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zogen; das Kühlwasser überall abgestellt und 40 Wagen Kohlen aufgegeben. Man hatte vorher abgestochen und die Schlacke, soviel dies ohne Wind möglich, abgelassen. Nach Ablauf des 14 tägigen Stillstandes fand man das Gestell voll glühender Kohlen; beim Anlassen des Windes wurden die Formen hell, und das Gas zeigte sich sofort an der Gicht. Um den nöthigen Raum für das zu erzeugende Eisen und die. dabei fallende Schlacke zu schaffen, hielt man es für nöthig, eine grofse Menge Kohlen aus dem Gestell zu kratzen. Der Wind, welcher gewöhnlich 650° C. hatte, konnte mit den abgekühlten Winderhitzern nur auf 250 bis 270° gebracht werden. Sobald sich Schlacke an den Formen zeigte, liefs man im Stichloch Pulverpatronen explodi- ren, von welchen die dritte eine breiige Masse vor dasselbe brachte und es verstopfte. Man hatte dann noch einen guten Abstich von Schlacke und weifsem Eisen an der Schlacken form — der letzte für viele Tage, weil sich gleich nachher alle Formen zusetzten. Es wird als ein grofses Versehen hervorge hoben, dafs man nicht von vornherein beim An lassen des Windes, in alle Düsenständer Oel laufen liefs, denn das Einzigste, was dem Ofen gefehlt, sei Wärme gewesen, und diese würde ihm durch Verbrennen des Oels zugeführt wor den sein. Es wurde nun sowohl Pulver als das Oel- Löthrohr benutzt, um die Gestellausfüllungen aus zuräumen, und bis zur Mitte des Gestells zu dringen. Hier konnte man, während an den Seiten Alles fest war, grofse Mengen Beschickung aus ziehen, welche von oben so nachfolgte, dafs am Sten Tage der Ofen 7,32 m (24' engl.) tief war. Man hielt den Ofen mit leichten Gichten bis zu dieser Höhe gefüllt, und zog unten ferner Beschickung aus. Erst am 7ten Tage merkte man, dafs die Beschickung in der Mitte des Ofens einen Trich ter bildete, durch welchen die neu aufgegebenen Materialien in kürzester Frist ins Gestell rück ten, während die ältere Beschickung an den Wänden fest stand. Man füllte dann diesen Trichter oder Schacht und den Ofen bis zur Gicht mit 67 t Kohlen und Koks auf, setzte darauf gewöhnliche Gichten und brachte dann den Ofen bald wieder in Ordnung. In der über diesen Fall stattgehabten Be sprechung stellte man fest, dafs ein Löthrohr mit Koks im Jahre 1870 zuerst bei dem Himrod Ofen in Amerika angewandt sei, um ein Stich loch aufzuschmelzen. Man scheint in Amerika also nicht zu wissen, dafs dieses Mittel schon vor 30 Jahren in Deutschland, besonders in Ober schlesien, sehr beliebt war. VII. o Ein anderer Fall verlief wie folgt: Ende Dezember 1885 mufsten alle Oefen der Edgar Thomsonhütte bis zum 20. Januar wegen eines Arbeiterausstandes gestopft werden. Der Ofen E, von welchem hier die Rede sein wird, hatte schon vor dem Stillstand unregel- mäfsiger gearbeitet als die anderen Oefen. Schon im August 1885 war das Gestell, in Folge plötz lichen Niedergehens der Gichten versaut und mit dem Löthrohr ausgeschmolzen worden. Nachdem hingen sich die Gichten noch öfter auf; das Eisen wechselte infolgedessen sehr häufig, während der Koksverbrauch bis 1500 kg stieg. Als nun das Gestell am 20. Jan. untersucht wurde, schien Alles in bester Ordnung; an allen Formen, und auch an der Schlackenform war heifser Koks in genügender Menge. Um 2 Uhr Nachm. wurde der Wind ange lassen, und gut aufgenommen ; die Winderhitzer, welche mit Holz geheizt wurden, gaben Wind von 260°. Eine Stunde nachher kam eine breiige Schlacke an die Formen; die Schlacken form war herausgenommen ; man liefs einen Ab stich von Schlacke und Eisen, durch die Oeff- nung für die Schlackenform ab. Beim Stopfen derselben legte man eine dicke Stange ein, um das nächste Oeffnen zu sichern. Nach 11/2 Stun den wurde ein zweiter Abstich gemacht, welcher dem ersten ähnlich und sogar gröfser war. Es ging nun Alles glatt, bis man nach 2 Stunden einen ferneren Abstich machen wollte und dabei die Stange abbrach, welche in der Oeffnung steckte. Nach verschiedenen erfolglosen Ver suchen, eine neue Stange einzutreiben, wurde, weil das Eisen im Gestell immer kälter wurde, der bronzene Schlackenformkühlkasten entfernt, um in höherer Lage einen Abstich machen zu können. Die Beschickung war hier sehr heifs und es wurden gute Fortschritte gemacht, als die Gichten, zuerst nach der Seite der Schlackenform, und dann noch zweimal auch auf den anderen Seiten, plötzlich nieder gingen. Die Schlacke rann aus allen Oeffnungen und Fugen der Düsenstöcke, und 5 Formen waren auf einmal gänzlich ver stopft. An der Form Nr. 7, rechts von der Schlackenform, wurde ein Loch von 80 mm ge bohrt, um durch dasselbe zu blasen, während an der Schlackenformseite nicht gearbeitet werden konnte, weil durch deren Oeffnung immer Schlacke weit umher ausgeblasen wurde. An den drei noch offenen Formen fand man eine breiige Schlacke, und verstopften sich auch diese bald nachher, so dafs der Wind, welcher zuletzt 10 Pfund Pressung zeigte, während vor dem Rutschen der Gichten mit 4 Pfd. geblasen wurde, abgestellt werden mufste. Die mit Eisen und Schlacke gefüllten Düsen stöcke konnten nur mit Mühe entfernt werden, und nur 2 Formen konnten herausgezogen wer- 2