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Zur Fabrication von Schlackencement. Schon zu wiederholten Malen ist in dieser Zeitschrift Veranlassung genommen worden, diesen neuen Industriezweig zu besprechen, dessen Emporblühen von den Hüttenleuten mit ganz besonderem Interesse verfolgt wird. Thatsächlich gewinnt diese Fabrication an Boden, neuerdings wird an der Ruhr wieder eine Fabrik gröfseren Umfanges errichtet. Auch im Auslande, besonders in Frankreich und England, hat die Schlacken- cementfabrication vielfach Eingang gefunden. Eine gröfsere Abhandlung über diesen Gegenstand, die vor kurzem in den »Annales Industrielles« erschienen ist, bietet mancherlei, was sowohl uns Hüttenleute, als auch die Producenten und Con- sumenten von Schlackencement interessiren wird. Hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung der Schlacke stellt der Verfasser die übrigens bekannte Thatsache fest, dafs nur die basischen zur Fabrication geeignet sind, und sind von diesen wiederum diejenigen zu bevorzugen, bei denen der Sauerstoffgehalt des Kalkes doppelt so grofs ist als die Sauerstoffgehalte von Kiesel säure und Thonerde zusammen. Professor Tetmajer in Zürich, der sich mit dem Studium der Schlackencementfabrication eingehend be schäftigt, hält diejenige Schlacke für die ge eignetste, bei der Kalk, Kieselsäure und Thonerde im Verhältnifs 46:30:16 stehen. Nächst der chemischen Zusammensetzung ist die physikalische Beschaffenheit von gröfster Wichtigkeit. Die Erkennung der Thatsache, dafs nur die granulirte Schlacke mit hydraulischen Eigenschaften versehen ist, wird unserer Quelle zufolge M. Charles Wood, dem Director der »Tees Iron Works«, zugeschrieben. Ver suche mit Gement aus granulirter und mit solcher aus nicht granulirter, sondern mit lang sam an der Luft erkalteter ergaben bei ersterer eine vollkommene Bindung nach 6 Stunden, bei der zweiten war diese nach 16 Tagen noch ganz unvollkommen. Theoretisch ist die Frage der Nothwendigkeit der Wahl der granulirten Schlacke und die Verwerfung der nicht granulirten noch nicht in befriedigender Weise gelöst. Die An sichten darüber sind sich sehr widersprechend, nur das steht fest, dafs die Granulation unum gänglich nöthig ist, um der Kieselsäure und der Thonerde der Schlacke die Möglichkeit zu geben, sich mit dem zugeschlagenen Kalk vereinigen zu können. Zwischen plötzlich abgeschreckter und langsam erkalteter Schlacke existirt ein grofser Unterschied. Erstere ist bläulich und von glasigem Ansehen, letztere hat eine krystallinische Slructur und ein glasiges Ansehen. Unter dem Mikroskop zeigt gut granulirte Schlacke glänzende Körner und nur wenige schwarze opalartige Körner. Nur die ersteren haben hydraulische Eigen schaften. Sind die schwarzen Körner zu zahl reich, so mufs die Schlacke verworfen werden. Die praktischste Art der Granulation besteht, wie bekannt, darin, sie in eine Eisenrinne zu giefsen, in der sie mit einem reichlichen Wasser strom zusammenkommt, welcher sie einem Be hälter zuführt, aus dem sie dann auf mechanischem Wege herausgehoben wird. Die granulirte Schlacke enthält oft 15 bis 30 und selbst noch mehr Procente Wasser. Sie mufs daher, um in der Fabrication Ver wendung finden zu können, getrocknet werden. Verfasser bespricht nun die verschiedenen, diesem Zweck dienenden Methoden. Als einfachste be zeichnet er das Trocknen auf eisernen Platten, welche über gemauerten Kanälen liegen. Die Schlacke wird 6 bis 7 cm dick aufgetragen. Man trocknet 100 kg a. d. qm in 24 Stunden bei einem Brennstoffaufwand von 6 bis 7 kg auf 100 kg trockene Schlacke. Diese Methode hat bei ihrer Einfachheit den Nachtheil, viel Hand arbeit und viel Fläche zu beanspruchen. Auf deutschen Werken werden zur Trocknung ma schinelle Vorrichtungen angewendet. Es geschieht dies in einem sich um eine horizontale Achse drehenden Cylinder. Durch im Innern angebrachte, schraubenförmig gestellte Bleche wird die Schlacke einem heifsen Luftstrom entgegengeführt. Von Ruelle ist ein rohrender Trocknungsapparat an gegeben, der aus einem feststehenden Feuer und einem rohrenden Gylinder besteht und mit durch Ventilator beschaffter und besonders erhitzter Luft betrieben wird. Im Innern des Cylinders angebrachte schraubenförmige Windungen beben das Material fortwährend hoch und lassen es dann regenförmig zurückfallen, während die heifse Luft durch diesen Regen hindurchströmt. Die Leistung eines solchen Apparates wird in 24 Stunden auf 25 t trockene Schlacke angegeben, bei einem Brennstoffaufwand von 6 kg Kohle auf 100 kg trockenes Material. Die erforderliche Kraft ist 6 bis 7 Pferdekräfte. Der Preis, einschliefslich Ventilator, wird zu 11 200 •46 angegeben. In Choindez in der Schweiz auf dem Werke von de Roll, wo die Fabrication bereits im Jahre 1880 eingeführt wurde, fällt dieSchlacke in einem Thurm durch zickzackförmig gestellte flache Blechkästen nach unten, welch letztere durch ein im unteren Theile des Thurms befindliches Feuer von aufsen erhitzt werden. Obwohl diese Einrichtung den Vortheil besitzt, keine beweglichen Theile zu haben, ist die Leistung eine sehr geringe, auch wird viel Brennstoff verbraucht. Von M. Raty in Saulnes (Meurthe und Moselle), der neuerdings eine grofse Fabrik für