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bestimmt ist, befinden sich das Zimmer des Vorstandes der Anstalt, wo auch die Operationen vorgcnommen werden, zwei schone heizbare Vorsälc und eine Anzahl Krankenzimmer. Das dritte Stockwerk, mit dem blos der mittlere Thcil des Hauptflügels übersetzt ist, enthält außer zwei Krankenzimmern nur den freundlichen, mit einer Physharmonika versehenen Betsaal, worin einen Sonntag um den andern von den Dia konen der Marienkirche für diejenigen Kranken, die nicht an das Bette gefesselt sind, Gottesdienst gehalten wird (an den andern Sonntagen hält ein Lehrer der Bürgerschule Bet stunde). Diese wohlthätige Anstalt, die gegen 60 Kranke aufzunehmen vermag, ist zunächst für das Erzgebirge und Voigtland bestimmt und vor etwa zehn Jahren theils durch freiwillige Beiträge, theils durch die Beihilfe des Staats gegründet worden, welcher letztere auch den größten Theil der Unterhaltungskosten hergicbt, während außerdem der Fürst von Schönburg-Waldenburg einige Freistellen für Kranke aus seiner Herrschaft gestiftet hat, und Bemitteltere die Verpfle gungskosten selbst zu bestreiten haben. Durch den schönen Garten der Anstalt, über den Teich damm und Grabenwcg kamen wir nun zur Bürgerschulpforte, die uns in die Stadt und zwar in „das lateinische Viertel" derselben, die Schulgasse, führte. Eben hatte es I I Uhr geschlagen, und eine unzählige Schaar von Kindern strömte aus der Bürgerschule hervor. Wir traten in das auf ein mal leer und still gewordene Gebäude ein und ließen uns durch den Hausmann die inneren Räume zeigen. Das drei stöckige Haus, ein Werk des Zwickauer Baumeisters Gut wasser und im I. 1842 beendet, ist eigcnthümlich gebaut, und nach dem äußern Anblicke möchte man kaum so viel Raum darin suchen, als es wirklich enthält. Es bildet näm lich ein vollständiges Quadrat mit vier gleich langen Fronten und schließt einen engen Hof ein, auf den aber nur die Fenster der Korridore herausgchcn; der Saal und alle Lehr zimmer haben dagcn ihre Fenster ins Freie hinaus, so daß es keinem derselben am vollen Lichte gebricht. Es enthält zwanzig größere und kleinere Lchrzimmcr, die freundlich und zweckmäßig eingerichtet sind, will aber mit diesen Räumlich keiten beinahe schon nicht mehr zureichen, da sich die Zahl der Schulkinder seit der Gründung der Anstalt außerordentlich vermehrt hat (von 1000—1100 auf 1700 — 1800). Die Hauptzierdc des Gebäudes ist der schöne Saal, in welchem die Schulfcierlichkciten und Prüfungen, wie auch die Stadt- vcrordneten-Sitzungen und andere öffentliche Versammlungen abgchalten werden. (Auch die deutsch-katholische Gemeinde benutzt ihn zu ihrem Gottesdienste.) Er geht durch die obern zwei Stockwerke hindurch, ist sehr reich und geschmackvoll in den Zwickauer Farben, weiß und roth, mit mehrfacher An wendung der Schwäne des Stadtwappens, dekorirt und hat drei Galerien, auf deren mittelster ein gutes Positiv steht, — ein Geschenk des noch lebenden Organisten Kuntzsch, der sich auch durch die Stiftung eines Schulfestes, wozu er das nölhige Capital geschenkt hat, um die Schule verdient gemacht hat. Nicht weit von der Bürgerschule steht in derselben Gasse das Gymnasium, ein langes und weitläuftigcs, aber durch seine Bauart nicht besonders ausgezeichnetes Gebäude von drei Flügeln, welche einen geräumigen Hof und Garten lim-