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mündet sie in die verkehrsreiche Görlitz—Reichenbcrger Linie. Einen Besuch der an Altertümern und geschichtlichen Erinne rungen reichen norPöhmischen Kleinstadt mit dem berühmten Wallensteinschlosse, in dem der gewaltige Feldherr nachweislich wenigstens zweimal anwesend war, wird wohl kein Oopels- dorfer Kurgast unterlassen. Der ausgezeichnete Führer von Fulius Kraus: „Ein Tag in Friedland in Böhmen" leistet hierbei die besten Dienste. Bon der Haltestelle Wald-Oppelsdorf wandern wir nordwärts, von den Zeichen der roien Isergebirgsmarkierung begleitet, nach der an der Zittauer Landstraße gelegenen, vielbesuchten Husaren- schenke, an dieser vorüber durch den Harihbusck bezeichneten Wald und weiterhin durch das Bergwerksdors Türchau, nach dem Eingänge des schönsten Flußtales der Obcrlausitz, des Neißtales zwischen Hirschselde und Ostritz. In zwei Stunden haben wir die Wegstrecke bis zur Burgruine Rohnau, einem sür Freunde heimatlicher Geschichte besonders anziehenden Punkt des Tales, zurückgelegt. (Bergt. „Karte über dasNcißtal- gebiet mit Ausflügen von Station Rohnau" und „Geschichte der Barg Rohnau" von W. Herrmann.) Als lohnendes Ausflugsziel von Oppelsdorf ist 'erner das nordwestlich gelegene, in drelvieriel Stunden zu erreichende Kirch- dors Reibersdorf mit seinem Gräfl. Einsiedelschen Schlöffe und großem herrschaftlichen Parke zu bezeichnen. Durch den „Schafbusch" genannten Rittergutswald gelangen wir in südwestlicher Richtung in einer halben Stunde nach dem auf aussichtsreicher Höhe gelegenen freundlichen böhmischen Dörf chen Kohlige und von da entweder in einer weiteren halben Stunde nach dem besuchenswerten alten Bergschlosse Grafen- stein (mit Besichtigung der reizvollen Burgkap-lle und des hoch- ragenden Wortlurmcs) oder nach der österreichischen Grenzstadt Grot tau. Am Bahnhofe dieser Stadt hat eine in grüner und roter Farbe ausgesükrle Wegebezeichnung ihren Anfangspunkt, welche in ungefähr 1 Stunden über Görsdorf, Hartau und Eich groben nach dem Töpfer im Zittauer Gebirge leitet, von wel chem Höhenpunkie aus Dorf und Berg Oybin sowie alle übrigen bedeutenden Gipfel des Gebirgszuges aus gut bezeich neten Wegen besucht werden können. Derr Körschbaum Nach Fritz Reuter von Richard Blasius E Oderwitz labt verr Iuhrn a Moan, Dar sampert'ch ei and wollt' starbn, Ond weil doch Kenner woas nntnahm koan, Do ließ a sein Kinner doas arbn. A teelt nu sei Haus, senn Hof ond fei Feld Zo glcichn Tecln onner d' Töchter. „Nu kriggt iähr no jeds a cgoal Hoifl Geld Ond de Hälft vom Goartn," ju sprächt a. Ond kaum, doß se'n Ahln de Augn zugdrockt Ond hon'u b'groabn mit Freedn, Do foalln über'sch Arbteel har ganz verrockt Wie hunger'gc Roabn die beedn. 's Geld wmd nu g'tcelt ond woas sticht und woas leit, Doach kenn toat sei Egnes taugn. Ond wie se crrn «vorn in t'n Goartn su weit, Zerkroatztn se'ch baal de Augen. E der Mötlnd groad mußt' do a Körschbaum sein, E der Möttnd groad, wie se oh moaßn. De Gruße mecnt: „Derr Körschbaum ös mein," Do fing d' Kleene baal oa zo roasn. Kaum doß a hoalbreife Grintschen toat troin, Soaß de Gruße en iäbersten Spötzn. „Giehst ronner! 