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bericht hervorgehoben haben, überallhin lohnend im Wettbewerb mit England nur durch Er- mäfsigung der Eisenbahnfrachten für Rohstoffe, durch herabgesetzte Gütertarife für Fertigfabricate nach unseren Exporthäfen und durch den Ausbau unseres Wasserstrafsennetzes in den Stand ge setzt werden. Die in unserm Vaterlande in reicher Fülle vorhandenen Rohstoffe für unsere Industrie sind nicht theurer als in England, es fehlen nur die besseren und billigeren Verkehrs mittel, um sie sowohl wie die aus ihnen gewon nenen Fabricate lohnend zu verwerthen. Was die Einzelheiten des rheinisch - west fälischen Eisen- und Stahl marktes an- belangt, so waren die heimischen Erzgruben in den ersten vier Monaten des Jahres vollauf be schäftigt und vermochten nicht immer der von den Hochofenwerken an sie herantretenden Nach frage zu genügen. Die Folgen des Maiausstandes der Bergarbeiter hatten naturgemäfs auch auf die Erzgruben einen Einflufs, der sich darin zeigte, dafs sich auf den letzteren gröfsere Vor- räthe ansammelten und die Preise etwas wichen. Vom Monat August bis zum Ende des Jahres hatten aber die Preise infolge der lebhaften Nachfrage nach Erzen seitens der Hochofen werke wieder steigende Tendenz. Leider ist die rheinisch - westfälische Hochofenindustrie infolge der hohen Bahnfrachten und des Mangels einer leistungsfähigen Wasserslrafse zwischen Nieder rhein und Lothringen noch fortgesetzt auf den Bezug ausländischer, namentlich spanischer Erze angewiesen, wofür jährlich Millionen und aber Millionen Mark ins Ausland gehen, die unserer Nationalwirthschaft gerettet werden könnten. Für die Roheisenerzeugung war das Jahr 1889 ein durchaus günstiges. Zwar haben auch hier die Folgen des Bergarbeiterausstandes ihre einschneidende Wirkung nicht verfehlt, in dem viele Hochöfen infolge Koksmangels ge dämpft werden mufsten, so dafs die Erzeugung im Monat Juli gegen diejenige der Monate März und April um rund 20 000 t zurückblieb und erst im August wieder um 5000 t zunahm. Den vom Roheisenverband festgesetzten Preisen eilten diejenigen des offenen Marktes mehrfach voraus, der beste Beweis dafür, dafs dieser Ver band sich eine weise Beschränkung auferlegte. Dafs die Preise eine Erhöhung erfuhren, lag in erster Linie an den rapide gestiegenen Preisen der Rohstoffe, namentlich Kohlen und Koks. Bis zum December, wo ein etwas langsameres Tempo im Gonsum eintrat, war die Nachfrage nach Roh eisen so stark, dafs trotz angestrengtester Thätig- keit auf den Hochöfen der Bedarf durch deutsches Fabricat nicht immer gedeckt werden konnte, sondern gröfsere Posten englischen und franzö sischen Roheisens eingeführt werden mufsten. Die Stab-(Handels-)Eisen-Herstellung war für Inlandsaufträge das ganze Jahr hindurch reichlich beschäftigt, wozu hauptsächlich die sich von Jahr zu Jahr mehrende Verwendung des Eisens bei Bauten beitrug; dagegen gestaltete sich infolge der hohen Rohstoffpreise die Aus fuhr schwieriger. Dem Walzwerksverband kann unter Berücksichtigung des Hinaufschnellens der Rohstoffpreise das Zeugnifs nicht versagt werden, dafs er in der Preisstellung ein weises Mafs- halten an den Tag gelegt und infolgedessen eine sehr segensreiche Thätigkeit entfaltet hat. Auf dem G r o bb 1 ech markte herrschte das ganze Jahr hindurch aufserordentlich reges Leben, und die schrittweise erhöhten Verbandspreise wurden willig gezahlt. Wünschenswerth erscheint für die deutsche Grobblechindustrie eine Be stimmung, dafs die unter deutscher Flagge fah renden Schiffe ausschliefslich aus deutschem Material hergestellt werden müfsten, zumal das letztere an Qualität die höchstgehenden Ansprüche befriedigt. Auch in der Fein bl ech herstellung war namentlich in der zweiten Hälfte des Jahres eine ausgiebigere Beschäftigung vorhanden, und es hat die Thätigkeit des Syndicates in diesem Geschäftszweige Schäden beseitigt, die früher oft sehr schwer empfunden wurden. Fast gänzlich ausgeschlossen von der Theil- nähme an dem allgemeinen Aufschwünge blieb das Wa 1 z dr ah t geschäft, auf dessen Gebiete nach Auflösung des Syndicates ein wilder Wett bewerb entfesselt wurde, der vielfach auch das Geschäft auf dem inländischen Markte zu einem unlohnenden machte. Der Export war zu lohnen den Preisen nicht möglich, weil die Knüppel- preise denen für Walzdraht weit vorauseilten. Auch die Drahtfabricate — gezogene Drähte und Stiften — liefsen vielfach nur einen geringen Nutzen. Günstiges ist über die Eisengiefsereien und Maschinenfabriken zu berichten, welche das ganze Jahr hindurch gut beschäftigt und in den letzten Monaten desselben vielfach mit Auf trägen so überhäuft waren, dafs sie dieselben zum Theil von der Hand weisen, zum Theil längere Lieferfristen bedingen mufsten. Auch auf dem Gebiete der Röhrenfabrication gestaltete sich das Geschäft, welches früher infolge einer schranken losen Preisunterbietung der Werke unter einander schwer gelitten halte, besser, nachdem ein Ver band der Röhrengiefsereien glücklich zustande gekommen war, welcher gut functionirt. In den Eisenbahnmaterial hersiellenden Werken herrschte das ganze Jahr hindurch in folge der umfassenden Ausschreibungen der Staatseisenbahnen lebhaftetse Beschäftigung, und es mufsten mehrfach längere Lieferfristen bedungen werden. Wir schlossen den Geschäftsbericht über das Jahr 1888 mit dem Wunsche, dem Jahre 1889 nur Gutes nachrühmen zu können. Im ganzen und grofsen ist dieser Wunsch, was die Ge-