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STAHL UND EISEN. Juli 1886. Nr. 7. 475 Irischen Gesetzen gebildeten Silicate; es sind vielmehr Legirungen mannigfacher Verbindungen, die innerhalb bestimmter Grenzen des Säurege haltes in heifsflüssigem Zustande durch Dampf oder kräftigen Wasserstrahl zersetzt werden; die Schlacke verliert, wenn auch nur einen Bruch- theil ihres Schwefelgehalts und es scheint, dafs aufgeschlossene Kieselsäure, möglicherweise auch andere Verbindungen ausgeschieden werden, die befähigt sind, auf nassem Wege sich unter Wasser- aufnahme mit Kalk zu sättigen und dabei zu er härten. Mit Salzsäure behandelt gelatiniren so wohl die ungranulirten als auch die granulirten Hochofenschlacken; die granulirten wesentlich energischer als die anderen. Die richtig granu- lirte, basische Hochofenschlacke hat das Ansehen verwitterten Granitsandes. Das Korn ist vor wiegend rundlich, glasig, einzelne Stücke sind durch Wasserdampf bimssteinartig aufgetrieben. Die Oberfläche der Körner ist matt, der Sand an sich quarzig-scharf, immerhin weniger scharf splittrig-eckig als der Sand der granulirten sauren Schlacke, die selbst an den bimssteinartig aufge triebenen Stücken den charakteristischen Glas glanz zeigt. Die Granulirung, mit ihr der Grad ihrer Wirksamkeit, ist sehr verschieden. Je ge ringer der Druck und die Temperatur der Schlacke, je wärmer das Wasser, desto geringer der che misch-physikalische Effect des Granulirens. Weifs- glühende, dünnflüssige Schlacke, die unter mög lichst hohem Druck dem Hochofen entströmt, ist zur Granulirung besonders geeignet. Schlacken von grauem Giefsereiroheisen, Schlacken blau zugestellter Hochöfen, in welchen dieselben an steigen, somit unter höherem Drucke ausfliefsen können, geben die besten Resultate. Die Schlacken trift soll möglichst kurz, der Wasserstrahl mög lichst kräftig und wasserreich sein. Ein und die selbe Schlacke in dünnflüssigem Zustande oder aber in syrupartiger Gonsistenz in kaltem Wasser abgeschreckt, liefert ungleichwerthigen Schlacken sand. In Erstarrung begriffene Schlacke (von Hochöfen mit offener Brust) giebt daher auch stets ein minderwerthiges, dem granulirten Sande saurer Schlacken ähnliches Product. Vorgänge wie beim Granuliren basischer Hochofenschlacken scheinen auch in der Natur vorgekommen zu sein. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dafs die technisch wichtigen Trafs- Sorten, die Santorin- und Puzzolanerden als vul- canische Auswurfsmassen ihre Hydraulicilät einer plötzlichen Abkühlung durch vulcanische Regen oder Niederfallen der glühenden Auswurfsmassen in das, den Vulcan umschliefsende Meer (Insel Santorin, Azoren u. s. w.) verdanken. So sehen wir den echten, technisch werthvollen Trafsstein im Brohlthai bei Andernach entstanden durch Versteinerung einer vulcanischen Schlammlava. Er ist überlagert durch jüngere basaltische Lava ströme und vulcanische Aschen, welche, ähnlich der nicht granulirten Hochofenschlacke, nur unter geordnete, hydraulische Eigenschaften zeigen. Der echte und wilde Trafs, das aus Trafs stein und der losen vulcanischen Asche ge wonnene Mehl zeigt in der chemischen Zusammen setzung keine genügend charakteristischen Unter schiede, um durch die Analyse eine zuverlässige Gontrole auf Reinheit des Materials zu erlangen. Gegen Zumischung der werthlosen vulcanischen Asche schützt einzig der Ankauf von Trafssteinen, welche auf den Bauplätzen vermahlen und in Mörtel verwandelt werden. Auch die Versteine rung der vulcanischen Schlammlaven spricht für eine Aufschliefsung der Kieselsäure der glühen den Aschen durch vulcanische Regen. Aehnliche Versteinerung zeigen auch basische, in feuchtem Zustande mehlfein zermahlene Hochofenschlacken. Es ist uns begegnet, dafs ein Hochofenschlacken mehl dieser Art in unserer Kugelmühle über Nacht derart versteinert (abgebunden) ist, dafs die Masse gewaltsam herausgebrochen werden mufste. Jede basische Hochofenschlacke besitzt eine bestimmte Kalkgrenze, innerhalb welcher dieselbe den bei der Abkühlung angenommenen festen Aggregatzustand dauernd beibehält. Ueber- schreitet der Kalkgehalt der Schlacke besagte Grenze, so tritt wahrscheinlich infolge von Molecularspannungen ein selbstthätiges, meist spontanes Zerfallen der Schlacke in ein helles, weifslich bis grünlichgraues, immerhin sich scharf anfühlendes Mehl ein. Für die von Rollschen Eisenwerke zu Ghoin- dez sind die beschriebenen Verhältnisse näher geprüft worden. Die Verhüttung der jurassischen Bohnerze auf graues Giefserei-Roheisen fordert bei pro 100 kg Bohnerz Holzkohlen- Koksbetrieb einen Kalksteinzuschlag von 18% 52,5%. Infolgedessen enthält die Schlacke vom Gargang: an Si02 36,78% etwa 28,0% Ah 03 31,56% „ 22,5% FeO Spur „ 0,5% CaO 32,00% » 47,0% In den 70er Jahren mufste der kostspielige Holzkohlenbetrieb eingestellt und der Koksbetrieb eingerichtet werden. Die nun gewonnene und zerfallene Schlacke wurde vom damaligen Hütten chemiker Herrn Dr. P. Schoop analysirt und er gab unter Anderm z. B. folgende Resultate: Nr. 1 Nr. 2 SiO2 25,11% 25,69% RaOs 22,70% 21,54% CaO 50,90% 51,18% S 1,05% 1,06% Hieraus geht hervor, dafs für die basische Hochofenschlacke von Ghoindez eine Erhöhung von 3 bis 3,5% ausreicht, um spontanes Zer fallen derselben zu ergeben. Aehnlich dem aus der Stückschlacke ge wonnenen Schlackenmehl ist auch das an der Luft zerfallene Schlackenmehl für Zwecke der