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September 1886. „STAHL U um den Kesselstein zu entfernen. Die Detonation war so gewaltig, dafs man den Oberingenieur be nachrichtigte, es sei ein Kessel explodirt, obgleich dieselben aufser Betrieb waren. Der Rifs be fand sich in einem Abstand von 620 mm von der Stirnplatte, 100 mm unter der Rostlinie an fangend und ungefähr 550 mm nach oben ver laufend. Noch vor Bekanntwerden dieses neuen Vor kommnisses wurden eine Menge ausführlicher Proben in Gegenwart • von Beamten des Board of Trade ausgeführt. Die Streifen hierzu waren den zersprungenen Theilen der Bleche, welche aus den Kesseln der beiden Dampfer ausgekreuzt, entnommen. Die Ergebnisse finden sich weiter unten. Dieselben und ebenso auch diejenigen der chemischen Analysen, welche in dem Labo ratorium eines der bedeutendsten Stahlwerke genommen wurden, ergaben jedoch keine be stimmten Anzeichen dafür, dafs eine vollständige Umänderung in dem Material, welche Veran lassung zu den Sprüngen geworden, stattgefun den hätte. Ebensowenig könnte danach der schwere und kostspielige Schritt, die Kessel — trotzdem sich spröde Theile darin gefunden hatten — auszuwechseln, gerechtfertigt werden. Nicht unerwähnt soll bleiben, dafs der Bericht des Laboratoriums, welches die Analysen aus geführt hat, sagt: „Von chemischem Gesichts punkte aus sei das Flufseisen in keiner Weise zu beanstanden, da es ein Material von guter Durchschnittsqualität sei.“ Andere Beispiele für das eigenthümliche Ver halten des Materials gaben folgende Unter suchungen. Von den mit Rissen behafteten Blechstücken wurden bei zweien die eine Seite festgehalten und auf die andere Schläge mit einem gewöhnlichen Zuschlaghammer gegeben, um die Sprünge zu erweitern. Bei dem einen Stück verlängerte der erste Schlag den Rifs um ungefähr 100 mm — Fig. 9 — so dafs nur 65 mm gesundes Blech übrig blieben. Dieser verbleibende Theil wurde alsdann wieder platt geschlagen und nochmals gebogen, ohne dafs sich der Rifs weiter ausdehnte. Bei dem zweiten Stück vergröfserte der erste Schlag den Rifs um ca. 25 mm; die Platte wurde dann wieder flach geschlagen und in der Richtung des Risses ge rade gerichtet, hierauf nach der entgegengesetzten Seite wieder fest zusammengebogen, ohne dafs der Rifs sich im geringsten erweiterte. Anderer seits sprang das in Fig. 9 schraffirte Stück der letztgenannten Platte nach einem Schlage plötz lich wie Glas ab. Ein ferneres Beispiel für die sonderbare Be schaffenheit des Flufseisens wurde auf der letzten Reise, welche die Kessel mitmachten, gefunden, indem sich oben auf dem Feuerrohr, nahe dem hinteren Ende, 2 Beulen, jede ca. 150 mm rund und 25 mm tief zeigten. Bei dem Blech ND EISEN.“ Nr. 9. 595 in der Nähe der Beulen war keinerlei Sprödigkeit bemerkbar, selbst dann nicht, als dieselben wie der durchgedrückt wurden, dagegen zeigten sich an beiden Enden zwischen den Nietlöchern zahl reiche Risse, sowohl vor als auch nach dem Durchdrücken der Beulen. Nach diesen Vorkommnissen zog man ernst lich in Erwägung, ob diese Kessel oder wenigstens deren Innentheile nicht zu verwerfen seien, zu mal diese unberechenbare Sprünge immer häufiger auftraten und sich auch in den Nietlöchern der Sattelbleche, Feuerrohre und anderer Bleche immer mehr zeigten. Da ähnliche Fälle noch nicht vorlagen, konnte man nur schwer zu dem Ent- schlufs kommen, entweder ganz neue Kessel zu beschaffen oder die alten Aufsenkessel weiter zu benutzen. Nach längeren Verhandlungen ent schied man sich für ganz neue Flufseisenkessel und zwar hauptsächlich auf Veranlassung des Oberingenieurs der betreffenden Dampfergesell schaft, welcher die Ansicht aussprach, dafs, wenn man nur neue Innentheile einbaute, diese bald mit den ganzen Kesseln verworfen werden müfsten, da es nur eine Frage der Zeit sei, bis wann die unheimlichen Sprünge auch bei den Kesselmänteln und Kopfwänden aufträten. Diese Vermuthung erwies sich bald darauf als vollkommen richtig, als das Auseinanderhauen der alten Kessel in Angriff genommen wurde und zwar unter so sonderbaren Umständen, dafs wir dieselben in einer genaueren Beschreibung folgen lassen. Zuerst sollten die Nietköpfe an den Verbin- demgsstutzen zwischen Kessel und Dampfsammler abgehauen werden, aber nach wenigen Schlägen zeigte es sich, dafs die Stutzen nach allen Rich tungen sprangen und zwar derartig, dafs von den neun Verbindungsstutzen der Kessel des Dampfers Nr. 2 nicht ein einziger unversehrt blieb. Nachdem der Dampfsammler von einem der Kessel entfernt war, wollte man ein Stück der Stutzenflansche abschroten, wie in Fig. 15 gezeigt, als plötzlich das Mantelblech von der Oeffnung aus einen 250 mm langen Rifs bekam, obgleich der Meifsel höchstens 1112 mm auf 125 mm Länge eingesetzt war. Bald darauf, als man an den Kesselmantel kam, sprang eine Lasche in den Nietlöchern der Länge nach mitten durch, trotzdem der Meifsel auf die Länge von 975 mm nur 75 mm eingetrieben war; als man dann später die Feuerrohre und Stirnwände los- nehmen wollte, erfolgte ein allgemeines Krachen. Die Stirnwände sprangen und platzten, die Flan schen der Rohrlöcher brachen ab, wie aus Fig. 1 ersichtlich. Bei den Feuerrohren zeigte sich gleichzeitig dieselbe Erscheinung. Risse von einer solchen Ausdehnung gingen durch die Niet löcher , dafs die Enden der Rohre als volle Ringe abfielen, welche den Lehrjungen als Reifen zum Spielen dienen konnten und von