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4 Nr. 1. „STAHL UND EISEN.“ Januar 1882. stehenden Vorstand alljährlich 1/3, also 5 Mitglieder, ausscheiden. Im Laufe des Jahres haben sich 2 Vacanzen gebildet. Unser langjähriges Mitglied, Herr Julius Schimmelbusch, ist uns leider durch den Tod entrissen worden. Sie alle, m. H., beklagen tief den Verlust dieses thätigen und liebenswürdigen Mitgliedes, Sie werden demselben sicherlich ein ehrendes Andenken bewahren, und zur Bethätigung dessen bitte ich Sie, sich von Ihren Sitzen zu erheben. [Geschieht.] Herr Peters schied infolge seiner Uebersiedlung nach Berlin aus dem Vorstande. An Stelle der beiden genannten Herren hat Ihr Vorstand die Herren Generaldirector Offergeld und G. Weyland cooptirt. Die Wahl dieser beiden Herren haben Sie event. heute zu bestätigen, ebenso für die Herren Blafs, Schlink und Thielen, welche dem Turnus nach ausscheiden, Neuwahlen vorzunehmen. Nach den Bestimmungen des angezogenen § 4 der Vereinsstatuten soll der Vorstand aus 15 bis 21 Mitgliedern bestehen, da indessen zur Zeit nur 15 Mitglieder vorhanden sind, schlägt Ihr Vorstand Ihnen vor, mit Rücksicht auf die inzwischen gewachsene Bedeutung des Vereins und die hierdurch bedingte erhöhte Arbeitslast, die Zahl auf 18 zu erhöhen, sowie ferner 2 dieser Mitglieder heute durch Wahl zu bestimmen und dem Vorstande das Recht zuzusprechen, je nach Erfordernifs ein weiteres Mitglied zu cooptiren. Falls Sie sich diesem Vorschläge anschliefsen, würden heute im ganzen 7 Vorstandsmitglieder durch Wahl zu bestimmen sein. Um den Wahlact zu vereinfachen und Zersplitterungen thunlichst zu vermeiden, hat sich der Vorstand erlaubt, 7 Candidaten in Vorschlag zu bringen. Die Namen der Candidaten sind auf Zetteln, welche der Herr Geschäftsführer zur Vertheilung bringen lassen wird, verzeichnet. Ich bitte diejenigen Herren, welche Ihnen etwa nicht conveniren sollten, zu durchstreichen und event. neue Namen hinzuzufügen, demnächst die Zettel an das Bureau zurückzureichen, damit dasselbe das Wahlresultat feststellen kann. Weiter hat der Vorstand Ihnen den Antrag zu unterbreiten, Herrn Ministerialrath Ritter P. v. Tunner aus Leoben als Ehrenmitglied aufzunehmen. Die Verdienste des Herrn v. Tunner um die Eisen- und Stahlindustrie sind so weltbekannt, dafs es heifsen würde »Eulen nach Athen tragen«, wenn ich es unternehmen wollte, dieselben hier eingehend zu schildern, ich bin aber über zeugt, Sie werden um so lieber dem Vorschläge Ihres Vorstandes sich anschliefsen, wenn ich Ihnen mittheile, dafs Herr v. Tunner sich lebhaft für unsern Verein interessirt. Als Zeichen Ihrer Zustimmung bitte ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben. [Geschieht.] Ich gehe nunmehr zum 2. Punkt der heutigen Tagesordnung über und ertheile Herrn Berg rath Dr. Schultz das Wort. Der 2. Punkt der Tagesordnung betrifft die Gründung einer Eisenhüttenschule in Bochum für die Oberbergamts-Bezirke Dortmund und Bonn. Ich bitte Herrn Bergrath Dr. Schultz, der das Re ferat über diesen Gegenstand übernommen hat, das Wort zu nehmen. Herr Bergrath Dr. Schultz-Bochum : Meine Herren ! Das Bedürfnifs einer Schule zur Ausbildung von Meistern auf Eisenhütten und Maschinenfabriken wird in den westlichen Provinzen unseres Vater landes schon seit längerer Zeit schmerzlich empfunden. Verschiedene Umstände vereinigten sich, um den Mangel an brauchbaren Meistern zu erzeugen, ja bis zu einer wahren Nothlage für die In dustrie ihn zu verschärfen. In einem Verein, dessen Mitglieder handelnd oder leidend an den tief einschneidenden Veränderungen, welche die Eisenindustrie in den letzten Decennien betroffen haben, auf das allerinnigste betheiligt sind, bedarf es nur weniger Worte, um die Ursache jenes Mangels, die Ursache seiner Nothlage zu bezeichnen. Die mächtige äufsere Entfaltung der Eisenindustrie bedingte mit Nothwendigkeit einen Mehrbedarf wie an Arbeitern so auch an Meistern. Die fast gewaltsamen Umwälzungen, welche namentlich die auf die Massendarstellung gerichteten Processe des Eisenhüttenwesens am Ausgange des letzten Decenniums ergriffen haben, sie stellten nothwendig höhere Anforderungen auch an die Intelligenz und das Wissen der Unterbeamten, welche von der eingelebten Routine zu einem von der Wissenschaft beherrschten Verfahren überzugehen hatten. Zugleich mit dieser kritischen Periode traf zusammen schon bei ihrem Beginn die Beseitigung der einzigen technischen Schule, welche wenigstens in gewissem Grade für die Ausbildung von Meistern auf Eisenhütten und Maschinenfabriken gesorgt hatte, — ich meine die Aufhebung der Gewerbe schulen älterer Organisation. Zugleich erreichte die Aufsaugung des Meisterstandes aus den ver wandten Gewerben, insbesondere der Schlosser und Schmiede, welche beim Aufkommen unserer Grofsindustrie ihr manche brauchbare Kräfte zugeführt hatten, nalurgemäfs mehr und mehr ihr Ende und dies um so eher, als auch durch die moderne Gewerbegesetzgebung der Boden ab getrocknet wurde,