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Form der entstehenden Späne zog man Schlufs- folgerungen auf die Beschaffenheit der Materials. Aufserdem wurden durch Professor Martens in Berlin mikroskopische Untersuchungen der bei den Schmelzversuchen erhaltenen Proben ange stellt, über deren Ergebnisse in der Abhandlung ausführlich berichtet ist. Ein Vergleich der chemischen Zusammen setzung des Eisehs vor und nach dem Schmelzen ergab im wesentlichen die gewöhnlichen Ver änderungen: der Silicium- und Mangangehalt ver ringeren sich und zwar ersterer um so weniger rasch, je mehr Mangan zugegen ist, der Gesammt- kohlenstoffgehalt nimmt häufig zu, Phosphor bleibt annähernd unverändert, der Schwefel ver mehrt sich wegen allzuknapp bemessenen Zu schlages von Kalkstein (z. B. von 0,08 bis 0,19, von 0,06 auf 0,11), ohne dafs jedoch eine da durch bewirkte Benachtheiligung des Verhaltens des Gufseisens beobachtet worden wäre. Ein Vergleich der Neigung der Gufs- stücke zum Saugen bestätigte die schon be kannte Thatsache, dafs im allgemeinen graphit reiches Gufseisen am wenigsten saugt. Weifses Roheisen sowohl als auch reines Siliciumeisen mit 9,50 % Silicium, welches eben dieses hohen Siliciumgehalts halber nur 1,97 % Kohlenstoff (als Graphit) enthielt, saugten sehr stark. Die dichtesten Gufsstücke entstanden bei einem Si liciumgehalte von 2,24 % neben 2,7 bis 2,8 % Gesammtkohlenstoff. Das Saugen der Gufsstücke aber ist bekannt lich eine Folge des Schwindens. Gufseisen mit starker Schwindung saugt auch stark. Im allgemeinen wird dieses Gesetz durch die bei Versuchen gemachten Beobachtungen bestätigt. Wo sich Abweichungen zeigen, dürften sie auf Zufälligkeiten zurückzuführen sein. Auch das nämliche Gufseisen kann verschieden stark schwinden und verschieden starke Neigung zum Aussaugen zeigen, je nachdem es heifs oder weniger heifs in die Form gegossen wurde. Die geringste Schwindung (8,45%) zeigte eine Gufs- eisensorte, welche durch Zusammenschmelzen von 82 Theilen grauen Holzkohlenroheisens mit 18 Theilen 10,3 % Siliciumeisens hergestellt war und vor dem Schmelzen 2,14% Silicium, 061 % Mangan, 2,61 % Gesammtkohlenstoff enthielt (nach dem Schmelzen nicht untersucht); die stärkste Schwindung (17,27 %) ergab sich bei weifsem manganreichen Roheisen, welches ohne Zusatz umgeschmolzen wurde und nach dem Schmelzen 0,99% Silicium, 3,23% Mangan, 3,61% Kohlen stoff enthielt. Der starke Einflufs eines Mangan gehalts auf Erhöhung der Schwindung ist bekannt. Auch jenes Siliciumeisen mit 9,5 % Silicium bei nur 1,97 % Kohlenstoff, welches durch starkes Saugen sich bemerklich machte, zeigte eine beträchtliche Schwindung (14,20%). Es ist demnach nicht der Siliciumgehalt des grauen Roheisens an und für sich, sondern nur der durch Einwirkung des Siliciums entstandene Graphitgehalt, welcher dessen Schwindung ver ringert.* Wie sich erwarten liefs, fand man eine starke Neigung zum Abschrecken vorwiegend in den siliciumärmsten Probeslücken. Weifses Roh eisen , ohne Zusatz von Siliciumeisen um geschmolzen, blieb auch weifs oder zeigte höch stens in den langsamer erkalteten Theilen Spuren von Graphitbildung; ebenso verhielt sich ein ursprünglich graues Holzkohlenroheisen, welches vor dem Umschmelzen 1,06% Silicium, nachher nur noch 0,86 % besafs und seinen Schwefel gehalt beim Umschmelzen von 0,06 auf 0,15% angereichert hatte. Dafs der bekannte Einflufs des Schwefels, die Graphilbildung zu erschweren, gerade in solchem siliciumarmen Eisen am stärksten zur Geltung gelangen wird, ist nicht zu bezweifeln. Ebenso blieb ein Gemisch aus 5 Theilen Siliciumeisens, 40 Theilen Weifseisens und 55 Theilen Sehmiedeisenabfällen, welches nach dem Umschmelzen 0,79% Silicium, 2,56% Kohlenstoff, 0,43 % Mangan, 0,12 % Schwefel enthielt, vollständig weifs. 5 Theile des näm lichen Siliciumeisens mit 70 Theilen Schmied eisenabfällen und 25 Theilen grauen Hämatit roheisens zusammengeschmolzen, nach dem Schmelzen 1,34% Silicium, 2,64% Kohle, 0,52% Mangan, 0,11% Schwefel enthaltend, zeigte zwar lichtgraue Bruchfläche, doch aber noch starke Neigung zum Abschrecken. Weniger stark trat die Neigung zum Ab schrecken bei solchen Gufseisensorten hervor, welche nach dem Umschmelzen einen mittleren Silicium- und Kohlenstoffgehalt bei nicht hohem Mangangehalte besafsen. Als Beispiele mögen nachstehende Mischungen dienen: 10 Theile Si liciumeisens (mit 5,32 % Si), 30 Theile grauen Holzkohlenroheisens, 60 Theile Brucheisens, nach dem Schmelzen 2,07% Silicium, 2,93% Kohlen stoff, 0,86% Mangan enthaltend; oder 10 Theile Siliciumeisens (mit 10,38% Si), 90 Theile Brand eisens, nach dem Schmelzen 2,43% Silicium, 2,80% Kohlenstoff, 0,68% Mangan enthaltend; oder 5,4 Theile Siliciumeisens (mit 10,38% Si), 34,6 Theile grauen Koksroheisens, 60 Theile weifsen Holzkohlenroheisens, nach dem Schmelzen 1,55 % Silicium, 3,11 % Kohlenstoff, 0,79 % Mangan enthaltend; und andere mehr. Vollständig grau dagegen blieben oder nur Spuren von Abschreckung zeigten selbstverständ lich solche Gufseisensorten, welche neben einem reichlichen Siliciumgehalte auch verhältnifsmäfsig viel Kohlenstoff enthielten; z. B. Siliciumeisen mit 5,32% Si ohne Zusatz umgeschmolzen und nach dem Schmelzen 4,27 % Silicium, 2,97 % * Vergleiche auch Hadfields hierauf bezügliche Ermittlungen auf Seile 1005 des Jahrgangs 1889 dieser Zeitschrift.