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76 GberlausitzerHeimatzsitung Tischen" sFelsblock gegenüber derselben auf den Mühl- steiubrüchen), vermutlich die erste Bleiche in Jonsdorf, wieder eingegangen zu sein. An demselben Monatstage, an dem vor 87 Jahren der erste Goldberg den „Bleichgarten" im Hinterdorfe erwarb, am 13. Septeniber 1833, tauft Christian Friedrich Hänisch den „Garten" — also nicht mehr Bleichgarten — von den Erben Pauls für 1215 Thlr. Unter seiner Hand gestaltete sich das Schicksal des Grundstückes höchst wechsel voll. „Tischerhansch", wie er wegen seines Tischlerhand werts im Dorfe genannt wurde, war ein „tüchtiger" Mann aus der späteren Geschichte Jonsdorfs, der mit Geschicklichkeit Kraft und Ausdauer verband. Die alte „Garnbleiche" ließ er nicht wieder erstehen, sondern baute dem Wohnhause gegenüber, unterhalb der Straße, eine kleine Mühle. Als diese mit den damals noch bestehenden vier größeren Mühlen Jonsdorfs nicht konkurrieren konnte, richtete er in derselben eine Zwiste- r e i ein, eine Beschäftigung, die zu jener Zeit „einen Haupt- uahrungszwcig" in unsrer Gemeinde bildete. Vor allem aber ist Hänisch der Begründer des Gasthauses „zum Schweizertal", unter welchem Namen und Betriebe es heute noch besteht. Am 21. Dezember 1855 erhielt der Ge nannte nach mehrmaligem Nachsuchen von der Kreisdirek tion Bautzen „für seine Person, solange das Nebenzollamt besteht, die Conzession zur Beherbergung und Bewir tung Reisender, sowie zur Ausspannung". Hänisch hat dieses Ziel nicht „im leichten Spiel errungen" und lange Jahre geduldig harren müssen. Besondere Orts- und Zeitverhült- nisse halfen ihm zum gewünschten Erfolg. Im Jahre 1836 hatte der damalige Richter Friedrich Theodor Feurich mit den beiden Knoblocheu sTeichknvb- lche — Vater und Sohn) die städtischen Mühlsteinbrüche in Jonsdorf gepachtet. Unter dieser Leitung nahm die Mühl steinfabrikation einen ganz bedeutenden Aufschwung. Ein Hindernis für den Handel mit den Erzeugnissen derselben bildete der nicht im besten Zustande sich befindliche Fahr weg durch das alte Dors. Richter Feurich ruhte nicht eher, als bis er die Genehmigung zum Bau einer neuen, zweck entsprechenden Straße und die Zusicherung einer Beihilfe zu den Kosten erhielt. Trotz der letzteren verzögerte sich der Bau wegen „finanzieller Schwierigkeiten". Nach acht Jahren endlich, im Jahre 1847, wurde sie, unsere jetzige Hauptstraße, vollendet. Bald zog sich der ganze Handel und Verkehr zwischen Zittau und den böhmischen Grenzstädten Zwickau—Leipa von der „alten Leipaer Straße" auf diese, sodaß sie zur Haupt- und Zollstraße wurde. Die Königliche Finanzbehörde errichtete nämlich im Jahre 1855 an ihr in der Nähe der Grenze ein Nebenzollamt auf dem alten Schmiedegrundstück im Hinterdorfe neben Hänischs Garten. Im Vorderdorfe eröffnete im Mai 1842 der weit und breit berühmte Dr. Linke aus dem Grundstücke seines Schwiegervaters Johann Gottlieb Schwerdtners seine Kaltwasserheilanstalt. — In Neujonsdorf begann 1846 der Kammstricker Johann Friedrich Seidel, unterstützt vom „Altjonsdorfer Sußigmllller", mit seinen Arbeiten zur Erschließung der Nonnenfelsen. Beide Unter nehmungen lockten jedes Jahr mehr Fremde nach Jonsdorf. In dieser Zeit des zunehmenden Fremdenverkehrs wurden berechtigte Klagen laut über ungenügende Unter kunft Fremder in Jonsdorf. Bis zum Jahre 1842 gab es nur ein Fremdenzimmer mit nur einem Bett, und das befand sich drüben in Neujonsdorf in der ebenfalls dem Richter Feurich gehörenden „Dammschenke". Nach Eröff nung des von letzterem in der Mitte des alten Dorfes er bauten neuen Kretschams 1842 gab es zwar eine solche Her bergstatt mehr,' aber diese genoß wegen lässiger Bewirt schaftung keinen