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Zusammensetzung sehr wesentlich durch die Abkühlungsverhältnisse beeinflufst wird. Hieraus erklärt es sich zum gröfsten Theil, dafs zwei Gufseisenstücke von gleicher chemischer Zu sammensetzung oft sehr abweichende Festigkeits eigenschaften aufweisen. Ein Probestab, in ge trockneter, vielleicht noch warmer, Gufsform gegossen, wird sich nicht unerheblich anders ver halten können, als wenn man ihn in nassem Sande gofs. Will man aber die chemische Zusammensetzung zu weiter gehenden Schlufsfolgerungen benutzen als zu jenen allgemeineren, die wir bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft bereits zu ziehen im stande sind und die durch die Gleiwitzer Ver suche eine neue Bestäligung erhalten haben, so genügt es nicht, allein auf die regelmäfsig vor kommenden Begleiter des Eisens zu prüfen, sondern man wird sein Augenmerk auch auf die in kleineren Mengen zufällig anwesenden Körper richten müssen. Sehr häufig wird man Antimon und Arsen finden; ich selbst fand in manchem Gufseisen Titan, Chrom, Vanadin; dafs neben diesen noch verschiedene andere Körper vorkommen können — z. B. Alkali- und Erdalkalimetalle — läfst uns das Spectrum der Bessemerflamme schliefsen. Wenn jeder einzelne dieser Körper auch vielleicht nur in Spuren auf tritt, und sein Einflufs an und für sich deshalb unerheblich ist, so ist es mir doch nicht zweifel haft, dafs durch ihr Zusammenwirken merkliche Einwirkungen hervorgerufen werden können. Dafs die angedeutete Aufgabe dadurch ganz erheblich erschwert, ja eine vollkommene Lösung vielleicht unmöglich wird, kann nicht geleugnet werden. Vor allen Dingen aber wird es bei solchen Untersuchungen erforderlich sein, sofern man sich nicht auf die Ermittlung des Gesammt- kohlenstoffgehalts beschränken will, auch den Gehalt von Carbid- und Härtungskohle getrennt zu bestimmen (»Stahl und Eisen« 1888, S. 742). Die früher übliche und auch bei den vorliegenden Untersuchungen beibehaltene Trennung des Kohlen- stoffgehalts lediglich in Graphit und »gebundene« Kohle hat keinen Werth, da hierbei jene genannten beiden Kohlenstoffformen, obgleich sie entgegen gesetzte Einflüsse ausüben, gemeinschaftlich als gebundene Kohle bestimmt werden. Bei der Wiedergabe der gefundenen chemischen Zusammensetzung habe ich mich daher auch begnügt, nur den Gesammtkohlenstoffgehalt an zugeben. * * * Durch die angestellten Versuche ist der Be weis geliefert worden, dafs es möglich sei, durch Zusatz von Siliciumeisen zu anderen Eisensorten, insbesondere zu weifsem Roheisen, sofern dieses nicht etwa reich an Mangan ist, ein für die Giefserei vorzüglich brauchbares Material, aus gezeichnet durch hohe Festigkeit, geringe Schwin dung, geringe Neigung zum Abschrecken und andere gute Eigenschaften, zu erzielen. Jüngst schreibt diesen Erfolg einer chemischen, jedoch nicht näher bezeichneten, Einwirkung des Silicium eisens zu; ich selbst bin der Ansicht, dafs das Siliciumeisen hierbei nur mittelbar einwirkt, indem es die Möglichkeit giebt, weifses oder allgemein solches Eisen zu benutzen, welches geringere Mengen von Fremdkörpern als graues Roheisen, zumal graues Koksroheisen, enthält. Weifses Roheisen, bei niedrigerer Temperatur erblasen, nimmt verschiedene jener oben genannten, schwer reducirbaren Körper gar nicht oder jedenfalls in geringerer Menge auf als graues; beruht doch auch der Unterschied des grauen Holzkohlen roheisens gegenüber dem Koksroheisen oder des kalt erblasenen gegenüber dem heifs erblasenen Roheisen allein in dieser verschiedenen Ent stehungstemperatur und der dadurch bedingten gröfseren Reinheit des in niedrigerer Temperatur erzeugten Materials. Giebt man nun dem weifsen Roheisen Gelegenheit, Silicium aufzunehmen, ohne die Menge der sonstigen Fremdkörper zu ver mehren, so verwandelt es sich in graues Roh eisen, welches sich vor den meisten übrigen Sorten Graueisen vortheilhaft auszeichnen wird. Dafs ein Zusatz von reinem Silicium statt des Siliciumeisens den gleichen, vielleicht einen noch günstigeren Erfolg haben würde, kann nicht zweifelhaft sein. Im übrigen darf man nicht aufser Acht lassen, dafs die sehr günstigen Ergebnisse der Festig keitsprüfungen, welche mit den unter Zusatz von Siliciumeisen bereiteten Gufseisensorten erhalten wurden, doch nicht ganz vereinzelt dastehen. Jüngst selbst erzeugte bei früheren Schmelzver- suchen durch wiederholtes Umschmelzen Gleiwitzer Roheisens ein Gufseisen mit 37,09 kg Biegungs festigkeit; Meterplatten von 20 mm Stärke, aus diesem Eisen gegossen, wurden erst nach 22 Schlägen der aus 5,75 m Höhe geworfenen 25 kg schweren Fallkugel zertrümmert. Holz kohlenroheisen von Reschitza, in rechtwinkligen Stäben von 100 X 200 mm Querschnitt durch Professor Bauschinger geprüft*, zeigte eine Bie gungsfestigkeit von 34,0 kg, und bei Zusatz von 20 % Bessemerstahl steigerte sich diese Festigkeit auf 43,8 kg, während die Zugfestigkeit des nämlichen Gufseisens ohne Stahlzusatz 25,40 kg, mit Stahlzusatz 26,9 kg betrug. Auch die in Vorstehendem theilweise mitgetheilten Ergebnisse der Prüfung von Gufsstücken, aus umgeschmolzenem Brandeisen ohne Zusatz von Siliciumeisen dar gestellt , können als Beweis für das Gesagte dienen: sie besafsen hohe Festigkeit (Biegungs festigkeit 34,93 kg, Zugfestigkeit 14,1 kg, Druck- * A. v. Kerpely, »Eisen und Stahl auf der Welt ausstellung in Paris 1879«, Seite 155.