-Nr. 26 GbsrlaufltzerHeimatzsttung 803 Das oberlausitzer Bauernhaus in Sachsen und Nordböhmen Von Dipl.-Ing. Hans Richter — Mit Zeichnungen des Verfassers as Bauernhaus in Sachsen geht in seiner Anlage im allgemeinen auf die fränkische Grundform zurück. Das erklärt sich aus dem frühzeitigen Einwandern von fränkischen und thüringischen Stämmen in das säch sische Gebiet, welches ursprünglich eine rein slawische Bevölke rung aufwies. Die deutschen Stämme verfügten durch ihre öftere Berührung mit Städten über eine größere Kenntnis der Wohnungsverhältnisse und besaßen auch größere technische Fertigkeiten als die nomadisierenden Slawen. Zu dem kommt, daß die Deutschen weit mehr Erfahrung im Holzbau besaßen — galt doch der deutsche Zimmermann als der geschickteste — als die Slawen, die aus waldärmeren Gegenden stammten und meist mit Hütten aus Lehm vorlieb nahmen. Diese Unkenntnis der Holzkonstruktionen beweist auch der Umstand, daß Worte wie „Dübel", „Fuge", „Hobel" und „Kragholz" als Lehnworte in die slawischen Sprachen übernommen worden sind, also früher in diesen keine Bezeichnungen für jene Gegenstände vorhanden waren. Es ist daher erklärlich, daß die deutschen Kolonisatoren den Hausbau der slawischen Eingeborenen frühzeitig beeinflußt haben. Verhältnismäßig am reinsten hat sich die slawische Urform in den Bauernhäusern der sächsiscken Oberlausitz und des angrenzen- Nordböhmens erhalten. Ja, in den wendischen Dörfern um Bautzen gibt es sogar noch einige Höfe, bei denen das Wohngebäude, die verschiedenen Ställe, der Backofen, die Scheune und die sonst noch vorhandenen Wirtschaftsgebäude alle planlos nebeneinander verstreut liegen, eine Anlage, die von der fränkischen vollkommen abweicht. Ihrer Siedlungsform nach findet man in der Oberlausitz Lang- oder Straßendörfer, und gegen Böhmen hin die sogen. Waldhufendörfer: die wendischen Dörfer bei Bautzen zeigen noch deutlich die slawische Rundlingsform. Während die Bewohner der Rundlinge fast ausschließlich Bauern sind, treffen wir in den Lang- und Waldhufendörfern auch noch Häusler, Tagelöhner, Großschönau, Hau« mit abstehenden Säulen. „Gartennahrungsbesitzer' und die der Lausitz eigentümlichen Hausweber an. Durch die Verbreitung der Weberei wurden die ländlichen Wohnhäuser schon früh industriellen und städtischen Einflüssen unterworfen. So sind z. B. die eigentümlichen langgestreckten Dachfenster, von denen oft auch mehrere übereinander angeordnet sind, durch die Webindustrie bedingt worden, da unter dem Dache luftige Räume zum Trocknen der Garne usw. geschaffen werden mußten. Auch zeigen, wie später ausgeführt wird, die sogen. „Faktorenhäuser" Anordnungen und Einzelheiten, die zweifellos städtischen Ursprungs sind. Es ist daher streng genommen nicht richtig, die im folgenden zu betrachtenden Häuser als „Bauern häuser" zu bezeichnen. Eibau, Haus mit dem,charakteristischen Dachfenster