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„STAHL UND EISEN.“ Februar 1882. platte bestimmter Dicke etc. von deren Dimensionen abhängig ist und deren Herstellung von der eben beschriebenen nicht weiter ab weicht. Der Unterschied des heutigen von dem früheren Verfahren besteht also darin, dafs eine gröfsere Zahl einzelner Packete erforderlich ist, deren jedes einzelne zwar weniger oft auf Schweifs hitze gebracht, aber besser durchgearbeitet wird, wodurch das Gesammtfabricat nach beiden Sei ten hin an Qualität zunehmen mufs. Bei meiner jüngsten Anwesenheit in Dillingen liefs ich, um mich von der Geeignetheit dieses Fabricats für die speciellen Zwecke als Panzerungs material zu überzeugen, aus einer 150 mm starken Platte einen Streifen herausschneiden, denselben für eine Länge von 300 mm auf einen Durch messer von 70 mm abdrehen und das so vor bereitete Eisen einer Fallprobe unterwerfen. Das zu einem Bolzen umgearbeitete Probe stück erhielt für diesen Zweck einen starkconischen Kopf, der in einer festgelagerten Panzerplatte mit genau entsprechender Bohrung Aufnahme fand, während der untere Bolzen mit Gewinde ver sehen wurde. Ueber letzteres wurde von unten her ein starkes eisernes, auf einer vorgeschraub ten Mutter sich stützendes und lediglich von dieser getragenes Querstück geschoben, das so eingerichtet ist, dafs es die Schläge des Fallbären aufnimmt, sie auf die Mutter und mittelst dieser auf den eingespannten Bolzen überträgt. Ein Gewicht von 900 kg wurde aus ver schiedenen Höhen freifallend auf den solcher gestalt eingespannten Bolzen fallen gelassen. Fig. 1, 2 und 3 und nach jedem Schlage die Gontraction des Bolzens genau gemessen. Die Resultate waren folgende: 1. Schlag aus > 7 m Fallhöhe Contraction 1,0 mm 2. » » 7 » » » 1,5 » 3. » » 8 » » » 1,0 » 4. » » 10 » » » 1,5 » 5. » » 10 » » » 1,5 » 6. » » 12 » » » 1,5 » 7. » » 12 » » » 2,75 » bei welchem der Bruch eintrat. Genaue Messungen der Bruchstelle ergaben eine schliefsliche Gesammtcontraction von 31 % der ursprünglichen Querschnittsfläche, eine Ge- sammtdehnung des 300 mm langen cylindrischen Schaftes von 33 % und eine Dehnung derjenigen 10 mm Schaftlänge, in welcher der Bruch ein getreten war, auf 25 mm. Bei einer weiteren Probe wurde ein 140 mm dickes Plattenstück auf 1080 mm Entfernung unterstützt und dem Schlage eines aus 10 m Höhe freifallenden Bären von 750 kg Schwere unterworfen. Nach dem 37, Schlage betrug die Durchbiegung 235 mm (in Graden 129°). Weitere Schläge blieben, da die Platte nicht mehr ordent lich unterlegt werden konnte, wirkungslos, Bruch war nicht eingetreten. Was die Abnahmeprüfung der Panzerplatten anbelangt, so besteht deren wesentlichster Theil in der unausgesetzten Beaufsichtigung des Fabri- cationsprozesses durch einen routinirten, die In teressen der Behörde wahrnehmenden Techniker. Die endliche und entscheidende Prüfung anstands los von diesem abgenommener Platten ist jedoch von dem Ausfälle einer Beschiefsung abhängig, der auf ein bestimmtes Plattenquantum (50 resp. 25 Stück) je eine Platte der zugehörigen Dicke unterworfen wird. Die artilleristische Prüfung soll das Verhalten einer Panzerplatte in einer Beschiefsung constatiren, bei welcher das Ge- schützcaliber, Pulverladung u. s. w. derartig be messen sind, dafs eine Eindringungstiefe des Projectiles von 9/10 der correspondirenden Panzer plattendicke erreicht wird. Die Platten stehen während der Beschiefsung an einer festen Holzhinterlage verbolzt, die Gentren der Schüsse halten sich 300 mm vom Platten rande und voneinander fern, und es dürfen weder zu den Kanten durchgehende noch die einzelnen Schüsse verbindende Risse infolge der Beschiefsung eintreten, wenn die Platte und das sie repräsentirende Plattenquantum abnahmefähig sein soll. Ebenso darf die infolge des Ein dringens der Geschosse sich bildende Aufbauchung an der Rückseite der Platte keine allzugrofsen strahlenförmigen Risse zeigen. Schweifsfehler — als Lamellentrennung sich zeigend — sind das Gesammturtheil über die Platte nachtheilig be einflussende Erscheinungen, bedingen aber an sich deren Verwerfung nicht. Was die Preise für Panzerplatten aus Walz eisen anbelangt, so stellen sich dieselben bei der Dillinger Hütte wie folgt: Als Grundpreis werden für 1000 kg 720 46 bezahlt. Dieser Preis gilt indessen nur für gerade, rechtwinklige Platten von nicht mehr als 6 m Länge, nicht mehr als 2 m Breite und für Platten, welche ein Gewicht von 15 000 kg nicht über schreiten. Als gerade Platten gelten solche, die in dem Zustande sich befinden, wie er das Re sultat des Ueberwalzens auf dem Richtbette während des Erkaltens der gewalzten Platte ist. Für Platten über 6,0—7,5 m Länge wird ein Zuschlagpreis von 30 e%6 pro 1000 kg bezahlt. Für Platten über 2,0 m und unter 3,1 m Breite werden für jede überschiefsende 0,1 m Breite folgende Extravergütung pro 1000 kg bezahlt: