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Zittau verkauft, während die Johanniter mit dem Geld sich nach Böhmen wandten. Im dreißigjährigen Kriege erlebten wir die wieder holten Durchzüge der sich bekämpfenden feindlichen Heere der Österreicher und der von Tvrstenson befehligten Schwe den sowie der beiderseitigen Verbündeten. — 1702 wurde uns in der Hauptsront ein verschönerter Neuaufbau zu teil, und gleichzeitig ersuchte der Senator Behne, der die Brauberechtigung des Gebäudes besaß, den Rat um Ge nehmigung eines freien Bierausschanks im Komturhof, mit Kannen und Fäßerln, die ihm auch erteilt wurde. In diesem Sinn wurden wir fortan den profanen Zwecken von 1711 ab ganz dienstbar gemacht. Musikgetön und Becherklang erfüllten uns, oben prangte ein massives Schild mit der einladenden Aufschrift „Zum weißen Löwen". Karten- und Würfelspiel waren jedoch verboten, und die Bierglocke, die den Gesellschaften das Zeichen zum abendlichen Heimweg zu geben hatte, ertönte in den An fangsjahren regelmäßig um 0 Uhr und 1711 wurde es auch streng genommen mit der Pönandrvhung, die an der Wand der Bierstube nebst einem zuhauenden Schwerte zu lesen war: „Fluchen, Schmähen und Lüsterwort wird streng verboten an diesem Ort, so jemand schlägt und diese Freiheit bricht, der hat sich selbst zum Schwert gertcht." So war der Komturhof zunächst ein Wirtshaus vor nehmen Stils, und wir sahen manchen General und durch reisenden Staatsmann, der hier abstieg. Bald aber sank es zu einem gewöhnlichen Bierausschank herab, in dem nur noch die ehrsamen Bürger und Handwerksleute, vorzugs weise Maurer, Leinweber und Kupferschmiede verkehrten, und ihre dem Zunftzweck dienenden Zusammenkünfte hat ten. Kamen zur Marktzeit dann noch Hausierer hinzu nebst Schlangenmenschen, Riesen, Jongleurs und Equilibristen, so fanden hier geradezu wüste Gelage statt, und die Polizei mußte durch strenges Einschreiten Ordnung schaffen. Als schließlich bet größter Hinfälligkeit, und indem die Holzteile des Baus abbrachen, 1004 die letzte Inhaberin, verw. Frau Kunze, die Pacht aufgab, wurde der Komtur hof dem Erdboden gleich gemacht, das Wirtshausschilö aber sorgfältig als Erinnerungsdenkmal ins Zittauer Altertumsmuseum hinübergetragen. Uns selbst nahm man aus der Verkalkung des Fundaments heraus, und wir blieben einige Jahre unbeachtet liegen. Zu Ehren kamen wir erst wieder, als die Fürsorge des Zittauer Stadtrats den Platz Vergrößerte und das Krematorium hier in der gegen Görlitz gelegenen Vorstadt seine Stelle erhielt. Wir wurden emporgehoben, und man baute uns in die im ge schmackvollen Park sich anschließende Leichenhalle hinein ssic transivit gloria lapidum — so ist vorübergegangen der Ruhm Ser Steine). — Statt Lärms und Hastens der Welt herrscht Friede jetzt rundum in dieser Gegend, und Ewtg- keitsgedanken allein sind es, die den Beschauer anwanöeln, so oft er Veranlassung hat, mit uns in Berührung noch zu treten. Nochmals: rürkentausen la der Lausitz. sVergl. OHZ. Nr. 14 und 18) Im N. L. M. V. Bd. 1826 wird auf S. 80 von zwei Türkentaufen berichtet, die 1690 in der Görlitzer Petri- und Paulikirche stattfanden. Am 29. Juli 1690 wurde ein türkisches Mädchen getauft, 14 Jahre alt, bis dahin Fa tima geheißen. Primarius taufte sie auf Anna Rosina. 