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Nr. 23 Gborlausitzsr Hsimatzsltung 285 aber der konnte doch beim tieferen Eindringen kommen. „Und das hast du für mich getan!" rief Häberlein aus. Es war etwas wie Reue, das ihn erfüllte. „Hm, wenn sie es nun besser mit dir meinte als die Anna, von der du es noch gar nicht weißt, ob sie deine grenzenlose Liebe er widern wird. Sie ist aber reich und eine Bürgermeisters tochter, schön und — ach, was red ich mir doch alles vor. Sie wird einen armen Stuhlschreiber nun und nimmer heiraten, und wenn sie es auch wollte, sie wird es nicht dürfen. Wenn ich aber den reichen Erzfnnd mache, wenn durch mich unserm Städtlein eine Segensquelle erschlossen wird, sollte das nicht günstig für mich auf den gestrengen Herrn Bürgermeister einwirken? Aber seine Tochter wird er mir dennoch nicht geben. — Mag es kommen, wie es will," sagte Häberlein nach einer Weile, „jetzt gilt es weiter zu forschen, ob diese Ader den Erzreichtum ver spricht oder nicht." Er ergriff die Hacke und hieb frohen Mutes in das Gestein. Gar bald merkte er zu seiner größten Freude, daß die Ader sich an einer Stelle auf fällig verbreiterte. Hier hieb er kräftig ein. Die Erzmasse wurde fester, und endlich konnte er faustgroße Stücke der Einschlagsstelle entnehmen. Damit glaubte er zunächst zu frieden sein zu können, zumal die Hacke sich für das wei tere Arbeiten nicht mehr eignete. Er schlug die Erzstücke in ein Tüchlein, deckte die Fundstelle mit Geröllstücken zu und machte sich auf den Heimweg, nachdem er zuvor noch einen dankbaren Blick zur Mühle hinüber geworfen. 6. Gute Nachrichten Das Haus des Bürgermeisters war nahe der Stadt mauer. Häberlein wußte, daß sich hier ein kleines, ziemlich verstecktes Hausgärtlein befand, der Lieblingsaufenthalt von Anna, wie ihm die alte Donathen gesagt hatte. Hier schaltete und waltete sie in tiefster Einsamkeit, pflegte ihre Blumen, fertigte ihre feinen Handarbeiten und sang wohl auch hin und wieder zur Laute ein Lied. „Wenn du dort einmal sein, sic belauschen, sie sprechen könntest!" dachte Häberlein jedesmal, wenn er am Bürgermeisterhause vor überging. Schneller, als er es dachte, sollte ihm aber auf andere Weise Gelegenheit dazu werden. Der E. E. Rat plante zu Ehren des Kurfürsten Johann Georg I., der in nächster Zeit die Stadt besuchen wollte (geschichtlich), einen Abendtanz auf dem Nathause, und kein anderer als Häber lein, der Stadtschrciber in spe, wie er scherzhaft hier und da genannt wurde, sollte die Angehörigen der Honoratioren sowie die „Kommun- und Gemeindevertreter" dazu ein laden. Vorerst hatte er zu diesem Zwecke zu den Frauen und Töchtern der Magijtratspersvnen zu gehen. Häberlein war außer sich vor Freude. Nun bot sich ihm auf so ehren volle Weise Gelegenheit, die Angebetete seines Herzens sprechen zu können. Er hafte sich bereits bei Gevatter Bohle Wams und Beinkleider dazu anmessen lassen und übte zuhause stundenlang die wohlgcsetzten Reden, die er an die Einzuladcndcn richten wollte. Endlich war der Tag der Einladung gekommen. O wie klopfte ihm das Herz, als er in das Bürgermeisterhaus eintrat, als er ihr gegen überstand! Der freundliche Empfang, der ihm von feiten der Frau Bürgermeisterin und ihrer Tochter, die in ihm nicht den Stuhlschreiber, sondern den hübschen, jungen Mann sahen, half ihm über die Befangenheit hinweg, die ihn anfangs beim Anblick der liebreizenden Anna erfüllte. Dennoch kam es ihm hinterher vor, als ob er überall seine zierlich gesetzten Worte besser gesagt habe als bei Bürger meisters. Er hätte zuhause vor Ärger darüber weinen können, und doch war ihni wieder, als ob ihn Anna hold lächelnd angeschant, als ob sic ihn gefragt habe, ob er auch am Abendtanze teilnehmen werde. Das Letztere bildete er sich