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Gberlausitzer Heimatzeitung 290 Ar. 25 LS alt erfaßt wurden. Schon vor Ablauf ihres vertragsmäßigen Auf tretens in Berlin begann Henriette ihre großen Kunstreisen, die sie nicht nur durch ganz Deutschland, sondern auch nach Paris und London fühlten, wo sie über die damaligen Größen auf dem Ge biete des Operngesanges den Sieg davontrug. Überall, wo die „deutsche Philomele" erschien, waren ihr Ruhm und Erfolg sicher, und man hat sie nicht mit Unrecht den „wandernden Triumph" genannt. Dichter und Schriftsteller priesen sie in ihren Werken als die „Muse des Gesanges". Da verlor sie, 23 Jahre alt, ihr Herz an den Grafen Rossi, den sardinischen Gesandten in Holland, und verheiratete sich mit ihm, nachdem sie König Friedrich Wilhelm III. in den Adelsstand erhoben hatte. Auf der Höhe ihrer Ruhmeslaufbahn und im Voll besitze ihrer unvergleichlichen Stimme entsagte sie der Bühne, um von nun an ausschließlich dem Manne ihrer Wahl und ihres Herzens zu leben. Infolge großer Vermögensverluste ihres Ge mahls sah sie sich nach zwanzigjähriger Ehe noch einmal genötigt, in der Öffentlichkeit als Sängerin aufzutreten, um ihren Kindern ein unabhängiges Los zu sichern. Im Jahre 1849 sang „Frau Sontag", wie sie jetzt genannt wurde, in London und später in Paris, Brüssel und mehreren Orten Deutschlands und riß aber mals ihre Zuhörer zur größten Bewunderung hin. In diese Zeit fällt auch ihr Besuch im Kloster Marienthal jbei ihrer daselbst als Nonne lebenden jüngeren SchwesterNina. Diese, die als eine niedliche jugendliche Erscheinung geschildert wird, war gleichfalls eine begabte Sängerin, die anfänglich auch die Bühnenlaufbahn eingeschlagen hatte, derselben aber bald gänz lich entsagte und sich in die Stille des wunschlosen Klosterlebens zurückgezogen hatte, wo sie nunmehr „mit schwärmerischer Treue das von ihr abgelegte Gelübde erfüllte". Als Heuriette, nochmals zur Bühne zurückgekehrt, als Gast auf der Dresdner Hofbühne gesungen hatte, weilte sie besuchsweise einige Tage in unserem Kloster in der Nähe ihrer geliebten Nina, die sich innig über der Schwester Besuch und den Klang der einst so ost gehörten lieben Stimme freute, aber nie ein Wort von der Welt und der Schwester Erfolgen zu hören begehrte. Solche Er zählungen waren ihrer Meinung nach kein Unterhaltungsstoff für Herz und Ohr einer Himmelsbraut. Als sodann die beiden Schwestern von einander Abschied nahmen, sollte es ein solcher für ewig sein. Im Jahre 1853 unternahm Hen riette eine Kunstreise nach Amerika und entzückte auch die Be wohner der neuen Welt durch den Zauber ihrer wunderbaren Stimme. Hier ereilte sie, mitten in ihrer neuen Ruhmeslaufbahn, der unerbittliche Tod. Am 17. Juni 1854 starb sie plötzlich im fernen Mexiko, ein Opfer der tückischen Cholera, und konnte nur noch als Leiche in ihr deutsches Vaterland zurückkehren. Am 4. Mai 1855 erfolgte ihre Beisetzung in der Kühlen Gruftkapelle zu Marienthal. Es geschah dies ihrem ausdrücklichen Wunsche gemäß. Ihr Gemahl fand im Jahre 1856 an ihrer Seite seine letzte Ruhestätte: ihre Schwester aber starb erst am 22. September 1879 in hohem Alter: sie ruht inmitten ihrer Ordensschwestern im Schoße der mütterlichen Erde auf dem kleinen stillen Kirchhofe des Klosters, der leider dem Besucher verschlossen ist und doch mit seinen alten, das Kunstempfinden längstverrauschter Zeiten wiederspiegclnden Grabsteinen in hohem Grade anziehend ist. Der einfache Leichen stein von Nina Sontag trägt die Aufschrift: „Hier ruht im Herrn die ehrw. geistliche Jungfrau M. Juliane Sontag, in diesem Kloster Proseß." Es wird von ihr erzählt, sie habe ihre herrliche Stimme infolge ihrer schwachen Gesundheit nicht voll entfalten können; sang sie aber doch einmal, dann glaubten die Hörer eine Engel stimme zu hören. So ist unser heimatliches Kloster am rauschenden Neißeflusse zu einer kunstgeweihten Stätte geworden, an dem in Henriette Sontag ein Stern von höchstem Glanze und ihre nicht minder be gabte Schwester den ewigen Frieden gefunden haben. Und das muß den Ort stiller Andacht jedem Freunde deutscher Sangeskunst lieb und wert machen. Jeder Vaterlandsfreund wird denselben mit um so größerer Freude betreten, wenn er erfährt, daß Henriette Sontag ihre berufliche Weihe nicht in Italien, dem klassischen Lande des Gesanges, empfangen hat, sondern ein Kind der sanges frohen Rheinlande war