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308 Gberlausitzer Heimatzeitung -Nr. 26 Pallasch. Daneben sehen wir allerhand Sächelchen, die aus langer Weile von den Fingern der RIttersräuleins geschaffen wurden, Krimskrams, aber auch wertvolle Zeugnisse früheren Handfleißes, seidene Gewänder, zierliche Schuhe, kunstvolle Stickereien. Eine reiche Waffensammlung bietet sich ferner unserem Auge dar. Da hängen riesige, rostige Ritterschwerter, Oifiziersdegen aus dem dreißigjährigen Kriege, Speere, Hellebarden, Donnerbüchsen, Haubitzen, Morgensterne und eisengespickte Dreschflegel aus den Hussitenkriegen, Fahnen und Waffen aus den Türkenkämpfen und französische Adler aus den Befreiungskriegen. Wir durchschreiten das „Kaiserzimmer", in dem Joses II. einige Tage wohnte, und gelangen in „Wallensteins Geldstübchen", einem festen Gemach mit riesig starken Mauern. Des Herzogs Reichtum ist schon daraus ersichtlich, daß zur Herrschaft Fried- land allein neun Städte und fünfundficbzig Dörfer und Städtchen gehörten. Schmale, finstere Gänge führen uns in das unterirdische Ver ließ aus enger, steiler Treppe. Eiskalte, feuchte Lust schlägt uns entgegen in dem kleinen, runden Raum, dessen Wände noch die Eisenringe tragen, in die Tyrannei und Willkür ihre Opfer schmie- beten. Ein zweites Verließ, für vornehmere Geiseln bestimmt, macht einen weniger Küstern Eindruck. Erbaut wurde die Burg Friedland von Berkowecz von Drzc» wicz, der im Fahre 1012 die damals noch öde Gegend des heu tigen Friedland von Herzog Udalrich erhielt. 1014 baute er auf dem Gipfel des heutigen Schloßberges eine Warte, den noch vor handenen runden Turm, der den Namen „Indlca" bekam. Im elften Jahrhundert bauten die Nachfolger des Gründers, die Berka von der Duba, den nordöstlichen Teil, später auch die Teile gegen Nord- und Südwest an. 1255 gründeten die Berka am Fuße des Schloßberges die Stadt Friedland. 1264 nahm der König Primislaus Ottokar II. dem Mtchalco von Duba die Besitzung Friedland und belehnte 1278 den Frei- Herrn Rudolf von Bieberstein damit, der aus dem Gaugrasen- hause Bieberstein in der Schweiz gestammt haben soll. 276 Jahre blieb die Herrschaft im Besitze dieses Geschlechts, das zu hoher Macht kam, brachte es doch sehr bald auch die Landeskrone bei Görlitz, Teile von Cottbus, Seidenberg, dann Hammerstein bei Retchenberg, Sorau, Triebet, Priebus und noch andere Güter In Schlesien und der Lausitz an sich. 1370 wurden die Brüder Hans und Ulrich von Bieberstein Besitzer der Herrschaften Sorau und Friedland. Fünf Jahre später verkauften sie das Dorf Harthau und 1380 den Zoll von Ostritz an die Stadt Zittau. Pescheck sagt davon: „Am St. Gallitage genannten Jahres kaufte der Stadtrath den Brüdern Hans und Ulrich von Biber stein, Herrn zu Friedland und Sorau, ihren Antheil von Hartau, der oermuthlich mit der Herrschaft Grafenstein in Verbindung stand, um „300 Mark Zittische Zahl Prager Groschen" ab: ebenso 1384, am Tage der 11000 Jungfrauen, dem Czdenko von Donyn, gesessen auf der Beste zu Friedland, seinen Antheil von Hartau sür 190 Schock." 1384 nahm Hans von Bieberstein die Herrschaften Beeskau und Storkau in der Niederlaufitz mit bewaffneter Macht, da ihr Herr als Letzter des Geschlechts von Strehlen gestorben war, ob- wohl König Wenzel genannte Besitze als verfallene Lehen ein- ziehen wollte. Der Landoogt Benesch von der Duba erhielt auch Befehl, im Verein mit Land und Städten dem Biebersteiner die geraubten Herrschaften abzunehmen, jedoch scheint es nicht aus geführt worden zu sein, da Hans von Bieberstein im nächsten Jahre noch mit der Lausitz aus freundschaftlichem Fuße stand und erwähnte Besitzungen behielt. Erst 1386 kam es aus demselben Grunde zum Bruch mit Land und Städten der Lausitz. Wenzel befahl nämlich erneut die Abtretung obengenannter Herrschaften, was aber Hans von Bieberstein nicht befolgte. Er befehdete vielmehr des Königs Bruder, den Herzog Hans von Görlitz, nachdem er sich mit Hans von Cottbus aus Cottbus, Czdenko von Dohna, der auf der Burg Friedland saß, seinem Bruder Ulrich und mehreren anderen Herren verbündet hatte. 