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78 Nr. 2. STAHL UND EISEN.“ Februar 1882. es mufs demnach durch Vermehrung des Gewichtes des Kopfes einer Schiene um 15 % derselben deren Dauer verdoppelt werden, so dafs der Schlufs nahe liegt, dafs Stahlschienen mit sehr schweren Köpfen für die Oekono- mie des Betriebes die günstigsten Resultate ergeben müfsten. Abgesehen aber von der Vermehrung der Fabri- cationsschwierigkeiten, die durch jede ungleiche Verthei- lung des Materials entsteht, werden in dieser Richtung die Grenzen durch die Erhöhung des Anlagekapitales be stimmt, für welches die Verzinsung in Rechnung zu ziehen ist. Hieraus ergiebt sich, dafs das Gewicht des Kopfes eines Profils nach der Stärke des Verkehrs auf der Strecke zu bestimmen ist, und Herr Welch hat die Regeln hierfür durch eine genaue Zusammen stellung von praktischen Resultaten und eine gra phische Darstellung bestimmt, zu deren Verständnifs ein eingehendes Studium zu empfehlen ist, indem wir hier nur den nachfolgenden Schlufs anführen: „Hier- aus geht, hervor, dafs für eine Strecke, auf welcher eine Stahlschiene von 30 kg pro m 10 Jahre hält, eine solche von 36 kg ökonomischer sein würde, dafs aber eine Vermehrung des Gewichtes auf 331/2 kg bereits 2/3 des Gewinnes ergeben würden.“ Ueber den tragbaren Eisenbahnoberbau, von welchem das französische Kriegsministerium wäh rend des tunesischen Krieges zur Erleichterung des Marsches nach Kairouan eine Strecke von 50 km legen liefs, schreibt Engineering: Das Geleise hat 600 mm Spurweite, die Schienen wiegen z. Th. 7, z. Th. 9,6 kg pro m. Die ausführende Firma M. Decauville in Petit Bourg hat eine Verbesserung angebracht, durch welche es ermöglicht wird, die gebogenen Schienen zu Rechts und Linkscurven nach Belieben zu benutzen. Die Strecke leistete der Armee vorzügliche Dienste zum Transporte von Wasser, Proviant und Munition, sowie der Kranken und Verwundeten. Eine kleine Loco- motive von 3 t Gewicht diente zum Betriebe. Ueber die Heizung in Städten durch Dampf sagt das Iran: Das System ist in Amerika etwa in 30 Städten eingeführt und wird jetzt in New-York in grofsem Mafsstabe angelegt. Es sind 64 grofse Dampf kessel mit einer Gesammtheizfläche von etwa 20000 qm gelegt worden, die Leitungen bestehen aus gufseisernen Rohren mit einer Umhüllung von Asbest und Holz. Der Dampf wird zunächst getrocknet, und das conden- sirte Wasser wird in einer besonderen Leitung zu den Kesseln zurückgeführt. In Amerika wird dieses System als dasjenige der Zukunft betrachtet, während in Europa dafür noch nicht viele Anhänger zu fin den sind. Zieht man in Betracht, dafs durch so riesige Dampf kesselanlagen in den Städten, sowie durch die Leitungen für gespannten Dampf unter den Strafsen und in den Häusern eine Quelle stetiger Gefahr entsteht, dafs ferner voraussichtlich in der Herstellung und Leitung von Heizgas eine sicherere und billigere Lösung der Aufgabe gefunden werden wird, so ist hierdurch das diesseitige Verhalten zur Genüge erklärt. R. M. D. Berlin, 21. Januar. Der gegenwärtige Minister der öffentlichen Arbeiten, Herr Maybach, hat seine Fürsorge für eine gedeihliche Entwicklung und Förderung der modernen Technik und insbesondere der Bautechnik neuerdings durch mehrere Mafsnahmen bethätigt, die in den Kreisen der Techniker und über diese hinaus auch bei allen, welchen die Entwicklung dieser jüngeren Wissenschaften überhaupt am Herzen liegt, ungetheilten Beifall finden. Die erste derselben ist die Einstellung einer Summe von 30 000 «K in den neuen .Staatshaushaltsetat für 1882/83 „zur Attachirung von