und als echt deutsche Sangesmeisterin die höchsten Stufen künstlerischer Vollendung erstrebt und erreicht hat. Frau Sonne wie eine Königin steigt die Sonne am Morgen im Osten auf, leuchtend thront sie am hellblauenHimmels- ^^'zelt, sie lacht hernieder auf die Erde und meint es aufs beste mit ihr. War diese doch einst ein Teil von ihr, bis sie sich im feurigen Reigen von ihr löste, um eigene Wege zu gehen. Aber die Sonne läßt sie nicht los, in bestimmter Ent fernung muß sie ihr verbleiben und jedes Jahr einmal sich um sie schwingen in riesenweiter Bahn. Zwischen uns und der Sonne ist freilich eine ungeheure Entfernung: 150 Millionen Kilometer. Das ist schnell gesagt, doch meist wenig bedacht. Führe ein Bahn zug zu ihr hinauf, jede Stunde in einem fort dreißig Kilometer weit, so brauchte er 570 Jahre, bevor er oben ankäme. Demnach langte ein Menschenleben zu einer solchen Fahrt lange nicht aus. Nachdem wir ein Zehntel der Strecke zurückgelegt hätten, wären wir dahin. Braucht doch allein schon der Lichtstrahl, dieser leicht beschwingte Götterbote, reichlich acht Minuten, um von der Sonne zu uns zu gelangen. Ebenso riesenhaft ist die Größe des feurigen Himmelsauges. Der Durchmesser ist 108 mal so groß als der der Erde, diese ist der Sonne gegenüber nicht viel mehr als ein großes Staubkorn. Aus der Sonnenmasse könnten 1250000 Erdkugeln geformt werden. Welche Glut mag sie ausstrahlen, wenn sie aus solch großer Entfernung noch so warm Land und Meer bescheint! Sie ist ein selbstleuchtender Körper. Die Gelehrten wollen erforscht haben, daß dieses Licht seine Ursache in dem feurigflüssigen Zu stande des Sonnenballs hat. Den glühenden Kern umgibt eine Gashülle, Eisen schwebt luftförmig darin, denn die Hitze beträgt gegen 5000 Grad. Ein Glück, daß wir weit entfernt sind. Beim Nahekommen müßten wir im Nu vergehen. Nur ein kleiner Teil der Sonnenwärme ist der Erde beschieden, aber er genügt, um Wunder zu wirken. Das zeigt jedes Frühjahr aufs neue. Aus Tod zaubert sie Leben, im kahlen Lande neues Gedeihen. Wie eine gute Mutter sorgt die Sonne unermüdlich für das Wohl auch ihrer kleinen Kinder, der Pflanzen, Menschen und Tiere. Sie sendet ihnen gern ihr mildes Licht, ihre köstliche Wärme, die sie notwendig brauchen. Tag um Tag hebt sie aus dem Ozean das Wasser empor, es entstehen Dünste, Nebel, Wolken, die führt sie im Winde daher und sie tränken das durstige Land. Getreide und Früchte wachsen zur Nahrung für Mensch und Tier. Leinen und Wolle geben uns Kleider. Einst ließ die Sonne riesige Wälder aufwachsen, die Erde barg sie dann lange in ihrem Schoße, heute graben die Bergleute sie hervor, wir erhalten Kohle zum Feuern, auch Licht und Kraft müssen sie liefern. So leuchtet eigentlich abends die Sonne, wenn wir am Tische erfreut beim elektrischen Lichte oder bei der Gaslampe sitzen. Mit ihrer Hilfe fährt der Wagen durch die Gassen der Stadt, arbeitet die Maschine in der Fabrik,, zieht die Lokomotive ihre Last. Gar heilen kann die Sonne mit ihrem Lichte und froh machen mit ihren Strahlen. Tausende, die derWinter aufs Krankenlager warf, Frühling und Sommer schenkt ihnen die Gesundheit neu. Unmutig sieht uns ein trüber Morgen, doch bricht im Laufe des Vormittags die Sonne durch die Wolken, so leben wir auf, der Sinn wird heiter, das macht dasbeglückende Licht. Segnend wandelt die Sonne ihre Bahn, wie eine gute Mutter schafft sie Wohlergehen, soweit ihre Kraft reicht. Darum lieben wir sie alle. Mit Lust sehen wir sie am Morgen kommen, schreiten mit ihr froh zur Arbeit, wehmütig blicken wir ihr abends nach, wenn sie von uns scheidet. Gern gehen wir im Sonnenscheine über Land, oder weilen doch vergnügt im Freien. Mancher Dichter besang sie in seinem Liede, viele Völker verehrten sie als Göttin, auch die Germanen, der ihnen war sie Wotans Auge. Wohlig dehnt sich das Tier an einer sonnigen Stelle, fröhlich stimmt der Bogel sein Liedlein an, und Biene, Käfer und Mücke tanzen in Heller, warmer Luft. Licht- und wärmetrunken recken die Pflanzen die Blüten ihr entgegen und Blatt und Zweig glänzen in jungem Grün. Strauch unff Baüm, Tier und Mensch, alle sind Sonnenkinder, auf sie ange wiesen immerdar. Was soll einmal werden, wenn das Flammen meer über uns verglüht sesti wird? Kälte, starrer Frost, Eis, Tod und ewige Nacht wird die Folge sein. Keine Pflanze grünt dann mehr, kein Vogel singt, nirgends geht ein Mensch froh seinen