aber doch wohl nur ein, denn er war keine Standes- person. Das bedauerte auch manche von den eingeladenen Töchter», indem sic sagte: „Schade, daß er nur ein Stuhl schreiber ist." Häberlein glaubte aber fest, die Brennende Liebe, die Anna, ohne daß sie es wußte, im Schuh ver borgen trug, fange an zu wirken. Tags darauf trat der Herr Stadtschreiber ins Schreiberstttbchen und sagte mit hochwichtiger Miene, Häberlein solle sofort zum Herrn Bürgermeister kommen. Der Stuhlschreiber zerbrach sich auf dem kurzen Wege nach des Herrn Bürgermeisters Amtsstube fast den Kops über das Warum. „Höre Er," sprach das städtische Oberhaupt wohlwollend, „ich habe in Erfahrung gebracht, daß Er in der Dichtkunst wohl beschlagen sei und zierliche Poeterei zu machen wisse. Er möge daher für meine Tochter, die ehrbare Jungfrau Anna, ein sonderlich Poem zur Begrüßung Sr. Durch laucht, unsers allergnädigsteu Herrn Kurfürsten umb- gehend schreiben." Häberlein wußte beinahe nicht mehr, ob er mache oder träume. Das übertraf ja seine kühnsten Hoffnungen. Zwar wollte ihn wieder die Befangenheit ein nehmen, aber er bekämpfte sie in der Erwartung, daß es ihm dadurch möglich sein werde, seinem heißersehnten Ziele näher zu kommen. Er fand die rechten Worte, um den Dank für die erneute hohe Ehre auszudrücken, ja, er dachte: „Jetzt oder nie." Schnell brachte er die Erzstücke, die er zufällig bei sich trug, aus der Tasche, leitete ge schickt darauf hin und berichtete über seinen Fund. Der Bürgermeister hörte aufmerksam zu, betrachtete eine Zeit lang das Erz und sagte dann: „Häberlein, ich werde sothane Funde unserm allergnädigsten Herrn Kurfürsten vorlegen. Mich deucht, daß sie ein gut Teil Blei in sich bergen. Sollte durch Ihn der Bergbau wieder beginnen, so soll dies auch zu Seinem Glücke sein. Finde er sich ja zum Abendtanze ein, uff daß ich Ihn Sr. Durchlaucht, unserm allergnädigsten Herrn Kurfürsten vvrstellen kann." Damit war Häberlein entlassen. Er wußte nicht, wie er in sein Schreibstttbchen gelangt war. „Ist es denn auch wirk lich wahr, was ich annitzo gehöret? Täuschet mir das alles nicht bloß ein schöner, kurzer Traum vor?" fragte er sich immer und immer wieder. Er glaubte erst an die Wirk lichkeit, als er merkte, daß er nicht mehr im Besitze der Erzstttcke war. Ein Poem sollte er für Anna fertigen? Dem gnädigen Herrn Kurfürsten sollte sein Fund gezeiget, er sollte ihm vorgestellt werden! Das war ja der gerade Weg zu seinem Glück. Lächelnd saß er ans seinem Falt- stnhle. Schreiben konnte er erst nach längerer Zeit. (Fortsetzung folgt.) Ein geolvgisckes Naturdenkmal der SüdlauM. Der große Rumburger Quarzgang Wer des öfteren auf den Straßen Georgswalde—Rum burg, Neugersdorf—Rumburg, Neugersdorf — Seifhenners dorf und Spitzkunnersdorf—Großschönau wandert, wird ge wiß schon Fuhrwerken oder Lastautos mit gelblich-weißen Schottersteinen begegnet sein. Man braucht nur seitlich vom „Jagdschloß" oder „Waldschlößchen" in den Wald zu biegen oder die Straße Spitzkunnersdorf—Großschönau auf der Höhe zu verlassen. Da steht man am Eingänge großer Steinbrüche, die hell in die Sonne leuchten und darum durch den lichten Wald oder weit übers Land zu sehen sind. So hell leuchten dann auch die mit diesem Stein beschütteten Straßen der benachbarten sächsischen und böhmischen Dörfer. Dies Gestein ist Quarz, der hier als Quarzfels oder Quar zit kristallinisch vorkommt und große Fclsmasscn bildet. In kleineren Mengen findet sich das Mineral-Quarz als Be- tandteil des Granits oder auch Kristalle bildend als klarer Bergkristall, violetter Amethyst, brauner Rauchquarz oder samtschwarzer Marion vor. Das verbreitetste Vorkommen des Quarzes sind die vielfarbigen Kiesel im Geröll jedes Flusses. Sucht man diese Ouarzbrnche auf der Karte auf.