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92 Nr. 3. „STAHL UND EISEN.“ März. 1882. Nord in Frankreich CO— 74 kg pro qmm und 20—10°/0 Dehnung. Midi in Frankreich 79—83 kg pro qmm und 11 — 14°/0 Dehnung oder 25—30% Contraction: Paris-Lyon in Frankreich G5 kg pro qmm und 14% Dehnung oder 30—35% Contraction. Elisabeth und Franz Joseph, Oesterreich, 50 kg pro qmm und 35 % Contraction. Pennsylvanische E„ N.-Amer., 52 kg pro qmm und 21% Dehnung.* Die Gründe, welche die meisten Eisen bahn-Verwaltungen bestimmten, den Salz burger Vereinbarungen beizutreten, sind folgende: „Da für die Qualität des Flufseisens als Constructionsmaterial die Zerreifsungsfestig- keit und die Zähigkeit die mafsgebenden Eigenschaften sind und bei gleicher Güte des Rohmaterials die Festigkeit auf Kosten der Zähigkeit und die Zähigkeit auf Kosten der Festigkeit vermehrt werden kann, so hat man als Mafs für die Festigkeit das Gewicht (in kg), welches erforderlich ist, um einen qmm des ursprünglichen Querschnitts zu zerreifsen, und als Mafs für die Zähigkeit die Zusammen ziehung des Zerreissungsquerschnitts, ausge drückt in Procenten des ursprünglichen Quer schnitts, gewählt und die Summe beider Zahlen als Ausdruck der Qualität des Materials betrachtet. Jedoch sind für die beiden Festig keitseigenschaften, je nach der Art des Ver wendungszweckes, Grenzwerthe als Minimal- werthe aufgestellt.“ Man hatte zuerst auf dieser Grundlage folgende Zahlen für Schienen** vereinbart: Minimalfestigkeit, kg per qmm 50 und 65 Minimalcontraction % . . . 35 » 20 Minimalsumme beider ... 65 » 85 indessen zeigte sich sehr bald die Festhaltung zweier Qualitäten als schädlich, und man kam auf die oben angegebenen einheitlichen Vor schriften. Gegen die Festsetzungen sind nun zahl reiche Einwendungen erhoben worden. Zuerst wird betont, dafsdieVorschriften den Zweck nicht erfüllen, da von 119 Proben aus thatsächlich mangelhaften Stücken in 60 Fällen das Material den Bedingungen entsprach und bei 79 Proben aus thatsäch lich brauchbaren Stücken in 28 Fällen das Material den Bedingungen nicht entsprach. Sodann, dafs durch Biege- und Be lastungsproben die Festigkeit, durch * Während brüchige Schienen zeigten 53 kg pro qmm und 20 ° 0 Dehnung. Nach Dudley entspricht einer Zusammensetzung von 0,3° Kohlenstoff, 0,10’0 Phosphor und Summa der fremden Stoffe von 0,60/0 eine Festigkeit von 50 kg pro qmm und eine Verlängerung von 16—200/0. *• In zwei Qualitäten. Schlag- und Biegeproben die Zähigkeit mit gröfserer Sicherheit festgestellt wer den können. Ferner, dafs die vorgeschriebenen Zahlen auf der Grenze des überhaupt Erreich baren lägen, dafs daher die Fabrication un- nöthig belästigt würde. Dafs, wenn ein bestimmtes Mafs an Festigkeit und Contraction als ausreichend befunden wäre, kein Grund vorliege, in der Summe das Mafs zu erhöhen. Dafs der Erfolg der Resultate durch Proben sehr wesentlich von einer zutreffenden Herrichtung der Proben abhänge, während in Wirklichkeit weder die erforderliche Sorg falt darauf verwandt werde, noch auch die Prüfungsmaschinen gleichartig gebaut und gehandhabt würden. Endlich, dafs es unrationell sei, zwei ungleich benannte Gröfsen zu addiren, um dadurch ein mafsgebendes Resultat zu er halten. Bedingungsweis wird endlich die Ein führung der Dehnung an Stelle der Con traction empfohlen, da letztere von Zufällig keiten abhänge, welche mit der Qualität des geprüften Materials in keinerlei Beziehung stehen. Wenn wir diese Einwürfe einzeln durch gehen, so mufs zuerst zugegeben werden, dafs die Resultate der Proben noch nicht hinreichend mit den Betriebsresultaten über einstimmen ; indessen dürfen wir doch das mit Bestimmtheit annehmen, dafs wir auf dem besten Wege sind, das Richtige zu treffen. Es heifst das Kind mit dem Bade ausschütten, wenn deshalb eine an sich brauchbare Probe ausgeschlossen oder auch nur in zweite Linie gedrängt werden soll. Setzen wir also die Untersuchungen fort, schliefsen Verbesserungen der Constanten nicht aus, aber gehen wir von dem durch Wöhler mit so grofsem Geschicke eingeführten Wege nicht ab, nicht ab in gleichzeitigem Interesse der Producenten und der Consumenten! Freilich könnten Biege-, Schlag- und Be lastungsproben ganzer Gebrauchsstücke zu demselben Ziele führen, wenn sie mit hin reichender Genauigkeit angestellt würden. Aber gerade darin, dafs das letztere nicht ausführbar ist, ohne die Fabrication weit mehr zu belästigen, als dies durch die Zer- reifsproben geschieht, liegt der Nachtheiy. Wenn die vorgeschriebenen Zahlen nahe der Grenze des Erreichbaren liegen, so ist das gewifs nur ein Vorzug. Je höher die Anforderungen an einen Industriezweig ge stellt werden, um so höher entwickelt er sich. Warum sollen wir nicht der Sicherheit der Menschen zu Liebe, welche auf den Eisen-