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form und den Windformen aus, durch Dampf- bohrer Sprenglöcher in die Versetzung gebohrt, und diese mit Pulver oder Dynamit besetzt. Herrscht in den Versetzungen das Eisen vor, dann hat man in Amerika mit noch gröfserem Erfolge, von den Formen aus, die Versetzung mit Hülfe von grofsen, mit Petroleum oder Theerölen gespeisten Löthrohren weggeschmolzen. Diese Art und Weise der Beseitigung von schweren Gestellversetzungen scheint zuerst durch Kapitain Jones auf der Edgar-Thomson-Hütte an gewandt zu sein. Zuerst mitgetheilt hat dieselben Witherbee im Februar 1885 auf dem New-York Meeting des American Institute of Mining Engineers. * Fernere Mittheilungen über diesen Gegenstand sind demselben Verein im Februar d. J. auf dem Pittsburg-Meeting durch James Gaylay geworden.** Diese Quellen sind von mir benutzt. Nach denselben bilden mehrere durch Knie- und Muffenstücken verbundene Gasrohrenden das nach allen Richtungen verstellbare Blasrohr, dessen eines Ende mit dem Düsenstock, oder der Windleitung verbunden wird, während das andere Ende auf die Stelle gerichtet werden kann, an welcher geschmolzen werden soll. Ein zweites Röhrchen von 6 bis 7 mm 1. W. führt aus einem höher liegenden Gefäfs Petroleum oder Theeröl zu. Dies Röhrchen kann mit einem Ventil von dem Oelvorrath abgeschlossen werden, und hat aufserdem in handlicher Höhe ein zweites Ventil, um die Menge des zulaufenden Petroleums leicht abmessen zu können. Das Oel zuführende Ende des Röhrchens mündet vor dem Wind zuführenden Blasrohr. Der aus dem Blasrohr strömende heifse Wind zerstäubt und entzündet das Oel, und es entsteht eine Löthrohrflamme von höchster Temperatur, in welcher Eisen und Schlacke leicht schmelzen. Mit einer Stange kann man die Arbeit durch Wegräumen der schon weich gewordenen, aber noch nicht geschmolzenen Ansätze sehr befördern. Sobald man mit Hülfe dieses Löthrohres eine Verbindung zwischen Stichloch oder Schlacken form und der nächstliegenden Windform herge stellt bat, so dafs Eisen und Schlacke aus Ersteren ablaufen können, kann man die fernere Ent- sauung des Gestells dadurch sehr befördern, dafs man das Oel in den Düsenstock laufen läfst und so diesen, sobald der Wind angelassen wird, zu einem Löthrohr macht. . Auf diese Weise soll in erstaunlich kurzer Zeit, und mit einer aufserordentlich geringen Oelmenge, ein Gestell ausgeschmolzen werden können. Wenn die wegzuschmelzenden Ansätze aus * Transactions vol XIII p. 675: Removing obstruc- lions from blast furnace hearths and boshes. ** Transactions of the american Institute of mining engineers: A chilled blast furnace hearth. Schlacke bestehen, ist die Wirkung des Löth rohrs eine überraschende; wenn die Ansätze aus Eisen, gemischt mit Schlacke und Koks bestehen, ist die Wirkung auch noch sehr günstig; schwie riger liegt der Fall, und geringer ist die Wirkung, wenn die Ansätze lediglich aus erkaltetem Eisen bestehen. In gewissen Fällen soll der Zusatz von Flufs- mitteln, d. h. leicht schmelzbaren Salzen, den Erfolg, sehr unterstützen; dieselben werden in das Blasrohr oder den Düsenstock gebracht und mit dem Wind eingeblasen, wodurch deren Ver- theilung, also Wirkung vergröfsert wird. Die Anwendung des Oels kann aufhören, so bald guter Koks vor den Formen erscheint. Auch soll das Oel immer so weit von der Mündung des Blasrohrs oder der Düse des Wind stocks eingeführt werden, dafs dessen vollständige Verdampfung gesichert ist, damit eine Abkühlung des Gestells durch etwa noch zu verdampfendes Oel vermieden wird. Die Anwendung dieses Löthrohrs wird auch dann empfohlen, wenn nur eine Windform, die Schlackenform oder das Stichloch zu öffnen ist, oder wenn festgebrannte Kühlkästen wegge schmolzen werden müssen. Die Anwendung von Holzkohlen oder Koks und einem Blasrohr ist für diese Zwecke eine in Deutschland seit langer Zeit bekannte. Wenn die Ansätze oder Gegenstände, welche wegge schmolzen werden sollen, kalt sind, soll es zweckmässig sein, vor denselben aus feuerfesten Steinen einen überdeckten Kanal zu bauen, wel chen man mit Schlacken oder glühenden Koks vorwärmt; diese Anordnung soll für den Anfang die Verdampfung und Verbrennung des Oels be fördern. Die Anwendung der mit Oel gespeisten Löth- rohre hat noch den Vortheil, dafs man deren Wirkung sowohl auf kleinere Stellen beschränken, als auf gröfsere Flächen ausdehnen kann, je nach dem man die lichten Weiten der Blasrohre wählt; man hat deren von 25 bis 100 mm an gewandt. Die einzige Unannehmlichkeit bei der An wendung solcher Blasrohre ist das betäubende Geräusch, welches dieselben verursachen. Als Beispiele von deren Wirksamkeit werden folgende erzählt. Im Jahre 1882 zerbrachen bei dem Ofen in Cedar Point, welcher zur Zeit des Unfalls nur mit Anthracit betrieben wurde, und atwa 601 Nr. 1 und 2 machte, mehrere Theile der Ge bläsemaschine, wodurch der Ofen, bei schweren Gichten, zu einem Stillstände von 14 Tagen ge zwungen wurde. Man hatte alle Windformen, welche besonders als bronzene bezeichnet werden, weil man diese in England kaum, und in America erst seit wenigen Jahren anwendet, aus dem Ofen ge-