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2)lott<>üfüu /? ^?eimclikunöe,i i Erscheint aller ,14 Tage §>eiVags' M Druck u. Verlag: Alwin Marr,ZAuchdruckerei S» und Zeitungsverlag G.m.b.^?.Reichenau i.Sa. Schristleitung und Geschäftsstelle m Reichenau,Sa. FernsprecherNr.300 Gesck)ick)te, Unbevechtigren Nachdruc-N verboten Bsaitel^füi" Mitteilungsblatt dec Gssellschasi fuc Anthropologie und Urgeschichte der Gbsrlausitz zu Bautzen, dec Gesellschaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda sowie des Verbandes „Lujatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsvsceins der gesamten Gbsrlausitz. Hauptjchristlsitung: Gtto Marx Reichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatjchriststeller. Manujkriptsn ist Rückporto beizufügsn, da jonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzsc Heimatzsitung" wird jtcasrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, 6a. Postscheckkonto: Leipzig Ne. 27 534. Bankverbindung: Gerosrbebank und Girokajjs Reichenau Nr. IS. Gberlausitzer Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lredit-Anstalt, Sittau. Nr. 2 ! 19. Januar (Hartung) 1930 11 .Jahrgang Neueibau Sein Bild, sein Leben, sein Charakter Wer kennt es, das kleine Dörfchen am Hange und auf der Höhe? Seine Bewohner natürlich, die heimatlichen Behörden gezwungen, miteinander verkehrende Geschäfts welt der Nachbarorte notwendig, fremde Reisende geschäfts wichtig, ein Überlandautofahrer flüchtig, allenfalls noch die Landesbehörde auf der Karte uud ferne Verwandte im Dunkel der Erinnerung eines verjährten AustandsbesuchS. Sonst webt der stille, saubere Ort, ungekaunt und un genannt in der weiteren Heimat und der großen Welt, gleich ungezählten anderen in deutschen Landen, Tag um Tag an seiner Geschichte Laus. Anspruchslos, begehrlos um laute Ehre dieser Welt lebt er still und zufrieden mit all seiner Bewohner Lust und Leid dahin. Ob auch Ltchttage über seine Grenzen hinausstrahlen, ob Schattenzeiten drü ber dunkeln, ob er sich reckt nach der Welt und die Welt nach ihm, er bleibt doch das liebe, lichte, kleine Dörfchen am Hange und auf der Höhe. Sein Bild sei dem fremden Wandrer hier einmal ans Herz gelegt, sein Leben gereiche der Heimat zur Freude und sein Charakter werde dem, der es seine Heimat nennt, Seele. Lausitzer Berg- und Tallandschaft mit Feldweiten und Jndustriekvmplexen rundum. Das macht, daß man zu dem Dörfchen aufschauen oder es unter seinen Blicken haben kann. Von Eibau im Tale gewahrt man nicht viel mehr als einige Häuservorposten, wer von Leutersdorf kommt, sieht es als dessen Fortsetzung an und merkt erst bet Schule und Gemeindeamt, daß er in einem anderen Dorfe ist. Von Neugersdorfs Hvchtalstraße aus gesehen zeigt das Dörfchen keine andre Prägung als auch alle die andern im Bannkreis einer Stadt. Seine Eigenart enthüllt es nur dem Wanderer, der von der Hetzwalder Mühle die Ahorn allee nach Oberleutersdorf schreitet. Da liegt es so anmutig lehnan unter diesem blauen Himmel, da schmiegt es sich an die Straße, die sein Pulsschlag ist, da kriecht es bergan znr basaltnen Höhe und schämt sich noch heute der weg gerissenen Mühle. Es kuscheln sich seine sauberen, gepfleg ten Häuschen um das geballte Erlengebüsch eines ruhlos sich schlängelnden Baches oder unter schwungvoll gewölbte Kronen hoher Eschen und Linden und zerrissener Eichen. Ja, grün ist seine Farbe: Bäume, Wiesen, Saaten, Strauch werk, ein Kranz von sattem Leben um der Dächer Schiefer blau und Rot. Und Heiterkeit und Frohsinn ist sein Lachen, ob die Sonne cs dusttg aus dem Schlafe weckt, ob es am müden Mittag unter einem dunstig-blauen Himmel brütet, ob der letzte goldene Strahl um Wege, Häuser, Zäune und Bäume schleicht und noch einmal alle farbensatten Kon traste zum Leben weckt. Selbst die Nacht, die sternenhohe, weltenweite, legt einen Silberschimmer voll heitrer An mut über Dorf und Dach. Weil am Südhange gelegen, ist gleißend Licht sein Schild am Tage. Selbst bei Regenwetter liegt noch ein Widerschein von Lichtglanz auf Pflaster, Dächer und Wänden. Und weil es sich ja offen nach Nord und West und Ost streckt und reckt, ist auch die Nacht noch hell, indessen das Taldvrf in tiefer Finsternis liegt, denn der Himmel ist weiter hier oben. Man muß Neueibau an einem Winterabend vom Steinberghügel gesehen haben, wenn rechts hinter weißer Feldeinsamkeit und knackendem Gebüsch dunkel, leblos, verlassen der „Hof" schläft und drü ben Lichtschein um Lichtschein hinauf, hinab hinter nied lichen bogigen Fenstern erglimmt. Das laute Getöse der Arbeit aus der einzigen Fabrik ist verstummt, all die flackernden Lichtstretfen ihrer Säle sind erloschen. Dann schreitet Weihnachtszauber sacht heran und sucht sich im stillen Dörfchen eine Ruhstatt vor dem drängenden, pulsen den Leben der nahen Industriestadt. Wer aber von des Dorfes eigner Höhe hinabschaut, sieht, daß Neueibau nicht nur Abhang, Lehne, sondern selbst Höhe ist. Über Feld- und Wiesenweiten gleitet das Ange zum Lerchenberg, zum Kottmar, zum Spitzberg, Königsholz, Großer Stein und anderen Dutzend Bergen und Hügeln der Umgebung. Es schaut iu die geschlängelten Langdörfer Eibau, Oderwitz, Leutersdorf. Neugersdorf liegt in ehr- gebietender Größe unter ziehenden Rauchfahnen zur Rech ten, davor die stillgelegte Hetzwalder Windmühle. Und wenn eine gute Sicht das Zittauer Gebirge mit seinen ge-