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88 Gbsrlausitzer Heimatzertung Är.S erfaßten Titelrolle, die sie namentlich mit dem erforder lichen Schuß von Herbheit auszustatten wußte, ohne die sympathischen Charakterlinien zu verdecken. Einen ver blüffend echten Ausschnitt aus der Wirklichkeit lieferte das von den Damen Gertrud Mosig, Alma Friedrich und Ida Thiele gestellte Klatschbasentrio, das je nach Bedarf und Zweckmäßigkeit die „Giftspritzen" mit sammetpfötiger oder kaltschnäuziger Gehässigkeit handhabte. Diese lieblichen „Drachenklubs" sind ja nicht ans Mummelswalde be schränkt, sondern so „liebe Mitmenschen" beiderlei Ge schlechts finden sich in reichlichen Varianten selbst in den Kulturzentren und in den sogenannten „besseren Kreisen" unserer verehrten Zeitgenossen! Von den mitwirkenden Herren seien noch zwei besonders hervorgehoben: Paul Reuter, der den Gemeindevorstand Hallanger in ker niger Holzschnittmanier verkörperte, und Reinhard Ru dolph als biederer Vater Stoll. Recht lebenswahr wirkte auch das Aufgebot milchholender Kinder im zweiten Bild, das sehr nett angelegt war. Der Beifall war über die Maßen herzlich. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die „Lieben Mitmenschen" nunmehr zum eisernen Bestand der Lausitzer Mundart bühnen gehören werden. Die satirischen Bosheiten, die der sonst so sanfte Oskar Schwär hier verzapft, „belächeln wir und sind drob froh: denn, Gott sei Dank, wir sind nicht so!" Bruno Reichard. Sterbende Heimat Zur Absicht, die Hetzwalder Windmühle bei Neugersdorf abzubrechen Tag um Tag, ein ganzes Jahr nun schon zeichnet die altersschwarze ruhende Hetzwalder Mühle ihr zartes Flügel gewebe an den brennenden Abendhimmel. Schneeflocken umrieseln sie, Regenschauer peitschen matten Glanz über ihr dunkles Gewand, im ziehenden Nordnebel wird sie zum schemenhaften Gespenst der Landschaft, der Sturm rüttelt ihr Gebein und knarrt, singt und pfeift durch die Fugen. Sie aber steht wie ein ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht, mit stoischem Gleichmut blickt sie über die Lande, verachtend des Windes, der sonst ihr Leben war und ver achtend der harten Menschen. Ja, auch sie ist öahingegangen wie viele ihrer Schwestern im weiten Umkreis. Leer sind die Hügel der Heimat, ungebändigt braust der Wind drüber hin. Noch steht sie, noch richten sich täglich hundert Augen gen West und Ost zum Hetzwalder Hügel und erfüllen sich mit heimatstolzem Glanz, wenn die Mühle im Blicke ruht. Aber wie lange noch? Leer der Hügel? Kaum zu erfassen und zu begreifen für den, dessen Leben mit der Mühle grei sem Leben nm eine Heimat und ihr Schicksal bangte. Und die Mühle gehörte zum Leben der Heimat. Im wechselnden Zeitenlauf schaute der Bauer über Tal und Hügel immer und immer wieder zu ihr empor. Konnte der Frühling kommen, wenn sie nicht ihr kreisendes Antlitz dem ersten säuselnden Lüstchen, das von Süden über die Berge flog, entgegenreckte? Er kam und breitete blauen, sonnigen Himmel, federweiße Wolken und duftendes, zartes Saaten grün um ihren luftigen Thron. Nach des Sommers brüten dem Sonnenglast kam der Sturm und jagte mit feuchten Rossen durch das Land. Hei, wie da die Flügel flogen. Selbst wenn der winterlich-scharfe Ost Dorf und Flur in Eises- bann legte, war sie noch pulsendes Leben im erstarrten Umkreis und wurde Hoffnung, wenn der Müller am „Sterz" und am