'ch mar mit'n Feuerhokn schloin." Aber de Gruße schrie: ,,'ch war derr woas mötzn." Wie d' Kontzn fuhrn se off nanner nei Ond zerkrehlten sich iähr Gsichter. Se schlugn'ch hoalb krumm ond loahm derrbei Ond liffen zoletzt zon Richter. De Körschblut, die koam, ond de Körschn koamm oh, Ond oh de Oadvvkoaten koamm. Die Weiber hiebn'ch oall Iuhr grien ond bloo, Se koam nie en Gutn zoamm. De Körschblut, die koam, ond de Körschn koamm oh, Jeds Iuhr fuhrn'ch de Weibsn c d' Lodn. Jeds Iuhr ivorn oh de Stoar wieder do Ond spuckt» de Kerner zo Bodn. Doas ganze Habchn ond Babchn ös weg. Bo der Arbschoaft gibts nö mie an Schömmer. Von Körschbaum sticht Kern Storzl ne mich. Derr Streit aber dauert no ömmer. „Am Hof" Aus Bischofswerdas Bergan gen heil Bon Fr. Beruh. Störzner in Teil der westlichen Borstadt Bischofswerdas führt den Namen „DerHof", oder auch „Am Hof". Der Name greift zurück in eine längstvergangene Zeit, und es ist dankens wert, daß die Vertreter der Stadt diesen Namen als Be ¬ zeichnung eines Platzes nördlich voni ehemalige» Dresdner Tore weiterführen. — Wo sich heute „der Hof" befindet, war einst ein großes Borwerk nebst einem Rittersitze, das nebst der nahen Wiesen mühle einen Teil des nach Putzkan gehörigen Gutes, das „der Hunger" hieß, bildete. Besitzer desselben waren eine lange Zeit hindurch die Gebrüder Günther und Nicolaus von Haugwitz ge wesen. Anno 1400 wurde „der Huuger" aber mit allen seinen Teilen an den Rat der Stadt Bischofswerda verkauft. Das wert volle Gut ging nun in den Besitz Bischofswerdas über. Der da malige Bischof Thimo von Meißen verlieh gleichzeitig dem Rat und der Stadtgemeinde alle auf dem Gute ruhenden Rechte und zwar „in Erweguug vieler erlittener Brandschäden". — Das Ackerland wurde Unter die Bürgerschaft verteilt, jedoch nur gegen einen bestimmten Zins. Aber einen Teil jener Acker behielt der Rat sür sich und zwar zur Unterhaltung der Stadlpferde. Es diente jener Teil zur Aussaat des „Läden-Haffers". — Auch die an der Wesenitz gelegenen Wiesen ober- und unterhalb Balmsdorfs blie ben noch über 150 Jahre alleiniges Eigentum des Rates. Jedoch anno 1562 wurden auch diese Wiesen der Bürgerschaft gegen einen bestimmten Erbzins überlassen. Das Borwerk „Der Hof" ward nunmehr aufgehoben. Die Gebäude waren inzwischen ein Raub der Flammen geworden und lagen jetzt wüste. Den Platz, den bisher das Vorwerk eingenommen hatte, zog man nunmehr mit in das Stadtgebiet ein: denn bisher hatte der Hof außerhalb der Stadtmauer gelegen. Die Ringmauer wurde darum erweitert. — Durch verheerende Brände war Bischofswerda wiederholt ein Trümmerhaufen geworden, so z. B. im Jahre 1400, ferner 1429, als die Hussiten die Stadt in Brand steckten, und 1469. Infolge dieser Brände hatte auch die Stadtmauer gelitten. Da nun auch die Einwohnerzahl mit der Zeit stieg, so war man genötigt, an die Erweiterung des Stadtgebietes zu denken. Darum wurde die Stadtmauer ausgedehnt. — Der wüste Hof ward init Wohnhäusern bebaut, und man gab diesem neuen Stadtteil schon damals zur bleibenden Erinnerung den Namen, den er heute noch führt. — Der Chronist Christian Heckel schreibt: „Der Sitz (Riltersitz) und Maltzhauß hat gestanden, wo itzo Christoph Reihers, Andreas Hedischens, George Gödens und Tobias Rochens Häuser (1713) stehen, inmassen sie auck den im Ber rbungs-Brieff gesetzten Erb- Zinß an 2. gr. alter Müntze, so itzo 2. gr. 8. pf. austräget, nur mit 2'/-. gr. entrichten." — Anno 1496 kaufte der städtische Rat wiederum eine größere Fläche Land vorn Ritter Christoph von Haugwitz „zur Putzke" (Putzkau). Sie lag „unterm Borwerk". Der Kaufpreis betrug 300 Rheinische Gulden. — Der Rat der Stadt Bischofswerda mußte, nachdem er den Hof käuflich erworben hatte, alljährlich au den Pfarrer in Putzkau 4'/- Scheffel Korn und ebensoviel Hafer als „Decem" entrichten. Bon dieser Verpflichtung kaufte sich aber der Rat am Dienstag nach Ostern anno 1555 los, indem er 200 Gulden an Christoph von Haugwitz entrichtete. — Als am 12. Mai 1813 die Stadt Bischofswerda in Flammen aufging, blieben nur 2 Gebäude erhalten und zwar am Hofe. Sie stehen heute noch, und das eine von ihnen zeigt an der Außen wand zur Erinnerung an jenen Schreckenstag einige Kanonen kugeln, die beim Aufräumen der Brandtrümmer gesunden wurden.