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Juli 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 471 Säuren und nachheriges Glühen tritt die rothe Farbe des so frei gemachten Eisenoxyds hervor, wie sich dies an gelblichen kalkhaltigen Ziegel steinen demonstriren läfst, welche oft viel mehr Eisenoxyd enthalten als dunkelroth gefärbte, aber kalkarme [vergl. Muck: »Ueber Steinkohlen- asche etc.« pag. 12 und Biedermann und Gabriel: »Bericht der Deutschen chemischen Gesellschaft«, 1877, Nr. 14].) Steinkohlen können Eisencarbonat, Eisen oxyde und Eisensilicat enthalten. Was aber wird aus diesen Eisenverbindungen (jeden falls den erstgenannten) im Koksofen? Ganz ge- wifs dasselbe wie im Hochofen; d. h. sie werden zu metallischem Eisen reducirt und zwar schon bei schwacher Rothgluth. Das reducirte Eisen aber wird ohne Frage den gleichzeitig oder nach her erst ausgetriebenen Schwefel zu Eisensulfid (hier wohl zu FeS) binden. Imgleichen wird Schwefelkohlenstoff, der sich im Koksofen ganz gewifs temporär bildet, mit Eisen und auch glü henden Oxyden der alkalischen Erdmetalle un zweifelhaft Sulfide bilden. Also nicht sowohl von dem Gesammtschwefelge halt einer Kohle, sondern von der Natur der Mi neral bestandt heile wird es ab hängen, ob viel oder wepig des durch Erhitzen aus dem Schwefelkies ausgetriebenen oder(und) des »organischen« Schwefels mit den Verkokungsgasen entweicht oder in Form von Sulfiden im Koks verbleibt. Hierauf also ist strengstens Rücksicht zu nehmen, wo es sich um Erzeugung von schwefel armem Koks handelt, und um solchen zu er zielen, sind zwei Wege gegeben: I. a) Analyse der Kokskohle auf Gesammtschwefel neben b) Analyse der Kokskohlenasche auf Fe, Ga und Mg. Danach hat man entweder die schwefelärmste oder — was weit wichtiger — die mit dem ge ringsten Eisen- (und demnächst Kalk- und Mag nesia-) Gehalt zu wählen. Oder unter Umgehung von Ib: II. a) Bestimmung des Gesammtschwefels der in Wahl stehenden Kokskohlen und b) desgl. der aus a durch Tiegelverkokung er haltenen Koks. Der Weg II ist jedenfalls der einfachere, aber ebenfalls sicher zum Ziele führende. Der praktische Koksbrenner könnte vom Standpunkt seiner Betriebsgepflogenheiten aus gegen diesen Vorschlag den Einwand erheben: dafs es schlechthin nicht angängig sei, flötz- weise oder bei der üblichen Sortirung oder Auf bereitung der Förderkohle nach Korngröfse die anempfohlene Auswahl zu treffen. Ich bin nicht der Meinung, dafs darin eine unüberwindliche Schwierigkeit liegt. Es will mir aber dünken, VIJ.» dafs es bei der dermaligen Schwierigkeit des Koksgeschäftes im Interesse der Qualität einen wesentlichen Fortschritt bedeute, wenn eben gerade die Auswahl der zu verkokenden Kohle, die ja nicht immer blofs Sieb- oder Waschproduct ist, in anderer Weise geschähe wie bisher. Nämlich nicht blofs nach der freilich bequemeren, aber sicherlich nicht immer rationellen blofsen Wahl nach Korngröfse, sondern unter Berücksichtigung der Qualität der Kohle. Diese aber richtet sich nach der Qualität der Asche und namentlich nach dem durch directen Versuch leicht zu ermittelnden Schwefelgehalt der Kohlen unter denen man zu wählen hat, ganz besonders aber nach dem Schwefelgehalt der aus diesen erzeugten Koks. Bis dahin könnte man meinen Ausführungen etwa den Vorwurf machen, dafs sie, nur auf mehr theoretische Annahmen und fingirte Fälle sich stützend, der experimentellen Beweise ent behrten und zwar solcher, die sich aus praktischen Fällen unmittelbar ergäben. Solchem Vorwurf komme ich mit Vorlegung nachstehender Daten zuvor, deren Interpretirung sich zum Theil ganz von selbst ergiebt. Eine Kohle mit dem aufsergewöhnlich niedri gen Aschengehalt von 2,48 % und einem Koks ausbringen von 67,72 % besafs einen Schwefel gehalt von 0,92 % ! Die Asche hatte folgende Zusammensetzung: Sioz = 46,53 CaO = 0 Al:03 = 42,90 MgO = 0 F2Os= 9,70 = 6,28 met. Fe (Alkalien, Schwefelsäure und Phosphorsäure nicht best.) Der Eisengehalt der Kohle berechnet sich zu 0,1557 %. — 0,1557 Eisen würden nur 0,1771 Schwefel (zu FeSQ zu binden vermögen. Da die Kohle aufserdem keine Sulfate enthielt (und mit Mineralsäuren kaum eine Spur Schwefel wasserstoff entwickelte), so enthielt sie mindestens 0,92 — 0,1771 = 0,7429 % »organischen« Schwefel (80,74 % des ganzen Schwefelgehaltes). Ueberraschenderweise enthielt der Tiegelkoks aus der Kohle 0,86 % Schwefel! Wenn gar kein Schwefel beim Verkoken wegginge, so würde derselbe (bei 67,72 Koksausbringen) auf 1,358 % im Koks sich anreichern. Zwei Versuche, bei denen chemisch reines Eisenoxyd der gepulverten Kohle zugesetzt und mit verkokt wurde, ergaben folgende Resultate: 1. Koks aus Kohle mit 11 % Eisenoxyd- Zusatz enthielt 1,200 S. 2. Koks aus Kohle mit 3 % Eisenoxyd- Zusatz enthielt 0,962 S. Die Versuche ergaben also das zu erwartende Resultat (s. o.), dafs mit zunehmendem Eisen oxyd - Zusatz eine wachsende Menge Schwefel 3