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Baumfarren (24 O.-Fuß mir über 300SpecieS) und ihrer Ne benfamilien mit Wedeln, die an Umfang und Schönheit mir deiien der Palmen um den Preis der Vollendung ringen, und auf der Rückseite durch ihre höchst originelle, der feinsten Feder zeichnung gleichende Fructification sich auszeichnen. Wir kom men nun zu den Kallhäusern, von denen das große Conserva- torium und das Gardenienhaus ihre Bewohner gerade zur Som- mervillegiatur auf das Land, d. h. auf den freien Boden ent sendet haben, wahrend das Camellienhaus (70 F. lang) mit 400—500 der besten Siammpflanzen zugleich als Schauhaus für andere blühende Topfgewächse (namentlich Gesneriaceen, Orchi deen u. s. w.) dient und auch durch ein Aquarium mit hier ge züchteten Goldkarpfen angenehm unterhalt. Nach einem Blick in den in der Erweiterung (bis zu 140 Fuß Länge) begriffenen Glasraum für Kalthausvermehrung gebührt endlich noch ein stch reichlich belohnender Gang durch die im Freien aufgestellten großen Kalthaussortimente der Azaleen, Koniferen, Fuchsien, Georginen, Gladiolen, Pelargonien, Petunien, Rhododendren, Rosen, Verbenen und der javanischen Lilien eigener Züchtung, die sämmtlich besondere Gruppen bilden und von denen die letz teren jetzt eben durch ihr Blühen jahrelange Mühen belohnen. Der unterste Theil des Gartenterrains enthält außer den übri gen Neuholländern meist Samenbeete für die auf einem kam piere außerhalb des Etablissements noch anzulegende Wildbaum schule mit Einschluß von Landrosen und Stauden — eine An lage, die auch ihr eigenes Personal erhalten wird. Während wir dies schreiben, geht uns der Sommercatalog Herrn Geit- ner's (Nr. 16. 12 S. 8.)* zu, der dem Publicum eine außeror dentliche Auswahl echter Harlemer Blumenzwiebeln für den win terlichen Zimmerflor darbietet, zugleich aber in einem Auszuge und Nachtrage des Haupicatalogs die letztacquirirtcn Glashaus pflanzen verzeichnet. Erscheinen hierunter abermals die kostbar sten Neuheiten, wie Orchideen (^criciog 8uav«'ll«>n8, l)i->» darb, was. und granstiÜ., klmlaenop-jw smub. sie. bis zu 50, Baumfar- rrn (wie ^ngiopteris angu^tilol. mit 12 F. langen Wedeln, H>8„- plriiuctc.)' von 10 bis zu 400, und Palmen (darunter als werih- vollste Lneepd»>srto8 Oaffsr mit 4sü F- Stammhöhe, 4 Fuß Stamm stärke und 32 Wedeln und 0^C38 6ircin»li8, 6HH Fuß hoch, 16 *) Bon denen, welche sich näher dafür interefflrcn, kann sowol rer obige Hauptcatalog, als auch der neultche Nachtrag dazu unter der Adresse des EtablissementSbesitzers aus srankiit« Anfragen gratis bezogen werden- Zoll stark mit 46 Wedeln) von VOO dl» dlnans zu 1000 und 1200 Thalern im Preise, so liefern wol schon diese Noiirungeu und die daraus abzunehmenden Ungeheuern Selbstkosten nur noch einen Beweis mehr dafür, daß Geitner, wie wenige seiner Fach-z genossen, vaS scientifische Element und Interesse seines Instituts! dem lucrativen, wo nicht obenan, so doch ebenbürtig zur Seite! zu stellen unablässig bemüht ist. Den», daß Cabinetsstücke vons solchen Werthen mit Kenner- wie Laienaugen tausendmal be wundert, ehe einmal gekauft werden, bedarf sicher nicht beson deren Beweises. Nimmt man nun noch hinzu, daß das hiesige I Etablissement im Unterschiede vön fast allen großen Handels- gärlen deS Kontinents, welche in oder bei Großstädten liegend, ihr Hauptgeschäft meist mir LuruSpflanzen am Platze selbst I machen, bei seiner Abgeschiedenheit vom großen TageSverkehr fast gar keinen localen Markt hat, daß ihm ferner auS den zu nächst zur Pflege der Wissenschaft berufenen großen botanischen! und Privatgärren LeS Inlandes eher Eoncurrenz als Unter stützung erwächst, während andererseits die Hunderte von ein heimischen wie fremden Besuchern, vom Besitzer hierin unbeirrt,! ihm gleichsam den Charakter eines mu^um u8ui publica paten« octroiren , in der