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Die Ausbildung der Decke erhöht den wohnlichen Eindruck der Holzstube beträchtlich. Die mit profilierten Kanten versehenen Balken geben der Stube, die eine Höhe von höchstens 2,20 m hat, eine trauliche Wärme. Und wohnlich und anheimelnd muß sie aber auch sein; bildet sie doch in den meisten Gegenden der Oberlausttz den einzigen Aufenthaltsraum für die Familie, die hier am klappernden Webstuhl ihren kärglichen Lebensunterhalt mühselig verdienen muh. Oft findet man auch „Windeldecken", bei denen die Felder zwischen den Balken geweißt worden sind. Die Feuerstelle liegt bei der ältesten Form des oberlausitzer Hauses, wie schon erwähnt, zwischen Wohnstube und Stall, um beide Räume zu erwärmen. Später er hielt die Wohnstube einen Hohlofen aus Kachelwandungen, ursprünglich aber ohne Züge und Rost. Die Kacheln sind ziemlich groß und nach innen oder außen gebuckelt. Sind sie eben, so hat man sie häufig mit Blumenornamenten versehen; vielfach weisen sie antikisierenden Schmuck auf, auch das kursächsische Wappen mit den gekreuzten Schwertern bildet ein beliebtes Ziermotiv. Die Farbe ist kräftig braun oder grün. Einige Beispiele finden sich noch, bei denen, dem geringen Vermögen des Besitzers ent sprechend, die Kacheln in größeren, mit Lehm ausgefüllten Zwischenräumen gesetzt sind. Uber dem Ofen, an der Decke, hat man regelmäßig das „Ofenstängel" befestigt, auf welches Wäsche, Milchseitücher und anderes gehängt werden. Um den Ofen zieht sich die Ofenbank, die für den Lausitzer die gleiche Bedeutung hat wie die „Ufenbank" für den Erzgebirgler. Zwischen dem Ofen und den beiden benach barten Wänden liegt regelmäßig, besonders in den Weberstuben, ein erhöhter Platz, die sogenannte „Hölle". Diese warme und sehr beliebte Ruhestelle trennt ein Leinenvorhang von der Stube, sie spielt in der volkstümlichen Dichtung eine große Rolle. Uber den Ursprung des Wortes „Hölle" findet man verschiedene Lesarten. Die eine besagt, das Wort komme von „hohl", eine andere leitet es von „hell" ab, weil man unweit des Ofens sogenannte „Leucht kamine" gefunden hat, welche das zur Erleuchtung der Stube erforderliche Kienholz oder Rüböl ausnahm. Einer weiteren Les art nach wird das Wort von „Hille" oder „Hilge" hergeleitet, jenem Raum unmittelbar unter dem Dach, den man beim nieder sächsischen Hause in Höhe des Hahnenbalkens über dem Vieh stalle anlegre. Der Backofen wurde und wild in Böhmen noch jetzt gern aus Lehm ge macht. Man fertigt aus Holzstangen und Weidengeflecht eine korbähnliche Form, die beiderseits mit Lehm umschlagen wird. Dieses Gerippe verbrennt dann beim ersten Anfeuern. Fn der ältesten Form bestand der Schornstein aus Lehmstaken; er lag offen über der Feuer stelle und war mit einem Schutzdach ver sehen. Noch heute ist dieses Dach über dem Schlot an zahlreichen Beispielen ersichtlich. Fn Oybin und den angrenzenden böhmischen Dörfern weisen noch viele Häuser die „Türmelessen" auf. Die Türen sind an den ältesten Häusern stets einflüglig. Die Umfassung der Haustür bildet bei Holzhäusern ein glatter oder geschnitzter Stock, bezw. sind es lotrechte Wechsel, in welche die Vlockwerkstämme eingezapft sind. Bei gemauertem Erd- qeschoß besteht die Umfassung aus Stein. Es befindet sich dann, was für das oberlausitzer Bauernhaus charakteristisch ist, zu beiden Seiten der Haustür je ein Fenster, welches, in der Leibung mit einem Gitter versehen, der Erleuchtung des Flures dient. Abgeschlossen wurde die Haustür durch einen starken wagerechten Querbaum, der sich seitlich verschieben ließ und am Ende in ein kleines Loch in der Mauer eingelegt wurde. Man verließ dann das Haus durch die Hintertür und sperrte diese mit Schloß und Schlüssel von außen zu. An den Häusern der wohlhabenden Bauern und Faktoren sieht man Haustüren mit reichen Messingbeschlägen, -Klinken und -Drückern, die in bäuerlichen Barock-, Rokoko- und Zopfformen gehalten sind. Diese Zierate sind wieder ganz zweifellos aus städtischen Einfluß zurückzusühren. Der Namenszug des Besitzers und das Lahr der Erbauung sind regelmäßig in die obere Steinschwelie gemeißelt, und zwar so, daß man die Zeichen stehen ließ und den um gebenden Stein wegjchlug. Auch finden sich dort ost Tiere, Blumen, Kelche und andere Verzierungen. Die Fenster sind beim Blockwerkbau aus den Balken ausgeschnitten. Oft sind dann senkrechte Wechsel ein gezogen, in welche die verkürzten Balken verdübelt werden. Die äußere Umrahmung des Fensters bilden Brettstücke, mit der Lausitz eigentümlichen ausgejägten Zierformen. Das Fenster brett in der Blockwerkwand stellt eine eingeschobene, stark ab geschrägte, häufig verzierte Bohle dar. Alle Fenster im Blockbau sind innen mit Schiebeläden versehen, weil ursprünglich nur eine Scheibe der Verglasung beweglich war, außen angebrachten Läden hätte man somit nicht beikvmmen können. Die beim oberlausitzer Hause häufig vorkommenden Lauben dienen einesteils als Gang zum Verkehr zwischen den einzelnen Kammern, andernteils zum Trocknen von Sämereien und Wäsche. Sie treten meist aus der Wand hervor, liegen aber ost auch loggienartig, bündig mit der Wand. Zum Trocknen des Käses hängt an der äußeren Brüstung das „Käse häusl", etwas größer als das oft dabei be findliche Wachtel häuschen. Fn Nordböhmen sind ferner die Vor lauben sehr ge bräuchlich. Der Vor bau ruht auf 2 oder 3 Säulen und ist bei eingeschossigen Ge- bäudenzweigeschossig mit einem oberen Ge mach. Dieses nennt man in Böhmen.Por stübel', ein Wort, das jedenfalls mit „Em pore" verwandt ist. DerAbortist meist an die Rückseite des Hauses angebaut.Bei zweistöckigen Häu sern befindet sich da für ein kleines Gelaß Ebersbach, verzierter Schiefergiebel. Ebersbach, Haustür eines „Faktorenhauses".