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Führt der Berge reiche Schätze und der Wandrer langen Zug Nach den fernsten Gau'n und Ländern fort in windesschnellem Flug; Ueber Ströme, über Schluchten, mitten durch der Berge Bauch Braus't er hin, und kaum erblicket — ist er schon entschwunden auch. Neues Leben, neuen Segen brachte dir der Feuerschwan, Als er, reich geschmückt mit Blumen, zu dir kam auf eh'rner Bahn 14). Täglich fliegt er hin und wieder, deine Schätze tauschend aus. Glück und Wohlstand bring' er stets dir, Schwanenstadt, in jedes Haus! — Schweigend sinkt die Nacht hernieder; aus des Himmels tiefem Blau Funkeln tausend goldne Sterne über der entschlasnen Au'; Flimmernd nur aus dunkeln Schatten, wie ein Helles Silberband, Zieht der Strom in freien Krümmen durch das friedlich stille Land. Aber aus dem Dunkel leuchten auf den Höhen, in dem Thal Ringsum flackernd lichte Feuer, Sternen gleich, in rothem Strahl; Tag und Nacht dort kocht die Speise auf dem nie verglüh'nden Heerd, Welche auf Vulkans Altären tausend Opferflammen nährt is). — Sinnend schau' ich auf dich nieder, wie du liegst in stiller Ruh', Theure Stadt, und rufe leise treuen Liebesgruß dir zu. — Breite über dich der Himmel, was er nur an Segen hat! Heil dir! Heil für alle Zeiten! Heil dir, meine Schwanenstadt! MWMEVöWWKLW. I) Zwickau, zuerst von den Sorben-Wenden gegründet und wenigstens 700 bis 800 Jahre alt, nach Anderer Meinung noch viel älter, war nach den frühe ren Chronisten lange Zeit freie Reichsstadt, nach 0r. Herzog (Chronik d. Kreisstadt Zwickau, 1839—1843. Th. 11. S. 35 ff.) doch ganz gewiß von 1290 bis 1348. 2) S. 8»xo»is. Museum f. sächs. Vaterlandsurkunde. Dresden 1839. Bd. IV. S. 2: „Awickowe, schon von den Sorben also genannt und erbauet, lag an der Hauptstraße, welche den Verkehr des nördlichen und südlichen Europa's ver band, und auf welcher auch ein Theil des levantischen und, so lange die Fahrt um das Vorgebirge der guten Hoffnung noch nicht gefunden war, selbst auch der indische und chinesische Handel ging. Namentlich vom zwölften Jahrhundert an scheint dieser Handelsverkehr für Zwickau, wie für Nürnberg und Augsburg, sehr bedeutend geworden zu sein. Die hohe Handelsstraße, welche über Nürnberg, Hof, Plauen, Rcichcnbach, bei Zwickau vorbei nach Böhmen führte und unter burggräflichem Schutze stand, beförderte Zwickaus Wohlstand, und diese Stadt war, nebst Nürnberg und Augsburg, als kaiserliche freie Reichsstadt, eine Stadt ersten Ranges." (S. Richter, Geschichte des deutschen Handels.) 3) Daß Zwickau in alten Zeiten seine städtischen Gerechtsame gegen die will kürlichen Uebergriffe der Fürsten und ihrer Diener kühn zu vertheidigen und zu behaupten wußte, davon geben die Chroniken manchen Beleg. So ließ z. B. der Rath im 1. 1407 sogar den markgräflichen Voigt Franz Steussing, der früher Rathsmitglied gewesen, dann durch Beschränkung der Rechte der Stadt und andere Bedrückungen und Verletzungen der Bürgerschaft sich vergangen hatte, zum Lode vcrurtheilen und enthaupten, — eine That, welche sich zwar vor dem Geiste der neuern Zeit nicht rechtfertigen läßt, aber doch einen vollgiltigen Beweis von dem Selbstgefühle und der Kühnheit des alten deutschen Bürgerthums ablcgk. Frei lich nahm der Markgraf dafür wieder blutige Rache, indem er vier Zwickaucr Rathsherrn nach Meißen forderte und dort ohne Urthel und Recht enthaupten ließ, welche vier Männer der ältere Chronist IVl. Tobias Schmidt deshalb als Märtyrer für das Gemeinwohl der Stadt darstellt und dem Codrus und Curtius gleich achtet. (S. 8»xon>a, Bd. IV. S. 6. Herzog, Chr. Th. II. S. 98 ff.) 4) Zwickau hatte seit 1440 eine geraume Zeit lang eine kurfürstliche Münze, soll aber auch in noch früheren Zeiten schon eigne Münzen geschlagen haben. Noch jetzt heißt ein Haus die „Münze", wovon die Gasse, in der es steht und die sonst Klostergasse hieß, neuerlich den Namen „Münzgasse" bekommen hat. Die noch erhaltenen „Zwickaucr Bractcaten" (— Hohlmünzcn aus Silberblech)