Volltext Seite (XML)
Nr. 7 Gberlausitzer Hermatzeitung 7S Hinzuziehung eines scharfen Hundes recht gute Erfolge erzielt. Sehr ergiebig und zu empfehlen ist auch ein neues Fangverfahren, der sogenannte Stöberfang. Bei dieser neuen Fangmethode werden zunächst alle in einem be stimmten Gebiete vorhandenen Baue der Bisamratte aus findig gemacht und die am meisten zur Flucht benutzten Hauptröhren in geeigneter Weise mit Fallen belegt. Darauf werden die Tiere, die, solange sie nicht beunruhigt werden, sich tagsüber regelmäßig in ihren Bauen aufhalten, mit Hilfe eines eisernen Fängerstockes, den man in das Erd reich stößt, aufgestöbert und damit gezwungen, ihren Bau zu verlassen und in die Fallen zu gehen. So kann man mit Hilfe dieser Fangart innerhalb kurzer Zeit ganze Bisam familien unschädlich machen. Nur dadurch, daß die Bekämpfungsmaßnahmen auf das Schärfste durchgeführt werden, und die gesamte Bevölke rung indirekte Mithilfe leistet, indem sie beim ersten Auf treten der Bisamratte in einem neuen Gebiet sofort Mel dung erstattet, ist es möglich, den Zug der Bisamratte auf zuhalten und eine Gefährdung weiterer Teile Deutschlands zu verhindern. Gang durchs Dorf Durchs Dors ging ich wieder, nach langer Zeit, Ms sah doch manches verändert aus. Traf stumme Gesichter — der Menschen Leid — Doch grüßte auch freundlich da und dort ein Haus. Der Dach schlängelt sich noch wie dazumal Durch «Bärten, um Häuser, durch viels Drücken. Seine lllfer teils steinig, teils von Däumen kahl; Doch die Hoffnung trägt er noch auf dem Ducken. Di« Hoffnung, daß du, deutsches Volk, Magst von neuem recht bald erstehen; Daß du auf Erden, als Volk neben Volk, Die strahlende Sonne kannst wieder sehen! E. N. M. LI«M«N». Zum 100. Geburtstage Edmund Kretschmers Von Dr. Taute, Dresden Am 31. August d. I. vollenden sich 100 Jahre, seitdem der Komponist Edmund Kretschmer zu Ostritz geboren wurde. Die Nähe dieses Tages bringt uns die Bedeutung seiner künstlerischen Persönlichkeit wieder klarer zum Be wußtsein. Er bildet mit Heinrich Marschner, Friedrich Schneider und Joh. Adam Hiller das glänzende Viergestirn am musikalischen Himmel unserer Lausitzer Heimat. Hervorgegangen aus dem Schulhause des Städtchens Ostritz, wuchs er in den bescheidenen Verhältnissen einer kleinbürgerlichen Umwelt auf. Aber gerade diese Kleinstadt hatte eine künstlerische Atmosphäre, die der Befähigung des Knaben ungeryein zusagte. Von seinem Vater, dem be kannten Rektor Franz Xaver Kretschmer, geschaffen und genährt, blühte hier ein seltenes musikalisches Leben, das in Verein und Familie liebevollste Pflege fand. Hier liegen die Wurzeln der späteren künstlerischen Bedeutung Edmund Kretschmers. Mit 16 Jahren zur Berufsausbildung als Lehrer nach Dresden geschickt, trieb er neben seinen wissenschaftlichen Studien mit größtem Eifer seine musikalische Weiterbil dung und erregte schon damals die Aufmerksamkeit weite rer Kreise. Seine Kunst öffnete ihm Türen, die anderen verschlossen blieben. Im Hause des berühmten Tenors der Dresdener Hofoper, Mitterwurzer, wurde er mit der Wag- nerschen Muse bekannt, die damals in Dresden Eingang nahm. Auf Mitterwurzers Anregung komponierte der Jüngling auch sein erstes Lied, „Gebt mir vom Becher nur den Schaum", das den Beifall des großen Sängers derart fand, daß er es in der Öffentlichkeit sang und den Namen des jungen Komponisten bekannt machte. Seine Mitwir kung in der Aufführung der 9. Symphonie, die unter der Leitung S. Wagners im alten Opernhause stattfand, übte tiefste Wirkung auf Kretschmer aus und weckte in ihm die