ostritz, vielleicht auch Görlitz an den Vor tragsbesprechungen teilnehmen. Großschönau, 9. März 1930. Martin Köhler. Mitteilung an alle Vorlragsvereine Es soll versucht werden, auch in diesem Jahre wieder Unterstützungsgelder für die schwächeren Verbandsvereine zu bekommen. Um in diesen Gesuchen nachweisen zu können, wie in unserem Verbände gearbeitet wird, soll diesen Ge suchen eine Statistik über die Vortragstätigkeit des Ver bandes im vergangenen Winterhalbjahr beigefügt werden. Es ist deshalb dringend nötig, daß den Fragebogen eine Zusammenstellung beigefügt wird, die folgende Angaben enthält: 1. Wieviel Vorträge und andere Veranstaltungen sind im Winter 1929/30 abgehalten worden? 2. Wie groß war die Gesamtbesucherzahl? 3. Wie groß war der Durchschnittsbesuch an einem Abend? 4. Wie hoch belaufen sich die Gesamtausgaben dieser Abende? 5. Wieviel A der Einnahmen aus der Jahressteuer werden auf das Vortragswesen verwendet? 6. Wieviel der Einwohnerschaft unterstützen durch Zugehörigkeit zum Verein oder durch Besuch der Veranstaltungen die Volksbildungsarbeit des Vereines? 7. Wird der Verein von der Gemeinde oder irgend einer anderen Seite finanziell unterstützt? Frage 6 dürfte nicht so leicht zu beantworten sein. Sie ist aber doch sehr wichtig; denn je höher dieser Prozentsatz ist, desto größeren Nachdruck können wir unseren Gesuchen verleihen. Da wohl alle Vereine ihre Winterarbeit bis Ende März zum Abschluß bringen, bitte ich um Zustellung der Fragebogen und dieser Zusammenstellung bis spätestens 5. April a. c. OttvHentschel, Vortragswart.