67 Paten beiderlei Geschlechts sind im Kirchenbuche verzeich net! Eine Türkentaufe bedeutete eben eine Sensation! Das Mädchen, das 1689 mit seiner Mutter nach Görlitz gekom men war, wurde vom Bürgermeister Richter in sein Haus ausgenommen. An Patengelö erhielt sie 118 Taler. Wenige Wochen später, am 6. September, wurde ein 14 jähriger Türkenknabe Mustapha auf den Namen Chri- stianus getauft. Die Taufe, bei der 38 Paten anwesend waren, vollzog wieder Primarius Fetter. Wie im N.L.M. XIII. Bd. 1835 auf S. 11/16 berichtet wird, wurde am 1. August 1834 der 27 jährige Hirsch Salo mon Friedemann aus Mitar in Hennersdorf bei Görlitz durch den Ortspfarrer Schade getauft. Zugleich wird be merkt, daß in derselben Kirche am 28. Oktober 1691 ein Türke Schaban Mehemet getauft worden ist, der mit andern türkischen Janitscharen gefangen wurde und als Bedienter zum Hauptmann von Stangen kam. Dieser über ließ ihn seinem Schwager, dem Bergrat Dr. Heigens auf Hennersdorf, der ihn durch den Ortspfarrer Navid Tleym auf die Taufe vorbereiten ließ. Die Taufe einer Negerin in Görlitz war ein ganz außerordentliches Ereignis. Das- N.L.M. IV.Bd. 1826 be richtet davon auf S. 65—80. Der Görlitzer Kaufmann Karl Ernst Maximilian Weiner hatte 1819 in dem arabischen Ferrä ein 9/-S jähriges Mädchen aus Mitleid einem Sklavenhändler abgekauft. Sie hieß Djoppo Dapa. Ihre Mutter war die Schwester eines Scheichs gewesen (?). Des längeren erzählt der Artikel von der Heimat der kleinen Sklavin. Diese kam nun 1822 mit nach Görlitz, lernte hier unter viel Schwierigkeiten die deutsche Sprache und er hielt christlichen Religionsunterricht. Am 13. Dezember 1834 wurde sie in der Sakristei der Peter-Paulskirche von Archidiakon Klien getauft und empfing am 21. Dezember das hl. Abendmahl. Unter den Taufzeugen sind genannt: der König von Preußen, der Kronprinz von Preußen, der Görlitzer Gerichtsamtmann, Fräulein von Kyaw und son stige prominente Personen der Görlitzer Gesellschaft. Archi diakon Klien verfaßte zur Taufe ein eigenes Lied, das später im Anhänge zum Görlitzer Gesangbuche unter Nr. 65 Aufnahme fand. Johannes Meier, Chemniy. Sr. Max Burkhardt. Unser Landsmann, der Berliner Hochschulöozent, Red ner des deutschen Vvrtragsverbandes und der Gesellschaft für Volksbildung, Dr. Max Burkhardt, ist ein geladen worden zu einer Rundreise durch 26 Städte des Saargebietes und der Pfalz, um dort seine kulturgeschicht liche Dichtung „Historische Tanzbilöer" vorzuführen. Die Berliner Tänzerin Annegerda Wentzel tanzt als Beispiele und Erläuterungen chinesische, ägyptische, griechische, rus sische, slavische, holländische und deutsche Tänze, die Max Burkhardt mit den betreffenden Originalweisen am Flügel begleitet, nachdem er sie vorher durch eigene Dichtung nach Umwelt, Kulturgeschichte, Form und Inhalt erläutert hat. Dverlausitzer G» anSSleute vrftrl« , lest vtr DverIausitzer*^*Heimatzeitung «r»as«»»rr»S vtorleltctftrlt«, L.L» «erlas r «Sala ^Narx, «rikyvruacrrt anv Rettung« «erlas <» «n v. S , ^le»«vrnau «Sa. Aus den Keimatvereinen. „Globus -SIMM. Eine außerordentliche Hauptversammlung des „Globus" von Hirschfelde fand am Montag, 3. November, in Riegers Gasthof statt. Der Vorsitzende, Kantor Michel, gab zunächst einige Mitteilungen von der Vertreter-Ver sammlung des Verbandes Lusatia bekannt, die näher im