Drehwagen hantierte und den schwarzen Koloß langsam gen Süden zog. Dann war eitel Freude um sie. Munter jedes Bächlein sprang, Heller jede Lerche sang, wenn von Süden, siegestrunken, Frühling sprüht den Lebensfunken durch der Mühlenflügel Netz. Doch am frohsten blickt nach oben, wenn der Winter war zerstoben, eines Heimatfreundes Herz. Wandersehnsuchtsseligkeit, Müllerlied, romant'sche Zeit kreiste wieder durch die Seele. Allen gab der Flügel Schwung Hoffnung und Erinnerung. Der Mühle Hoffnung ist nun aus, dahin wohl für immer; aber die Erinnerung an sie wird bleiben, solange dieser Hügel den Namen des Dörfchens trägt. Noch ist sie nicht verschwunden. Möge sie noch recht lange, wenn auch nur in stummer Ruhe, den Heimatfreunden ein glückseliges Lied aus einer schöneren, aber sterbenden Heimat raunen. Oswald Gebauer, Neueibau. Das Zittauer AimattmMM für MMMmde und VorgMWe. Wenn auch im Zittauer Heimatmuseum im vergangenen Jahre die Tätigkeit fast acht Monate geruht hat, so sind doch seit dem letzten Bericht im März 1929 eine Menge wertvooller Eingänge zu verzeichnen. Herr I. Sitte, Grottau, schenkte Gesteine aus der Grenz- und Kontaktzone von Granit, Grau wacke und Schiefer Nordböhmens. Eine Blattversteinerung aus dem Sandstein des Hochwaldes stiftete Herr Zöllner, Olbersdorf; einen einzig dastehenden, sechs Zentimeter langen Seestern aus dem Lauschesandstein Herr Dipl.-Ing. C. Neu mann, Olbersdorf. Auf Wanderungen der Volksschule sammel ten Mandel- und Harnsteine von Raspenau, vom Raschen und vom Kosakow die Herren Zöllner und Kaiser. Unterbasal- tische Braunkohle (zwischen Tuff und Arkose) von Großschönau (Badeteich a. d. Lausur) schenkte Herr Dipl.-Ing. Osterlow; pechkohlenartige, gefrittete Braunkohle aus dem Basalt vom Steinberg bei Ostritz —ein äußerst seltener Fall! —Herr Hel mut Richter und die I7Hb. Herr O. Mießler stellte seine umfangreiche Sammlung eiszeitlicher Geschiebe leihweise zur Verfügung; Pallmer und Lange (OlUa) schleppten einen Rie sen-Findling von Panisch heran. Groß ist die Zahl der Biicherspenden. U. a. schenkte Herr Stadtbankdirektor Ändert, Ebersbach, seine umfang reichen Arbeiten über die Kreideablagerungen zwischen Elbe und Ieschken; Herr Privatdozent Dr. Heinz. Hamburg, seine acht Schriften über Inoceramen der verschiedenen Gebiete; die Naturforschende Gesellschaft zu Görlitz die Abhand lungen der Jahre 1925 und 1929 — die letzteren mit Beiträgen von Dipl.-Ing- Donath, Freiberg, und Dr. Heinke über die Basaltrose von Ostritz. Auch für unsere Heimat sehr wichtig ist die seit 1928 in Reichenberg erscheinende Zeitschrift „Der Firgenwald". Photographien vom Plattenbasalt bei Friedland und des leider nunmehr zerstörten Ostritzer Profils überwies Herr Kaiser, acht Nachzeichnungen von Zittauer Stadt plänen Herr Helmut Richter. Durch Vermittlung des „Landesoereins Sächsischer Heimat schutz" ist es gelungen, schadhafte Naturdenkmäler in den Jonsdorfer Mühlsteinbrüchen wiederherzustellen (I. Bauer „Naturschutz im Zittauer Gebirge", Heimatschutz 1929) und den Spitzkunnersdorfer Stein neu hinzu zu er werben (Bericht von Dr. Heinke in der Festschrift „Naturschutz in Sachsen 1929"). Dagegen ließen sich trotz aller Bemühungen die durch eingeschloffene Baumstämme heroorgerufenen Basalt- rosen von Ostritz nicht retten. Sie fielen der gerade an dieser Stelle notwendigen (?) Förderbahn zum Opfer. Treue