guten Ruf. — Hänisch erkannte die Zeit. — Schon 1838 war er den Stadtrat zu Zittau um Erlaub nis zum Gasthausbetrieb in seinem Grundstück angegan gen, aber abschlägig beschieöen worden. — Hänisch konnte warten, seine Zeit mußte ja kommen. — Die Klagen über ungenügende Unterkunft und schlechte Bewirtung Fremder verstummten auch trotz des „neuen Kretschams" nicht. Am 19. Januar 1855 wurde Richter Feurich aus diesem und anderen Gründen von der Kreisdirektion zu Bautzen „ernstlich verwarnt" und ihm mit einer „neuen Konzession" gedroht. Nun ging Hänisch ganz energisch vor. Nicht bloß ein neues Gesuch reichte er ein, sondern forderte auch die Amtshauptmannschaft auf, seine Sache „nochmals zu unter suchen". Die Verhandlung an dieser Stelle am 11. Juli 1855 verlief sehr günstig für ihn. Das Weihnachtsfest 1855 brachte ihm nach 17 jährigem Harren und Ringen endlich „Erfül lung und Frieden". Noch 26 Jahre hat der „alte Tischer- hänsch" das „Schweizertal" bewirtschaftet und an seinem Teil zur „Hebung des Fremdenverkehrs" in Jonsdorf bei getragen. Nach ihm, von 1875 ab, hat die Wirtschaft bis heute neunmal den Besitzer gewechselt, nicht immer zu ihrem Nutzen. Unter ihrem jetzigen Herrn aber hat sie sich in ihrem äußeren Aussehen wie in ihrem inneren Betriebe sehr zu ihrem Vorteil verändert. Bauer, Kantor i. R. Die Bisamratte in unserm ostsächsischen Teichgebiet (Lebensweise, wirtschaftliche Bedeutung und Bekämpfung der Bisamratte) Von Walter Scholze, Bautzen Die Bisamratte, die sich in den letzten Jahren in immer größerem Maße in Süd- und Mitteldeutschland ausge- breitct hat, hat nunmehr auch unser ostsächsisches Teich gebiet erreicht und ist zum Teil bereits stark in dasselbe eingedrungen. Während noch im Jahre 1928 die Dauer- besallsgrenze im Freistaate Sachsen so verlief, daß unser lausitzer Teichgebiet bis dahin von dem Vordringen der Bisamratte, abgesehen von ganz vereinzelten Fällen, noch verschont geblieben war, ist sie nunmehr im vergangenen Frühjahr 1929 auch in dieses Gebiet eingedrungen. Der tatsächliche Einfall kann jedoch bereits im Herbst 1928 statt gefunden haben,- denn in dem verhältnismäßig stark be fallenen Teichgebiete von Königswartha bemerkte man die ersten Anzeichen von dem Vorhandensein der Bisamratte im Winter des Jahres 1928 in Form von Fußspuren im Schnee auf den Teichdämmen. Man konnte ihrer jedoch zu dieser Zeit noch nicht habhaft werben, da sie äußerst selten von Teich zu Teich wechselten und sich größtenteils in ihren burgähnlichen Winterbauten versteckt hielten. Als jedoch im Frühjahr die Eisdecke verschwunden und die Teiche wieder sämtlich angelassen waren, konnten zahlreiche Bisamratten, auf der Oberfläche des Wassers schwimmend, beobachtet werden, und bereits am Ende des Monats April 1929 war im Königswarthaer Teichgebiet das 17. Exemplar zur Strecke gebracht. Auch aus verschiedenen anderen Teilen unseres ostsächsischen Teichgebietes liefen zahlreiche MeÜ? düngen vom häufigen Auftreten der Bisamratte ein, so daß man heute zweifellos die Ausbreitung derselben in diesem Gebiet bereits als verhältnismäßig umfangreich und bedrohlich betrachten muß. Auch behördlicherseits hat man sofort energische Gegenmaßnahmen zur Verfolgung und Vernichtung des schädlichen Nagers in die Wege ge leitet. Die Bisamratte ist ursprünglich kein europäisches Säugetier, sondern hat ihre Heimat in Nordamerika, wo sie als Pelztier eine außerordentlich bedeutende Rolle spielt. Sie gehört, wie unsere heimische Wasserratte, mit zu der Gruppe der Wühlmäuse und zeichnet sich als ein solcher Vertreter durch einen verhältnismäßig plumpen und ge drungenen Körperbau mit dickem Kopf aus. Verglichen mit unserer Wasserratte, die in ihrer Gesamtlänge nur 29—26