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des Vereinsorgans zurückführen zu dürfen. Indessen auch aufserhalb des Vereins hat die Zeitschrift Beachtung gefunden, was daraus hervorgellt, dafs wir seit der kurzen Zeit des Erscheinens bereits 223 fremde Abonnenten aufzuweisen haben. Seitens der Presse hat die Zeitschrift sich einer wohl wollenden Beurtheilung zu erfreuen, und ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich eine gleich artige Beurtheilung auch bei Ihnen, meine Herren, voraussetze. Wenn nicht verkannt werden kann, dafs die Vereinsschrift ein sehr förderliches Mittel ist, die Interessen unseres Vereins zu heben, so hoffen wir, dafs diese Erkenntnifs unsere Mitglieder zu einer lebhaften literarischen Betheiligung ver anlassen wird. Infolge Herausgabe der Zeitschrift ist die Arbeitslast unseres Herrn Geschäftsführers erheblich gewachsen, so zwar, dafs Ihr Vorstand die Berufung eines Vereins-Secretärs, welcher insbesondere geeignet, Herrn Osann bei den Redactionsgeschäften zu unterstützen, für durchaus erforderlich erachtete. Als Vereins-Secretär haben wir Herrn Ingenieur E. Schrödter berufen. Herr Schrödter, welcher heute in unserer Mitte weilt, wird am 1. Januar 1882 sein Amt antreten, und wollen wir uns gern der Hoffnung hingeben, dafs der Zukunft ein recht gedeihliches Zusammenwirken Vor behalten ist. Nachdem ich Ihnen, m. H., hiermit von den Veränderungen, welche seit unserer letzten Generalversammlung stattgefunden, Kenntnifs gegeben, Sie auch von den Verhandlungen innerhalb des Vorstandes durch die inzwischen veröffentlichten Protokolle der verschiedenen Vorstandssitzungen Mittheilung erhalten haben, gestatten Sie mir wohl, bevor wir zur Erledigung der einzelnen Punkte der heutigen Tagesordnung übergehen, noch einige allgemeine Bemerkungen hinzuzufügen. Vor allem gereicht es mir zur Freude constatiren zu können, dafs auf dem Gebiete der Eisen- und Stahlindustrie ein hoffentlich dauernder Umschwung zum Bessern eingetreten ist. Während diese Industrie in den letzten Jahren mit den denkbar ungünstigsten Verhältnissen zu kämpfen hatte, Verhältnisse, welche durch Ihre Intelligenz zwar gemildert, aber nicht beseitigt werden konnten, haben wir heute alle Veranlassung, vertrauensvoller der Zukunft entgegen zu blicken. Der bisherige unerquickliche und auf die Dauer aufreibende Zustand, wo eine rastlose und intel ligente Arbeit ohne Lohn bleibt, wird hoffentlich baldigst sein Ende erreichen. Auf allen Gebieten der Eisen- und Stahlindustrie herrscht zur Zeit eine rege Thätigkeit. Zu einer gesteigerten Nachfrage des Inlandes gesellt sich ein stets wachsender Export, mehr und mehr finden die Producte unserer Industrie Eingang auf fremden Märkten. Eine ziffermäfsige Begründung dieser Behauptung finden Sie in dem vor einigen Tagen erstatteten Geschäftsbericht des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller. Sie finden dort eine Tabelle, worin die Mehrausfuhr für die ersten 9 Monate dieses Jahres und den gleichen Zeitraum des vorigen Jahres zusammengestellt ist; hiernach beträgt die Mehrausfuhr 1880 1881 a) für Roheisen, Brucheisen, Luppeneisen . . 92 009 t, b) Eisenfabricate aller Art 459 267 » c) Maschinen 26 242 » d) Eisenbahnfahrzeuge . . Werth in Mark 3 236 000 84 840 t, 536992 » 28790 » 4 341000 Die Mehrausfuhr von Roh- und Brucheisen ist 1881 gegenüber 1880 zwar etwas zurück gegangen, indessen hat sich erfreulicherweise die Mehrausfuhr der aus diesen Rohmaterialien er zeugten Eisenfabricate in den 9 Monaten dieses Jahres wesentlich gesteigert. Die bessere Lage der Eisenindustrie als wichtige Transportgeberin wird ferner constatirt durch die höheren Frachterträgnisse der Eisenbahnen. Nach einer kürzlich erschienenen Zusammenstellung betrug die Gesammt-Mehreinnahme auf den deutschen Bahnen — excl. Baiern — in den ersten 10 Monaten dieses Jahres, gegenüber dem gleichen Zeitraum in 1880, circa 191/2 Millionen Mark. Diese Ziffern stehen in directem Widerspruch zu der Behauptung, die neue Zollpolitik ruinire das Land und Handel und Verkehr lägen danieder. Ich glaube, m. H., hier nicht auf Widerspruch zu stofsen, wenn ich behaupte, dafs die veränderte deutsche Wirthschaftspolitik wesentlich zur Besserung dieser Verhältnisse beigetragen hat. Wenn diese Politik hin und wieder in Handelskammerberichten eine abfällige Beurtheilung erfahren hat, so darf wohl mit Recht angenommen werden, dafs derartige Urtheile nicht aus Fabricantenkreisen stammen, vielmehr auf die eigenthümliche Zusammensetzung dieser Handelskammern, wobei die Industrie in vielen Fällen nur eine schwache Vertretung findet, zurückzuführen sind.