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SS Sonntag, 31. Oktober W2V Är.2S 1. Jahrgang , Blatter für' L?eimatkunöe Z Scstristleitung und Geschäftsstelle i'n^Neichenau.Sa. fFernsprecfter Nr-. 21S j Gefek)lct)te, ^Ku nff^Literatui" DrucP u.Venla g.Älwin Marz- (Inh. Otto Marz-) Sudlaufttzen Nachrichten, RerchenansSa. n nächster Nummer der „Heimatzeitung" beginnen wir mit einer Artikelserie aus der Feder unseres Bautzener Mitarbeiters, Herrn Otto Flösset. — „Lausitzer Kunststätten" werden Gegenstand seiner Ausführungen sein. Die Anregung hierzu gaben ihm die kunstgeschichtlichen Führungen, welche der Leiter des Lausitzer Provinzialmuseums, Herr Dr. Biehl in Bautzen, im Laufe dieses Sommers in Bautzen und Um gebung veranstaltet hat. Die Schriftleitung. MIttIIIIlllNlIIIIIMI>IttIIttttttIIIIII>IUIlIIINUIlllIllII>IttUI!sslIIIIIMUUIINUIUUUUllMItt»lIIlil Der Rothstein mit seiner Umgebung in sprachgeschiclstlicher Beleuchtung Bon Professor Dr. K. S1 uhl - Wilrzburg (Schluß) Wie der hessische Odenberg ist auch der Rothstein auf seinem Gipfel befestigt. Es krönt ihn ein Doppelsteinwall, der wie der Löbauer Berg und der Stromberg als Schlacken wall gilt. Uber die Entstehung, Alter und Zweck der Befesti gung gehen die Ansichten auseinander. Die einen halten ihn für eine germanische, die andern für eine slawische Opfer- und Berteidigungsstätte. Was er wirklich gewesen ist, spricht der Name des Dorfes Dolgowitz, das zwischen demHengst- berg und Rosenhain auf aussichtsreicher Höhe liegt, unzwei deutig aus. Das Dörfchen war früher nach der meißnischen Grenzurkunde aus den Fahren 1213—42 der Mittelpunkt eines größeren, nach ihm: Burgward Dolgowitz be nannten Bezirkes, der außer Dolgowitz die Gemarkung von dreizehn Dörfern umfaßte und dem Bischof vonMeißen unter stand. Man hat nun nach den Mauerresten der vermeintlichen Burg gesucht, indessen vergebens: die Burg lag nicht in oder bei Dolgowitz, die Burg war der Rundwall aus dem Roth stein. Wie dieser Name aus: der Otstein entstellt ist, so geht Dolgowitz aufd' Olgo witz zurück, das aber war die Be nennung des in urältester Zeit, da Germanen und Griechen noch ein Volk bildeten, errichteten Steinwalles auf dem Gipfel des Rothsteins. D'Olgowitz oder dle Olgowitz ist eine aus zwei urgermanischen Bestandteilen zusammengefügte Benennung. Der erste entspricht dem gotischen Worte Alhs, das Wulfila im Sinne von Tempel gebraucht. Im Altsäch sischen lautet dasselbe Alah mit demselben Sinne, im Litau ischen Alkas, Elkas— heiliger Hain. Wälder und Haine waren die ältesten Tempel der Germanen, in denen sie „jenes geheimnisvolle Wesen verehrten, das sie nur mit den Augen der Andacht schauten" (Taeitus). Im Griechischen hat das Wort Alks, Alke die Bedeutung von Wehr angenommen, in der Sprache der Lateiner lautet es arx, die Burg, das Heiligtum. Der zweite Bestandteil des Namens Dolgowitz, also die Silbe —witz, die so oft mit —bitz wechselnd in vermeintlich slawischen Ortsnamen auftritt, liegt deutlich außerhalb der Zusammensetzung in der Mundart der Hessen vor. Da lautet das Wort: Bitze („die Bitze"), auch Bitz, Betz, Bötz und be deutet ursprünglich — denn jetzt wird es nur als Eigen bezeichnung von Gärten und Feldstücken verwendet — eine Einfriedigung, einen Zaun, besonders einen Baumgarten. Es wird von Schweller mit Grimm übereinstimmend auf das altdeutsche Pizaun, Pizuni, das diesen Sinn hat, zurück geführt. Diesen Sinn (Zaun) hat es offenbar auch in den Namen Cunnewitz (Cunne —Sippe, Gemeinde, vgl. Kem nitz!), Mauschwitz und Meuselwitz (vgl. hessisch und lausitzisch Mäus, Mosche, Mäusel —Kuh, Kalb), welche nördlich von Löbau gelegene Ortschaften bezeichnen, und in vielen ande ren Zusammensetzungen. Es dürfte keinem Zweifel unter liegen, daß dieser Ausdruck Bitz auch in dem Namen des Dorfes Bischdorf, das am Südwestfuße des Rothstein liegt, ein Name, den die Siedelung mit vielen anderen gemein hat, steckt. Da und dort lautet er auch Bisdorf. Nun hat die Stellung des Dörfchens Dolgowitz als Mittel punkt eines Burgwardtats nichts Auffallendes mehr. Es ver dankt diesen Vorrang der Nähe des Heiligtums, des mit dem Steinwall, der „Bitze" umfangenen Alahs d. i. des Adelhags (vgl. Adalbert: Albert) oder Stammhags. Nach solchen Alahen sind die Alamannen benannt, die im Verlaufe der Völkerwanderung sich gegen Südwesten hin ausgebreitet haben. Auch im Rheingau finden wir einen solchen Alh. Gau- Algesheim hat nach ihm seinen Namen. Es liegt neben dem Rossezuchtort Gaulsheim am Fuße des Laurentiusberges, auf dem an dem Tage des Heiligen vor dem kleinen Kirch lein die Pferdesegnung stattfindet. Hier hat der auf dem Roste gebratene Laurentius den heidnischen Pferdegott ver drängt, am Rothstein mußte der Schimmelreiter Wodan, der große Vater, oder Od(Atta) dem Schirmherrn der rosse züchtenden Ritter, St. Georg, weichen. Ihm wär die jetzt ver- fallens Kapelle auf dem nahen Georgenbergs geweiht, deren Gründung die Überlieferung dem Bischof Benno von Meißen (1066—1106) zuschreibt. Von diesem Gotteshause aus, das