Überzeugung, daß das Höchste die Musik sei. Seine nun folgende Lehrertätigkeit gab ihm reiche Ge legenheit, seine Fähigkeiten in den Dienst der Schule und der Kirche zu stellen, wobei er aber nicht versäumte, an seiner Weiterbildung zu arbeiten. So nahm er bei Julius Otto Unterricht in der Kunst der Komposition, während er sich bei Joh. Gottlob Schneider im Orgelspiel vervollkomm nete. Zwischendurch entsproß auch schon manche Blüte der eigenen Kunst. So trat er damals mit drei Liedern an die Öffentlichkeit, die er als Opus 1 bezeichnete, dem bald Opus 2, dem Sänger Tichatschek gewidmet, folgte, wofür er sein erstes Honorar erhielt. Kretschmers nmfangreiche künstlerische Tätigkeit, be sonders die Leitung von Gesangvereinen, veranlaßte ihn zur Aufgabe seines Lehreramtes, wonach er sich ganz seiner Kunst widmete. Ein bedeutsamer Markstein in seiner nun folgenden Laufbahn war das große deutsche Sängerfest, das im Jahre 1868 zu Dresden stattfand. Es war ihm gelungen, in einem Wettbewerb mit seiner „Geisterschlacht" den ersten Preis zu erringen, und er hatte die Freude, das Werk mit einem Chor von Tausenden von Männern aufführen zu dürfen, wodurch sein Name bekannt wurde, soweit die deutsche Zunge klingt. Wie sehr seine kirchenmusikalische Kunst sich entwickel hatte, zeigte sich im Jahre 1868, wo er bei einem Brüsseler Wettbewerb auf eine Messe den ersten Preis gewann. Doch Edmund Kretschmers Streben war mit solcher Erfolgen noch nicht befriedigt, er griff nach den Sternen Sein Ziel war das größte musikalische Kunstwerk, die Oper. Und es gelang, am 21. März 1874 ging seine erste Oper- „Die Folkunger", im Jnterimsbau des Dresdner Hoi theaters mit größtem Erfolge über die Bühne, auf der sm sich Jahrzehnte lang mit höchsten Ehren behauptet hat. Vor hier aus trat sie ihren Siegeszug über alle großen Bühnen Deutschlands an und brachte ihrem Schöpfer reichste künstle rische Ehren. Kretschmer stand im Zenith seines Ruhmes, ein Künst ler, auf den sein Vaterland mit größter Verehrung sah Seine Vaterstadt verlieh ihrem berühmten Sohne das Ehrenbürgerrecht. Heute stehen wir vor seinem 100. Geburtstage un> schauen aus jene Zeit des Glanzes zurück. Was lieg zwischen einst und jetzt? Ein unerhörtes Weltgeschehen ha ste uns in weite Ferne gerückt. Eine neue Kunst ist auf die weltbedeutenden Bretter getreten, neue Klänge dringen an unser Ohr, gar oft in schrillen Dissonanzen. Ist es da wohl gestattet. Edmund Kretschmers Kunst ins Bewußtsein zurttckzurufcn? Sein künstlerisches Streben galt der Ver herrlichung deutscher Art und deutscher Treue. Darum sollte das deutsche Volk auch ihm die Treue halten, und besonders sein Vaterland und am wenigsten seine Heimat sollte seiner vergessen. Das wird auch nicht geschehen. Seine Vaterstadt Ostritz rüstet sich, ihrem großen Sohne und Ehrenbürger eine würdige Jahrhundertfeier zu veranstal ten. Aber darf es dabei bewenden? Wäre es nicht des Meisters würdig, wenn an der Stätte, wo einst seine gro ßen Tonwerke glänzende Aufführungen erlebten, seine er folgreichste Over, die einst soviel bewunderten „Folkunger", als Jahrhundertfeier erschiene? Wohl muß auch die Dresdener Staatsoper wie jedes Privatnnternehmen mit der wirtschaftlichen Not kämpfen und jede Unternehmung aufs peinlichste auf ihre Tragbar keit prüfen — aber wäre ein solches Risiko gar so gewagt? Nun, dann sollten aber auch alle Hände sich zur Hilfe dar bieten. Alle Kreise der Lausitzer Heimat unseres Edmund Kretschmer, denen Musik eine heilige Sache ist, sollten sich regen, um jenes Ziel erreichen zu Helsen, denn es gilt, einen