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120 Nr. 3. STAHL UND EISEN.“ März 1882. nifs von 10 sh pro Tonne in England erzielt würde — eine Schätzung, die mit meinen Erfahrungen im Ein klang sich befindet. 6. Eine bedeutende Menge von Roheisen aus Cleve land ist und wird gegenwärtig nach dem Continent zum Zwecke der Verwandlung in Stahl durch aus wärtige License exportirt, in den letzten 14 Tagen sind allein einige Tausend Tonnen verkauft worden. Man wird schwerlich hieraus den Schlufs ziehen, dafs die Engländer nicht im Stande sind, das zu können, was die Deutschen, Belgier und Russen vermögen. Wenn diese wenigen Thatsachen, in deren Auf zählung noch lange fortgefahren werden könnte, nicht hinreichen, um den wirthschaftlichen Erfolg zu be weisen, so überlasse ich das Urtheil Ihren Lesern. Dafs es Thatsachen sind, steht aufser Frage. Andererseits mag bereitwilligst zugegeben sein, dafs viele englische Eisenhüttenleute, die durch ihre ört liche Lage durch die Aufnahme dieser neuesten Ent wicklung des Bessemer- und Siemensschen Verfahrens den gröfsten Nutzen ziehen würden, sich sehr apa thisch in dieser Angelegenheit verhalten haben; ebenso auch, dafs in manchen Hütten beide Verfahren gleich zeitig Anwendung finden, hauptsächlich aus dem Grunde, weil für einen ökonomischen Betrieb des neuen Ver fahrens einige Aenderungen und Neubauten der be stehenden Anlagen erforderlich sind. Inwieweit diese Stahl- und Eisenhüttenleute den Boden durch ihre Schläfrigkeit verlieren und einen wie grofsen Vorsprung ihre unternehmenden Concurrenten durch ihre Rührig keit erlangen werden, bleibt der Zukunft überlassen, in dessen kann das Resnltat kaum zweifelhaft sein. Ich verbleibe u. s. w. Ventnor, 6. Februar 1882. S. G. Thomas. Die Entphosphorung in den Stahlwerken zu Töplitz in Böhmen. In Töplitz verwendet man Ilseder weifses, aus kalk- und phosphorhaltigen Erzen her gestelltes Roheisen, dessen Zusammensetzung fol gende ist: Eisen . . . 92,31 Phosphor . . 2,10 Mangan. . . 2,27 Kohlenstoff . 3,12 Silicium . . 0,30 Schwefel . . Spuren 100,10 Die Analyse des fertigen Productes ist: Eisen . . . 99,02 Phosphor . . 0,04 Mangan . . 0,40 Kohlenstoff . 0,40 99,86 Die Verarbeitung geht in einem Bessemer-Con verter, der mit einem basischen Futter bekleidet ist, vor. Es werden in denselben 900 kg gebrannten, ungelöschten Kalkes, der vorher bis zur Rothglut er hitzt wird, eingebracht und danach 6000 kg phos phorhaltigen Eisens, das in zu dem Zwecke aufge stellten Siemensschen Oefen geschmolzen wird. Wenn nach der Verbrennung des Siliciums und des Kohlen stoffes der Phosphor bis auf ein Geringes entfernt ist, so fügt man noch Stahlabfälle, Schienenenden etc. zu, die so wieder zur Benutzung gelangen. Der Procefs ist nach Verlauf von 25 Minuten be endet, und läfst man dann das Metall in die Giefspfanne laufen, wo das Spiegeleisen mit 8 °/o Mangangehalt zugesetzt wird. Es werden 150 kg von demselben bis zur Rothglut (ohne zu schmelzen) erhitzt und in das flüssige Bad geworfen, wo die Reduction vorgeht. Die strengflüssige Schlacke wird vor dem Er starren entfernt. Das derart erzielte Product ist ein zur Fabrication von Schienen bestimmter Stahl, welche in dem Werk selbst gewalzt werden. Man erzielt durch das gleiche Verfahren auch ein ganz weiches Metall, man setzt dann bei 6 t Eiseneinsatz nur 25 bis 30 kg Spiegel eisen von 15 bis 18 °/o Mangangehalt zu. Der Ver lust ist in beiden Fällen gleich, er beläuft sich auf ca. 18%. Die basische Fütterung wird mittelst in Duisburg oder Witkowitz gemachten Ziegeln hergestellt, und sind dieselben mit Theer getränkt, um die Ansaugung der atmosphärischen Feuchtigkeit zu vermeiden. Die Zusammensetzung der Ziegel ist nachstehende: Ziegel von Ziegel von Duisburg Witkowitz Kalk . . . 55,27 84,001 Magnesia . . 35,12 5,192 Kieselerde . 5,58 4,390 Eisenoxyd . 2,84 — Eisenoxydoxydul — 6,030 Thonerde . 1,34 0,941 Phosphorsäure 0,05 0,088 Manganoxydul — 0,517 100,20 101,159 Zum Vergleich hiermit geben wir noch die Ana ¬ lyse der in Dux hergestellten Ziegel: Magnesia 81,621 Kalk 7,621 Kieselerde 5,859 Eisenoxyd, Thonerde, phosphorsaure Manganverbindung .... 5,503 100,604 Eins der wichtigsten Materialien des Verfahrens ist das Spiegeleisen. Die Analyse desselben ist: Gebundener Kohlenstoff . 4,272 Graphit 0,163 Silicium 0,463 Schwefel 0,007 Phosphor 0,069 Kupfer 0,237 Mangan 10,297 Eisen 84,012 ♦ 99,520 Endlich noch die Analyse der Schlacke: Kieselerde 2,49 Eisenoxyd 8,19 Eisenoxydul 1,23 Phosphorsäure . . . . 27,35 Kalk und Magnesia . ■ 61,02 100,28 Diesen technischen Details mögen noch die nach folgenden wirthschaftlichen beigefügt werden : Preis der gewöhnlichen feuerfesten Ziegel . . 2 fl. 90 ö. W. per 100 K. Preis des Kalkes für den Converter 1 » —• » » Preis der Holzkohle zur Er ¬ hitzung desselben . . . 3 » — » » Preis der Duisburger Ziegel 5 » 06 » » Preis der Witkowitzer Ziegel 6„ — » » Der Preis der dort gewonnenen Braunkohle end lich ist ungefähr Mark 2,40 per t. (Comite des forges.) Ueber die Verwendung der Hochofenschlacken hat A. Gounot in der ,Revue Scientifique“ eine be- achtenswerthe Betrachtung veröffentlicht, der wir Folgendes entnehmen: Ein Hochofen mit einer Pro duction von 42 t Eisen in 24 Stunden ergiebt 67 t Schlacken, und die Jahresproduction hat einen Raum inhalt von 25 000 Cubikmeter, würde also einen Flächenraum von 21/2 Hectar mit einer Schicht