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WM 1. Jahrgang Sonntag, 7. März 1929 Nr. 12 Mi Gi-sch->ini allen crgc» A^i-ei'/ags^ Gescblck)ie, ^KunsiLikerotuv' DrucP u.Verlag.Alwin Marx (Inh. Otto Marx) Südlausrtzer Nachrichten,Reiclzenau^Sa. Blatter für" Heimatkunde Schrlstleitung und Geschäftsstelle m^Neichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21S Uriber-echritzte^ D^crclidnuc-^ vpnbo»en Vorfrükling » i Wenn durck Las welke Laub vom alten )akr Oes ersten Seltnes zarte Lanzen dringen, O, welch ein koldes, keimlickes Sezwingen. Wie wird dis Markt des Lebens offenbar! Verscbwiegen Kat des Lrüklings 6errlickkeit Sick vorbereitet und im keim gestaltet, vatz sie sick überwältigend entfaltet Im Sommerkusse zur Lrküllungszeit. Lllso bereitet still und wundersam Lin großes Sein der Liebe keil'ge Spenden, Sie auszustreun mit königlicbsn Sanden, Wenn der Lrküllung goldne Stunde kam. sstnna vix. -- l_ >IMIII!I»IIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIUIIIIIIIII»IIIIIIIIIIIIINII»IIIIIIIIIIU»II»IIII!IIIIl»IIIIIIUIIIIINIINIIII Wie lieb ich Dich, mein Sachsenland! Oberlansitz, wie bist Du so traut! Dresden, die sächsische Hauptstadt, gegen die Aus lieferungs sch mach. Am 8. Februar 1920 begegneten sich früh gegen neun Uhr vor dem königlichen Schlosse in Dresden drei Männer. Alle drei, scheint es, wollen der Postenablösung zusehen. Die Posten sind gute Gestalten. Die Sache geht vor sich. Da sehen sich die drei in die Augen — und da war zu lesen: einst — jetzt! Einer sing an zu reden: „Wetzt dersch no." — Aha — fröhliches Erkennen — Lausitzer trafen sich hier durch Zufall. Händeschütteln, Scherzwort hin, Scherzwort her. „Na mer gehn doch zusammen, aber wohin?" Einer weiß Rat, er bringt eine Karte zum Vorschein, da steht darauf: Kundgebung gegen die Auslieferung Sonntag, den 8. Februar, vormittags '/2 12 Uhr. „Donnerwetter, das heetz ich gut getroffen," sagt der aus Zittau. „Da geh ich auch mit", sagt da der Bautzner, und fürbatz zogen alle drei nach dem Vereins haus. Alles schon dicht besetzt. Hier hätten auch drei Granitschädel der Lausitz nichts genützt und doch satzen sie nach wenigen Minu ten im Mittelsaal. Mein Nebenmann zur Linken sagte: „Solche Luderbande, unsere Feinde, die müssen wahrhaftig gewürfelt haben. Unser sächsischer Prinz hat tatsächlich nichts Unrechtes ge tan!" Dieser Landsmann, ich grüh ihn auch hier, war Offizier, war bei dem Durchzug durch Belgien dabei. Ehrend gedachten wir unserer Lausitzer Kameraden und das Gedenken — als noch andere Zeiten waren — zog durch unsere Herzen. — Da horch: Brausende Orgeltöne klingen und stürmen durch die weite Halle. Alle Anwesenden haben sich erhoben und mächtig steigt das alte, ewig junge Lied zum Herrn der Heerscharen: „Wir treten zum Beten vor Gott, den Gerechten: Er haltet und waltet ein strenges Gericht. Er lätzt von den Schlechten die Guten nicht knechten, Sein Name sei gelobt, er vergißt unser nicht. Wir loben Dich oben, Du Lenker der Schlachten, Und flehen, mögst stehen uns fernerhin bei, Datz Deine Gemeinde nicht Opfer der Feinde. Dein Name sei gelobt! O Herr, mach uns frei! . Herr, mach uns frei!" Pastor Dr. Maurenbrecher von der reformierten Kirche betritt das Podium. Mit markigen Worten schildert er, welch unerhörte Schmach dem deutschen Volke angesonnen sei. „Komme, was kommen mag, soweit ist das deutsche Volk noch nicht gesunken. Zu solchen Schandtaten ist kein Deutscher fähig, nur einen ein zigen Deutschen auszuliefern. Wir decken sie mit unseren Leibern," so tönte der Ruf mit Donnergetöse durch die weilen Hallen in Gottes Natur. Und dann kam ein heiliger Augenblick — als Punkt 4 der Resolution verlesen ward, er lautete: An alle deutschen Männer und Frauen richten wir die Aufforderung, daß jeder mit seinem Leib und Leben die be drohten Volksgenossen deckt. Kein Soldat, kein Offizier, kein Beamter darf sich finden, der den Haftbefehl gegen sie ausführt. Kein Verräter darf dem Feinde möglich machen, sich selbst mit Gewalt zu greifen. Wer immer im Volke in die Lage kommt, einem der Verfolgten Hilfe zu leisten, soll seine vaterländische Pflicht erfüllen, gleichgültig, was für ihn und die seinen sich daraus ergibt. Ein Blatt hätte man zur Erde fallen hören können, so ruhig war es, so ergriffen waren die Tausende deutscher Männer und Frauen. „Ein Schwur ist mir dies," sprach Pastor Maurenbrecher, „ihr werdet ihn halten!" Ganz ungewollt hatten sich bei diesen Worten dreier Männer Hände gefunden — kein Wort, nur einen Blick, einen Hände druck. — DasistoberlausitzerArt — so besiegeln wir seit Urväters Zeiten die gemeinsaipe Liebs und Treue zum Vater land. Und so denk ich, wollen wir's unserem Bannerspruch getreu weiter halten! Nach dem gemeinsamen Gesänge: „Deutschland, Deutschland über alles" leerten sich die Hallen, — ich nahm das Empfinden mit nach Haus, hinaus ins herbe Leben: Vielleicht i st ge rade diese feindliche grausame Not der Kitt,der wieder alle Deutschen fest verbinden wird,sodaß dieDeutschenrechtbaldmitsreierStirnundklarem Blick wieder singen können: Allen Gewalten zum Trotz mich erhalten, trutzig mich zeigen, nimmer mich beugen. A. M., Mitglied der Landsmannschaft „Oberlausitz" zu Dresden.