§Rir waren auf der Höhe der Bahn von Werdau nach Zwickau angekommcn, unser dampfgetricbencs Rennthicr hatte den schweren Zug unter kurzen und kräftigen Stößen aus seinen eisernen Lungen die Steigung der Bahn hinaufgeführt, athmcte nun in längeren Zügen freier auf und schickte sich eben an, die vollgcspickten Wagen allein im donnernden Laufe nach dem Zwickauer Bahnhofe Hineinrollen zu lassen. Die Kö nigin des Tages war schon länger am fernen Horizont hinab- gcsunkcn, um die Brüder neben und unter uns mit dem jungen Tag zu begrüßen und zum neuen Leben zu erwecken; das Schweigen und das Dunkel der beginnenden Nacht hatte seinen Frieden weit hin über das Land ausgebreitet. Mit Sehnsucht erwartete ich das Ziel meiner Reise, die Stadt, von der ich so lange fern sein mußte und die doch meinem Herzen so nahe stand; mein Blick war dahin ge richtet, wo sie im lieblichen Thale an der klaren Mulde ihre traulichen Wohnungen aufgebaut hat. Da sah ich, ein wenig rechts von dem Orte, wo mein Zwickau liegen mußte, einen ! röthlichcn Schein höher und höher dringen, der je länger je mehr in eine feurige Glut überging. Zch meinte sie könne nur von einem heftigen Schadenfeuer hcrrühren und mein Meinen wurde zum festen Glauben, als endlich gar die Hellen Flammen vielfach herausbrachcn. Erschreckt machte ich meine schweigenden und wie es schien ganz unbesorgten Reisegenossen darauf aufmerksam. Da hörte ich mehrere ganz gemächlich lachen und einer von ihnen sagte trocken: „Lassen Sie nur die Flammen ruhig brennen, die thun keinem Menschen Schaden; es sind die Coaksöfen." Das war Wasser aufs Feuer, ich war von meiner theilnehmenden Besorgniß gründlich geheilt. Von den mannigfachen und großen Veränderungen, welche während meiner vieljährigcn Abwesenheit in und um Zwickau vorgegan gen waren, hatte ich wohl eine ferne Ahnung nach dem, was ich gelegentlich gehört hatte, aber eine klare Vorstellung fehlte mir ganz. So waren mir auch die Coaksöfen mit ihren necki schen Flammen eine ganz neue Ersch.inuug, die mich aber nun, da ich sie mit andern Augen ansah, ganz für sich einuahm.