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Juli 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 473 4, 5 Minuten — und auch unter sonst immer glei- chenBedingungen zu gewinnen. Für die Berechnung ist die als feststehend anzusehende Thatsache mafsgebend, dafs die Ausbeute im Ofen etwa 6 % hinter der im Platintiegel zurückbleibt. Comparative Werthe erhält man auf diese Weise in jedem Falle, wie auch die nachher mitge- theilten Schwefelzahlen und Koksausbeuten zeigen. Ein concretes (wenn auch nicht extremes) Beispiel zur Nutzanwendung ist hier sehr am Platz: Eine Zeche X (nicht einmal eine sehr junge) nimmt seit Jahren über den Schwefelgehalt ihres Koks Elogen* von einem Abnehmer und Vor würfe von so und so vielen anderen in Empfang. Da es tief in der menschlichen Natur begründet ist, das zu hoffen und zu glauben, was man wünscht, so wurden zunächst die Elogen für begründet erachtet und die Vor würfe für ungerecht. Zeche X verkokt nun je nach Absatz Kohle aus der Feinkornwäsche allein oder Nüsse 3 und 4 dazu. Zur eigenen Belehrung aber hat die Zeche den Schwefelgehalt ihrer ver schiedenen Wascbproducte nie bestimmen lassen — ich nehme an: im Vertrauen auf die Berech tigung obiger einseitiger Elogen. Ich nahm Veranlassung, zur eigenen Information folgende Bestimmungen ausführen zu lassen: Schwefel Koksausbeute (Feinkohle 1,33 77,27 Ofenkoks davon 0,88 (Tiegelkoks „ 0,95 * Die betreffende Zahl ist wirklich zu lächerlich, um an dieser Stelle genannt zu werden. /Nufs 3 (Tiegelkoks davon /Nufs 4 (Tiegelkoks davon Schwefel Koksausbeute 1,49 76,22 1,03 1,32 77,00 0,94 Die Zahlen interpretiren sich leichtlich von selbst, und es wäre aufdringlich, so einfache Rechenexempel wiederum aufzustellen. Wenn nun unter günstigen Bedingungen Dif ferenzen von 0,16 % S vorkommen, welche zwar nicht imstande sind, bei rationeller Mischung der Waschproducte den Schwefelgehalt des Koks wesentlich zu beeinflussen, so ist doch leicht zu denken, dafs unter minder günstigen Bedingun gen die Gefahr nahe genug liegt, an einer be denklichen Grenze anzugelangen , von der ab es nicht mehr möglich ist, garantirte Maximalge halte einzuhalten oder mit besser arbeitenden Producenten zu concurriren. Westfälischer Koks enthält ziemlich selten unter 0,8 % Schwefel. Gehalte von über 1 bis 1,5 % sind die häufigsten, noch höhere — bis 1,8% — wiederum selten. Angaben von 0,2 (!) — und von solchen habe ich allen Ernstes sprechen hören — verdienen einfach keinen Glauben. Die Kritik mag da wohl einen kleinen Kampf zu bestehen haben mit der Glaubenskraft. Aber es kann schliefslich doch nichts helfen, über un erwartet hohe Schwefelgehalte von Koks sich zu verwundern und zu echauffiren. Hier heifst es einfach: Hic sulfur, hic salta! Bochum, im Juni 1886. Berggeiverkschaftliches Laboratorium. Der Schlackencement.* Von Prof. L. Tetmajer in Zürich. Im Sinne der Beschlufsfassungen der Münche ner Conferenz zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden ist unter »Schlackencement« diejenige Species der Kategorie der Puzzolan- cemente zu verstehen, welche durch innigste Mischung granulirter, entsprechend entwässerter und staubfein gemahlener Hochofenschlacken mit trocken gelöschtem, pulverförmigem Aetzkalk ge wonnen wird. Der Schlackencement ist somit ein hydraulisches Bindemittel, welches je nach Beschaffenheit und Art der Aufbereitung seiner Componenten die an hydraulischen Bindemitteln geschätzten, bautechnisch wichtigen Eigenschaften * Aus einem Sonderabdruck aus der »Schweize rischen Bauzeitung«. in so hohem Mafse besitzen kann, dafs eine Be sprechung seiner Darstellung, seiner Eigenschaften und der hisher damit gemachten Erfahrungen in unserer technischen Wochenschrift mindestens gerechtfertigt erscheinen dürfte. Hochofenschlacken sind der Hauptsache nach Kalk-Thonerde-Silicate, welche bekanntlich als Nebenproducte bei Verhüttung eisenhaltiger Eize gewonnen werden. Je nach Beschaffenheit der Erze, des Brennstoffs, des Flufsmittels und der Schmelztemperatur variiren auch die chemische Zusammensetzung, mit ihr die chemisch-physika lischen Eigenschaften der Schlacke. Im allge meinen — auf die in der Metallurgie übliche Bezeichnung können wir hier nicht eintreten — unterscheidet man die sauren, neutralen und