Volltext Seite (XML)
Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder : 10 Mark, vom 1. Juli ab 12 Mark jährlich. des Vereins deutscher Eisenhüttenleute. Insertionspreis: 25 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat 400/0 Rabatt. —0. K Herausgegeben vom Vereins-Vorstande unter Mitwirkung der literarischen Commission. Redigirt vom Geschäftsführer des Vereins: Ingenieur F. Osann in Düsseldorf. Commissions-Yerlag von A. Bagelin Düsseldorf. N 3. März 1882. 2. Jahrgang. Zu den Classifications-Bedingungen für Eisen und Stahl. n der Anfangs-Nummer unserer Zeitschrift vom 1. Juli v. J. brach ten wir das »Gutachten der zur Revision der Classifications - Be dingungen für Eisen und Stahl eingesetzten Commission, redigirt nach den Beschlüssen der Generalversammlung vom 28. und 29. Mai 1881«, welches auch als Sonder abdruck in zweimaliger Auflage erschienen ist. Ueber dasselbe Thema hat in der Sit zung des Vereins für Eisenbahnkunde vom 10. Januar 1882 Herr Geh. Bergrath Dr. Wedding einen interessanten Vortrag „über die Bedingungen der deutschen Eisenbahnver- waltungen für die Lieferung von Schienen, Radreifen und Axen aus Flufseisen, vom Standpunkte der Fabrication" gehalten. Bei der grofsen Wichtigkeit des Gegen standes bringen wir im Anschlufs an unsere oben genannten Verhandlungen sowohl den vollständigen Vortrag wie auch die in der folgenden Sitzung vom 14. Februar daran ge knüpfte Discussion, an welcher sich unser Ver einsmitglied Herr Director Haarmann-Osna brück einleitend und weiterhin Herr Director Brauns-Dortmund, s. Z. Vorsitzender unserer Commission zur Feststellung der Classifications- Bedingungen, in hervorragender Weise bethei- ligten, im Nachstehenden zum Abdruck. Der Vortrag von Herrn Dr. Weddinglautete: „Eisenhütten und Eisenbahnen hängen aufs innigste zusammen. Von dem im Jahre 1880 in Preufsen überhaupt erzeugten schmiedbaren Eisen waren 311/2°/0* unmittelbar für den Eisenbahnbedarf bestimmt, von dem im gleichen Jahre erzeugten Flufseisen aber sogar 80 0/0.** * Von 1731 Kilotonnen 544. ♦* Von 634 Kilotonnen 499. Da darf es wohl nur als nothwendig an gesehen werden, dafs beide Industriezweige Hand in Hand gehen, d. h. dafs einerseits die Eisenhütten nur ein solches Material dar zustellen bestrebt sind, welches allen Anfor derungen des Eisenbahnbetriebes entspricht, und dafs andererseits die Eisenbahnen nur Anforderungen stellen, welche für den Zweck erforderlich sind, ohne die Fabrication, dem Standpunkt des Eisenbetriebes entsprechend, unnöthig zu erschweren. Das früher fast unleidliche gegenseitige Verhältnifs zwischen beiden Theilen hat sich im Lauf der Zeiten wesentlich gebessert. Vor dreifsig Jahren noch sandte man von Seiten der Eisenbahnen meist des Hüttenwesens gänz lich unkundige junge Männer auf die Eisen hütten, und dort suchte man, im Gefühl der zahlreichen unnöthigen Plackereien, dieselben nach Möglichkeit zu täuschen. Jetzt verlangt man von jedem jungen Manne, der sich dem Eisenbahndienste gewidmet hat und dem das verantwortliche Amt eines Materialabnehmers übertragen wird, dafs er Eisenhüttenkunde gründlich studirt habe, und solchen kenntnifs- reichen Beamten begegnet man auf den Eisen hütten auch mit der erforderlichen Achtung.* Vor dreifsig Jahren noch wurde alles Eisen bahnmaterial aus Schweifseisen hergestellt, einem Material, welches nach seiner ganzen Fabricationsart keinerlei Garantie für Gleich- mäfsigkeit bietet, welches bei sonst gleicher Fabrication doch trotz angewandter Sorgfalt in jedem einzelnen Gebrauchsstücke verschie dene Eigenschaften zeigen kann. * Vielleicht wäre die Forderung einer praktischen Lehrzeit auf einer Eisenhütte vor der Anstellung im Eisenbahndienste eine sehr zweckmäfsige Bedingung. III. 2 1