1387 schädigte er die Ntederlausitz sowohl als auch die Oberlausttz, indem er Reisende beraubte, ganze Orte verwüstete und plünderte. Noch schlimmer trieb es Czdenko von Dohna, der nicht nur die Umgegend von Görlitz heimsuchte, sondern sogar die Stadt selbst bedrohte, was auch die Görlitzer dazu veranlaßte, die Tore zu befestigen und zu bewachen. König Wenzel befahl nun den Städten und dem Landvogt, gegen die Widersetzlichen mit Waffengewalt vorzugehen, und als Herzog Hans von Görlitz Land und Städten ihre Privilegien ver- briest hatte, begannen im Februar 1387 die Rüstungen. In Bautzen sammelte sich eine bedeutende Streitmacht, schickte doch Görlitz allein achtzig Mann mit vierzig Pferden und taten doch auch die übrigen Städte sowie die Ritterschaft restlos ihre Pflicht. Hans von Bieberstein.hatte seine Getreuen bei Sorau und Cott bus aufgestellt, was man aber ignorierte und sich gegen Schloß Friedland wandte. Wie schon erwähnt, wohnte Czdenko von Dohna aus dieser Burg, da seine Neffen, die von Bieberstein, sich meist in Sorau und Forst aufhielten. Dieser Czdenko hatte sogar einen regelrechten Sturm auf die Stadt Lauban unternommen, weshalb das Lausitzer Heer sich auch jetzt gegen seinen Wohnsitz wandte. Auf dem Wege dohin wurde es in Görlitz durch weitere zwetunddreißig Reiter vermehrt. Dann sichtete man Lauban und endlich kam man vor Friedland. In kurzer Zeit hatten die Lausitzer das Schloß erobert und besetzt, obwohl es stark befestigt war und man den Gebrauch des Pulvers noch nicht kannte. Darauf schlossen die von Bieberstein einen Waffenstillstand mit der Lausitz, demzufolge Friedland wieder geräumt wurde. Aber bald zeigte Hans von Bieberstein neue Händelsucht und die Lausitzer wurden einzig nur dadurch von der Notwendigkeit eines neuen Kricgszuges entbunden, daß Herzog Primislaus den Frieden zwischen König Wenzel und dem Bieber- steiner vermittelte. Als 1389 Streitigkeiten zwischen Hans von Bieberstein und Bautzen entstanden, wurden selbige auf gütlichem Wege bei einer Zusammenkunft in Spremberg beigelegt. In den Hussitenkriegen haben sich die von Bieberstein als zuverlässige Waffenfreunde der Lausitzer erwiesen. 1554 erlosch die Friedländer Linie derer von Bieberstein und Ferdinand I. zog die Besitzung als verfallenes Lehen ein. 1556 bis 1559 gehörte es dem Markgrafen Georg von Brandenburg, sodann bis 1620 dem Geschlecht derer von Rädern. 1620 focht Christoph von Rädern, getreu seinem Glauben, in der Schlacht am weißen Berge für Friedrich V. von der Pfalz, weshalb er auch nach dem unglücklichen Schicksal des Winterkönigs zur Flucht nach Polen gezwungen war, wo er in der Verbannung starb. 1622 verkaufte Ferdinand II., da Friedland konfisziert wor- den war, diese Besitzung nebst Reichenberg an Eusebius Albrecht von Waldstein, den Schillerschen Wallenstein, sür 150000 Gulden. Geboren wurde dieser 1583 in Herzmanicz. Auf Friedland hat er nur einmal gewohnt, denn der Herzog von Friedland und Mecklenburg, von Sagan und Großglogau, Fürst zu Wenden, Herr der Lande Rostock und Stargardt, Ritter des goldnen Vließes, kaiserlich königlicher Kämmerer, Oberster und Generalfeldhaupt mann, der Herr von sechsundsiebzig Gütern und Herrschaften, hielt meist in Gitschin oder Prag Hof. Doch seine Herrschaft fühlten seins Untertanen sehr wohl, z.B. im Jahre 1624, wo er von fünf hundert Musketieren, die wie die Teufel wüteten, den Protestan- tismus ausrotten ließ. Nach Wallensteins Ermordung schenkte Ferdinand II. Friedland und Reichenberg dem Grasen Matthias Ga'las. Die Schweden haben im dreißigjährigen Kriege das Schloß oft zu stürmen versucht. Im Dezember 1645 kamen sie durch Kapi tulation der sechzig Mann starken Burgbesatzung in seinen Besitz. Beschossen wurde es von den Schweden damals acht Stunden lang aus zwei Feldstücken, vier Kartaunen und zwei Mörsern mit Granaten. Die Besatzung ergab sich erst, als sie aus vierzig Mann gesunken war und drei Breschen geschossen waren. Bon der Witwe des letzten Gallas erhielt der älteste Sohn von ihres verstorbenen Mannes Schwager, der 1759 in den Reichs grafenstand erhobene Johann Christian Graf von Clam, Fried land und Reichenberg, dessen Nachkommen, die Llam-Gallas, die Herrschaften heute noch innehaben.