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Phosphor enthält; ich selbst fand in verschiedenen Endschlacken vom Paddeln bis zu 7,5 % Phosphor. Dafs aber die beim Zangen aus der Luppe aus- fliefsende Schlacke, deren Zusammensetzung un gefähr mit derjenigen der im Eisen zurück bleibenden Schlacke übereinstimmen dürfte, stets etwas reicher an Eisen und Phosphor ist als die beim Herausnehmen der Luppen aus dem Ofen dort zurückbleibende Schlacke, ergiebt sich aus nachstehenden von mir angestellten Untersuchungen solcher Schlacken. Von einem oberschlesischen Eisenwerke: P Fe SiO2 a) Ofenschlacke .... 1.90 56,04 14,10 b) Luppenschlacke . . . 2,06 57,76 13,38 Von einem mitteldeutschen P Eisen Fe werke: SiOz a) Ofenschlacke .... 2,85 58,77 nicht best. b) Luppenschlacke . . . 2,92 59,05 31 1» Ebendaher, anderer Einsatz P Fe SiOz a) Ofenschlacke .... 2,76 55,20 13,25 b) Luppenschlacke . . . 3,32 56,19 12,82 Die Erklärung hierfür • ist nicht schwierig. Während des Umsetzens und Luppenmachens sind die aus der Schlacke herausragenden Eisen massen der oxydirenden Einwirkung der Ofengase preisgegeben und die eingeschlossene Schlacke mischt sich beim Durcharbeiten mit den neu entstehenden Oxyden des Eisens und Phosphors, von denen nur ein Theil in die Ofenschlacke übergeht. Rechnet man also einen durchschnittlichen Schlackengehalt des gewöhnlichen Schweifseisens von 2 % und den Phosphorgehalt dieser Schlacke zu 3%, so müssen von dem durch Analyse ge fundenen Gesammtphosphorgehalt des Eisens 0,06 % als Schlackenphosphor in Abzug gebracht werden. Mitunter wird die Höhe dieses Schlacken phosphorgehalts 0,1 % und darüber betragen, und jene aus älterer Zeit stammenden Ziffern über das zulässige Mafs des Phosphorgehalts in Schweifseisen finden hierdurch eine nicht ganz unwesentliche Berichtigung. Auch die früher ge machte Beobachtung, dafs der gleiche Phosphor gehalt dem Herdfrischeisen schädlicher sei als dem Puddeleisen, wird hierdurch erklärt; ersteres ist durchschnittlich schlackenärmer, und von dem bei der Analyse gefundenen Gesammtphosphor gehalt entfällt demnach auch ein geringerer Theil auf die Schlacke. Auffällig ist die Thatsache, dafs, wenn man Schweifseisen im Ghlorstrom verflüchtigt, ein sehr reichlicher Theil von dessen Phosphorgehalt als Phosphorsäure (Phosphat) zurückbleibt, was im ersten Augenblick die Vermuthung nahe legen mufs, dafs hier der zurückbleibende Phosphor schon im oxydirten Zustand im Eisen zugegen war. Professor Cheever hat vor nicht langer Zeit die Ergebnisse einer ganzen Reihe solcher Versuche veröffentlicht (»Stahl und Eisen« 1888, Seite 182); ich selbst erhielt, als ich 70 g eines nicht sehr phosphorreichen, zu feinem Winkel eisen verwalzten Schweifseisens im Ghlorstrom verflüchtigte, einen Rückstand, bestehend aus: SiOz 15,18 26,01 (P = 11,01) FezOs 40,81 0,90 CaO 3,93 AhOs, MgO (aus der Differenz) . 13,17 100,00 und ein Rückstand, welcher beim Glühen von Thomasflufseisen im Chlorstrom hinterblieb und dessen Menge 0,83 % vom Eisengewichte betrug, enthielt: 15,51 CaO 2,81 FezOs (aus der Differenz). . . . 81,68 100,00 Cheever reinigte und trocknete bei seinen Versuchen das benutzte Chlorgas, indem er es zunächst durch glühende Holzkohle, dann durch concentrirte Schwefelsäure hindurchleitete; ich selbst leitete das (aus Braunstein, Kochsalz und Schwefelsäure erzeugte) Chlorgas zunächst durch eine gesättigte Kupfersulfatlösung (zur Aufnahme von etwa anwesender Chlorwasserstoffsäure), dann durch concentrirte Schwefelsäure, schliefslich durch eine Lage wasserfreier Phosphorsäure. Man hat auf die Schwierigkeit hingewiesen, einen reinen, insbesondere sauerstofffreien Chlorstrom darzustellen ;* man kann jedoch auch annehmen — und mir deucht das noch wahrscheinlicher zu sein — dafs, wenn beim Glühen im Ghlorstrom Eisenoxydul zugegen ist, Umsetzungen stattfinden, wobei ein Theil des Eisens als Chlorid entweicht, während der Sauerstoffgehalt zur Höheroxydation des zurückbleibenden Eisens bezüglich zur Bildung von Phosphorsäure verbraucht wird. Wer einmal eisenoxydulhaltige Schlacken im Chlorstrom ge glüht hat, weifs, dafs sie nach dem Glühen nur noch Eisenoxyd FegO3 enthalten;' beim Glühen im Luftstrom ist die stattfindende Höheroxydation gewöhnlich nicht so vollkommen. Die Ursachen, denen jener reichliche Phosphorsäuregehalt ent stammt, bedürfen also noch fernerer Aufklärung. Ist denn nun aber jene Annahme, dafs Flufs- eisen den Einflüssen des Phosphorgehalts gegen über empfindlicher sei als Schweifseisen, überhaupt begründet, oder liegt hier nicht vielleicht auch eins jener Vorurtheile vor, die uns so häufig Jahrzehnte hindurch die sachliche Beurtheilung dieser oder jener Dinge erschwert haben? In jener Zeit, wo die in Rede stehende Theorie geboren wurde, konnte man ein Flufs- eisen, welches in seinem Verhalten dem gewöhn lichen weichen Schweifseisen ähnlich gewesen * »Stahl und Eisen« 1888, Seite 184.