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einen Vortrag über den Mittelrhein und sein Vulkangcbiet. Da das von dem Vor tragenden behandelte Gebiet nicht in den Rahmen der von unserer Zeitschrift zu besprechenden Gegenstände hineingehört, so verzichten wir auf eine Wiedergabe der Ausführungen des ge schätzten Redners, die im hohen Grade das Interesse der zahlreichen Zuhörerschaft in An spruch nahmen, indem sie zunächst ein einge hendes Bild der geologischen Geschichte des Rhein stroms entrollten und dann auf Grund feinsin niger Forschung die vulkanische Thätigkeit in den Gebieten der Eifel und des Laacher Sees aufdeckten, die in den kohlensäurereichen Quellen und Gasausströmungen noch heute die letzten unscheinbaren Nachwirkungen der grofsartigen Ereignisse früherer Zeiten aufzuweisen haben. Dem Vortragenden wurde sehr lebhafter Beifall zutheil. Nach einer Pause ertheilt der Herr Vor sitzende dem Herrn Prof. Dr. Dietrich aus Stuttgart das Wort zu einem Vortrage über die heutige Elektrotechnik. Der Vortragende erklärt zunächst, dafs es ihm nicht darum zu thun sei, der Versammlung einen allgemeinen Ueberblick über die heutige Elektrotechnik zu geben, sondern dafs er spe- cielle, für den Ingenieur wichtige Theile heraus greifen werde, die darthun sollen, nach welchen Seiten der Entwicklungsgang der Elektro technik in den letzten Jahren gerichtet war. Ehe auf das Sachliche jedoch eingegangen wird, rügt der Vortragende die ganz ungewöhnlichen Formen, in denen sich der Concurrenzkampf auf elektrotechnischem Gebiete gegenwärtig bewegt und der sich in mafslosen dreisten Reclamen unter möglichster Herabsetzung des Concurrenten und in unerhörten Prcisherabdrückungcn äufsert. Ein energisches Vorgehen der soliden elektrotech nischen Industrie gegen solche Auswüchse, ins besondere auch durch die Presse, wäre im Interesse der Sache höchst wünschenswerth. Der Vortragende nimmt keinen Anstand zu erklären, dafs, gute Arbeit vorausgesetzt, heute jede wissen schaftlich geleitete Fabrik auf dem Gebiete des Dynamomaschinenbaues gleich Gutes zu leisten vermöge. Der Vortragende macht es sich nun in erster Linie zur Aufgabe, an der Hand der Faraday- sehen Kraftlinientheorie die wissenschaftlichen Principien darzulegen, die in neuerer Zeil als Richtschnur beim Baue der Stromerzeuger zur An wendung kommen, und er wirft dabei zuerst einen Blick auf die Transformatoren — System Zipernowski — die neuerdings als Apparate zur Uebertragung und Nutzbarmachung entfernter Arbeitsquellen in Form von elektrischer Energie viel von sich reden machten und die eine ebenso sinnreiche als einfache Anwendung der Kraft linientheorie bilden. Das Princip der Trans formatoren ist dasselbe wie das des bekannten Ruhmkorffschen Inductionsapparates; aber die ganze Anordnung, Zusammenhaltung und Regu- lirung der einzelnen Glieder des Systems be zeichneten einen bedeutsamen Fortschritt. Leider sind die Transformatoren heute nur zu Beleuch tungszwecken, nicht aber für Uebertragung mecha nischer Arbeit und für Elektrolyse verwendbar, weil sie Wechselströme zu ihrem Betrieb brauchen und solche liefern. Bedenken, welche man be züglich der Betriebssicherheit angesichts der hohen Spannung hegen kann, werden wohl in Bälde durch die bereits ausgeführten Anlagen zurechtge stellt werden. Hinsichtlich der Gleichstromdynamomaschinen betont der Vortragende, dafs heute allgemein folgende Gonstructionsgrundsätze befolgt werden: 1. Man giebt den Maschinen möglichst intensives magnetisches Feld, womit starke Elektromag nete, sehr geringer Raum zwischen Schenkel und Ankereisen und grofse radiale Ausdehnung des letzteren verknüpft ist. 2. Man theilt das Ankereisen zur Vermeidung innerer schädlicher Ströme in passende Seg mente. 3. Man giebt dem Anker möglichst wenig Win dungen. 4. Man hütet sich vor Polscheiben, die einen zu grofsen Theil des Ankerumfangs umspannen. Unter Befolgung dieser Grundsätze erhält man bei vergleichungsweise geringem Gewicht hohe Leistungsfähigkeit und geringe Erwärmung; ferner ein Minimum von Funken und ziemlich gleich bleibende Bürstenstellung bei jeder Beanspruchung, also Maschinen, wie sie einzig und allein für ge ordneten und billigen Betrieb gebraucht werden können. Leider ist heute die Theorie noch nicht so weit vorgeschritten, dafs man bei gegebener Leistung einer Dynamomaschine ihre Eisendimen sionen allgemein zu berechnen vermöchte; aber es wird wenigstens in dieser Richtung emsig an der Ausfüllung der theoretischen Lücken ge arbeitet. Dank der Untersuchung der letzten Jahre unterliegt es jedoch keinem Anstand, bei gegebener Eisenconstruction einer Dynamomaschine die Lei stung einer bestimmten Drahtbewicklung unter Zuhülfenahme höchst einfacher Versuche im Vor aus zu bestimmen und die Wirkung complicirter Maschinengattungen, wie zum Beispiel der Ma schinen constanter Spannung und Constanten Stromes, zu berechnen. Der Vortragende erwähnt sodann eine neuere Specialanwendung der Dynamomaschinen, nämlich die elektrische Zugbeleuchtung von einer Achse des Zuges aus. Hier liegt das Problem vor, bei allen Zuggeschwindigkeiten und bei jeder Be wegungsrichtung eine und dieselbe unveränder liche Lichtstärke zu erzielen.