That, so muß man anerkennen, und die besten Gartengoitungen, die berühmtesten Gelehrten haben es vor unS öffentlich und im Stillen vielfach gethan, daß es nicht der warme ! Boden der Planitzer Erdbrande, wol aber der warm« Sinn für! Natur und Wissenschaft, der hier waltet, und die aufopferungs volle Vethätigung dieses Sinnes eS find, welche Sachsens Ruhm! bei allen civilistrten Nationen der Erde erhöhen und auch im! fernsten Auslande erhalten helfen. — Möchte daS engere Vater land, von dem bescheidenen Fensterzüchler an bis hinauf zu den! sein sollenden und könnenden Mäcenaten der Gartenkunst diesem patriotischen Verdienste gegenüber mehr als bisher eS für eine patriotische Schuld erkennen, daß endlich den Russen, Polen, Preußen, Oesterrcichern, Ungarn, Schweizern ,c. der Ruhm streitig gemacht werde, als ob fie allein eS seien, deren großar-I tiger Konsum das Gedeihen und de» Aufschwung des neidenS- werthen Etablissements in seinem Vaterlande ermöglichen. Durch ! Anregung hierzu, wenigstens mittelbar, einen Theil dieser Schuld gegen die Anstalt abzutragen, in welcher fich Theorie und PrariS ^ der 8oienliu amubilw, wie der große Linne sagt, so eng und er folgreich verschwiftern, war Zweck ihrer Besprechung in diese»! Blättern. Lin Aeisebries aus Zlkünchen. * j- Der Hofbräu sd. h. daS Hofbrauhausj in München ist natürlich in der Altstadt München, am Platz!: - cs ist ein Wahrzeichen der Jsarstadt, der Ort, an welchem viele Bewohner einen Theil ihres Lebens zubringen, still- oder lautvergnügt, aber fast immer harmlos. Wer sich hier findet, will sich ein Gütchen thun und der zufriedene Mensch sucht keine Handel. — Man biegt in einen kleinen schmalen Hof ein, dessen eine Seite mit einem Regenschutz versehen ist, unter welchem stch feste Tische und feste Bänke von Tannenholz aneinander reihen; die andere Hälfte des HofeS ist leer, hier und da mit Fässern besetzt, welche Vielen als Tische dienen müssen. Zuweilen gelangt man weder zum Sitzen noch zu einem Tisch oder Tischsurrogal. Neben dem Hofe entlang in einem fast unnahbaren Düster find einige nie drige und kleine Zimmer, deren Tische und Sitzplätze nach Mög lichkeit benutzt find; eine Tabaksatmosphäre erschwert den Ein- und Durchgang und macht den Aufenthalt für den Ungewohnten unmöglich. — Man findet stets viel, sehr viel Trinkgäste, nur zu gewissen Stunden mehr als zu anderen. Ich will nicht sagen, daß fie allen Ständen angehörten; die vornehmeren lassen fich wol ihre „MaaS" aus dem Hosbräu in den nahe liegenden Orlando di Lasso bringen, und kommen nur einzeln, z.B. mit Fremden zu dem Hofbräu. Frauen aus dem ehrbaren Mittel-! stände verschmähen den Hofbräu nicht; nur lassen fie den Hut! zu Hause und erscheinen im Riegelhäubchen oder sonst einer! Haube. — Am einzelnen Tisch finden fich Stammgäste und Zug vögel zusammen; die Münchener, kennen fich sogleich ,,auS";I fie find sehr höflich gegen einander: „i Hab die Ehr', i bin'Zhne, ghorsamster Diener." Ihr Gespräch ist unpräjudicirlich, meist um vergangene, bevorstehende, empfohlene oder disrecommandirte Genüsse und Partien. — Zum Norddeutschen findet er fich nicht hingezogen und kauft ihm wo möglich eine Kappe; die Spree und Isar sympathistren, wenigstens beim Hofbräu, wie „eine Stange" und „eine MaaS." Die „Blonde" schäumt rasch auf, der Kenner will sie ein wenig swein-jsäucrlich und Mancher hilft ihr mit einem Sprüchen nach; die „MaaS" schäumt weniger, fie präsenlirt fich an classtschen Orten im heimathlichen soliden irdnen Krug und nur als halbe im bedeckten „Seidel" oder, auch als „halbe" im „BockglaS", einer Diminutiv„stange". Der Fremde tritt mit dem Lohndiener (seikiem Mentor auf! Zeit) in den Hof; er überwindet am Eingang die kleine nicht! sehr verhüllte Salpetriere zur Linken, wirft einen schier verl zweifelnden Blicks das GMmmel im Parterre de-Hause- ur