Bautechnikern an einzelne diplomatische Ver tretungen im Auslande“, welche in dem Etat der Bauverwaltung etwa folgendermafsen begründet wird : Zur Zeit ist es für die Baubeamten und für die Techniker überausschwer, wenn nicht fast unmöglich, über die im Auslande herrschende Thätigkeit auf bautechnischem Gebiete sich dauernd in ausreichendem Mafse zu unterrichten. Das Ziel, von den Ein richtungen und Fortschritten auf diesen Gebieten — auch auf dem des Eisenbahnwesens — fortgesetzt und vollständig unterrichtet zu bleiben und die Erfahrungen und die Fortschritte der fremden Länder zu gunsten des eigenen Landes zu verwerthen, wird sich in wirksamer Weise nur dadurch erreichen lassen, dafs den Gesandtschaften geeignete Techniker beigegeben werden, die dann auf Grund eigener Anschauung angeben können, auf welche Mittheilungen über aus wärtige Bauausführungen es besonders ankommt und über welche technischen Angelegenheiten von den Behörden des Auslandes Auskunft zu erbitten ist. Gleichzeitig können diese selbst Stoff sammeln und von Zeit zu Zeit Bericht erstatten, auch anderen ins Ausland abgeordneten oder auf eigene Kosten reisenden Fachmännern das Studium erheblich erleichtern und nutzbringender machen. Eine solche Einrichtung würde, ganz abgesehen von der dadurch ermöglichten Ausbildung und Vervollkommnung der einzelnen den Gesandtschaften zugewiesenen Techniker, von viel seitigem und grofsem, der allgemeinen Staatsbau- und Eisenbahnbauverwaltung zu gute kommendem und die Kosten reichlich aufwiegendem Nutzen sein. Sie würde einen ständigen Charakter nicht erhalten, vielmehr scheint es zweckmäfsig, in der Auswahl der Länder freie Hand zu behalten, und es liegt in der Absicht, mit der Entsendung zweier Techniker nach Paris und Washington zunächst für 1882/83 den Anfang zu. machen. Die fernere Benutzung der ge forderten Summe würde dann von den weiteren Er fahrungen abhängig bleiben. Man darf übrigens hoffen, dafs die geplante Einrichtung nicht nur für das Staatsbauwesen, sondern für die gesammte deutsche Technik von belebendem Einflufs sein wird. K. Ztg. Einem uns von befreundeter Seite zugehenden Pro- spectus entnehmen wir die Mittheilung, dafs im April dieses Jahres in der Agricultural Hall in London unter dem Titel »Naval & Submarine Engineering Exhibition« eine Ausstellung der bei dem Seewesen Anwendung findenden Maschinen und mechanischen Einrichtungen mit Einschlufs der unterseeischen stattfinden soll. An meldungen sind an Samson Barnett jun. 4 West minster Chambers zu richten. Wie die österreichisch-ungarische Montan-Zeitung in einem Leitartikel bespricht, errichtet demnächst eine preufsisch-schlesische Firma (Gleiwitz) in Mährisch- Ostrau ein Walzwerk für schmiedeeiserne Röhren, und registriren wir die Thatsache aus dem Grunde, weil es das erste und vorläufig einzige in Oesterreich-Ungarn ist. In dem vorliegenden Eisenbahn-Etat ist der wahr scheinliche Gebrauch der preufsischen Staatsbahnen an Oberbaumaterialien und Betriebsmitteln für das Etatsjahr 1882/83 wie folgt veranschlagt: an Stahl schienen 38793 Tonnen im Gesammtpreise von 6520753 Mark, d. i. für eine Tonne 168,08 Mark, an Klein eisenzeug 9008 Tonnen im Gesammtpreise von 2011 700 Mark, d. i. für eine Tonne 223 Mark an eisernen Lang- und Querschwellen 27 288 Tonnen im Gesammtpreise von 3 787 158 Mark, d. i. für eine Tonne 138,78 Mark, an Oberbaumaterialien von Stahl und Eisen excl. Weichen 75 090Tonnen im Gesammtpreise von 12319 611 Mark, an Weichen im Gesammtpreise von 1368 300 Mark, an Steinkohlen und Kokes 1069 796 Tonnen im Preise von 10135400 Mark.