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476 Nr. 7. „STAHL UND EISEN.“ Juli 1886. Bereitung hydraulischer Mörtel werthlos. Unsere mit zerfallenem Schlackenmehl in unterschied lichen Mischungen mit Kalk angefertigten Probe körper sind, unter Wasser gesetzt, sämmtlich zerfallen. Die chemische Zusammensetzung der Hoch ofenschlacke variirt mit dem Ofengang; bei nor malen Betriebsverhältnissen, so lange Erz, Möller, Brennstoff und Windtemperatur sich nicht ändern, ist auch die Zusammensetzung und Beschaffen- heil der Schlacke ziemlich constant. Folgende Analysen erhärten dies. Wir haben die Ent wicklung der Schlackencementfabrication in der Schweiz seit dem Jahre 1881 verfolgt und die hierbei verwendete Hochofenschlacke, behufs Fest stellung der Art und Gröfse ihrer Veränderungen, jährlich analysiren lassen. Folgende Zusammen stellung giebt eine Uebersicht über genannte, auf wasserfreien Zustand berechnete Analysen der Choindez-Schlacke: Chemiker: Prof. Marx Prof. Dr. Lunge Dr. Heintzel Dat. d. Anal: 1881 1883 1884 SiOs 27,51% 26,92% 26,66% Unlösliches 2,12 — — AkOs 23,16 (25,74 22,58 FeO 0,03 1 0,76 CaO 46,97 45,98 48,52 MgO 0,21 Spuren 0,88 CO2 - 1,35 - CaSO4 — — 0,29 CaS — — 0,31 Dr. Heintzel Prof. Dr. Treadwell 1885 1886 27,31% 26,88% 22,40 24,22 1,36 0,44 47,00 45,11 0,42 1,19 0,12 , 0,31 1,39 1,85 100,00 99,99 100,00 100,00 100,00 Eingangs ist bereits darauf hingewiesen wor den, dafs die Kalkcapacität granulirter Hoch ofenschlacken von deren Basicität abhängig ist. Nach unseren bisherigen Erfahrungen hängt der Wirkungsgrad einer Hochofenschlacke lediglich von dem Verhältnisse des Kalkgehaltes zur Kiesel säure ab. Unseren Erfahrungen nach sind Hoch ofenschlacken, für welche das Verhältnifs von Sio, auf etwa 1,0 sinkt, nicht nur zur Erzeugung von Schlackencement, sondern auch als hydrau lischer Zuschlag zur Mörtelbereitung, Steinfabri- cation u. s. w. ohne Zusatz anderer activer Bindemittel, nicht mehr zu gebrauchen. Unter sonst gleichen Verhältnissen scheint die Kalk capacität und Anfangsenergie einer Schlacke mit abnehmendem Verhältnisse der Thonerde zur Kieselsäure zu wachsen; ein sicherer Schlufs in dieser Richtung ist indessen aus dem Grunde nicht möglich, weil Temperaturverhältnisse und die Art der Granulirung, alle aus der chemischen Analyse sich ergebenden Singularitäten zu ver decken imstande sind. Wiederholt ist auf die Gefahren, die schwefel reiche Schlacken bergen, aufmerksam gemacht worden. Chemiker von Fach behaupten, der Schwefel der Schlacken komme als Sulfid des Kalkes, möglicherweise des Mangans und des meist nur in geringen Mengen vorhandenen Eisens vor. Durch Oxydation der Sulfide bilden sich allmählich fortschreitend Sulfate, welche durch Wasseraufnahme eine weitere Volumenvergröfse- rung erfahren und dadurch auf den Bestand des die Sulfide einschliesenden Grundstoffs zerstören den Einflufs ausüben können. Bisher ist uns nicht gelungen, die zerstörende Wirkung der Sulfide an Schlackencementen zu constatiren. Die spanische Schlacke, vergl. Tab. I I. Nr. 6 zeichnet sich durch einen besonders hohen Gehalt an Schwefelcalcium (der Schwefel wurde als an Calcium gebunden angenommen) aus und wird hierorts nun seit etwa 2 Jahren beobachtet. Bei der ursprünglich groben Mahlung des mit 10 bis 50 % Staubhydrat versetzten Ma terials war eine Erhärtung erst nach etwa 10 tä giger Wasserlagerung fühlbar geworden. Sämmt- liehe Probekuchen unter Wasser sind in steigen der Versteinerung, Verfestigung begriffen und selbst hochkalkige Platten mit etwa 1,0 cm Stärke sind derzeit von Hand kaum zu brechen. Frische Anbruchflächen stinken nach Schwefelwasserstoff und zeigen die charakteristische, grüne Färbung der Schlackencemente. Ob bei correspondirender Luftlagerung oder längerer Dauer der Beobachtung schädliche Wir kungen der Sulfide sich geltend machen, sind wir nicht im Falle zu entscheiden. Für unsere schweizerischen Verhältnisse ist die Sache zunächst schon aus dem Grunde weniger belangreich, weil unsere Hochofenschlacken nur geringe Mengen Sulfide besitzen. Tabelle I (siehe S. 477) giebt eine Zusammen stellung der Resultate der chemischen Analysen und der allgemeinen Untersuchungen einiger in der cidg. Festigkeitsanstalt untersuchten Hoch ofenschlacken. Tabelle II enthält die Resultate der Festigkeitsproben mit Normalmörtel erzeugt aus verschiedenen Mischungen dieser Schlacken mit Staubhydrat. Zu sämmtlichen in vorerwähnten Tabellen angeführten Festigkeitsversuchen diente ein vor Jahresfrist trocken gelöschter, entsprechend ab gesiebter Luftkalk. Die Schlacken 1 bis 9 wurden auf einer selbstconstruirten, kleinen Kugelmühle zerkleinert und unmittelbar darauf verarbeitet. Blofs Schlacke 10 macht insofern eine Ausnahme,