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STAHL UND EISEN.“ April 1890. Nr. 4. 311 wird von Hand das bei der Zerkleinerung frei gelegte Eisen ausgelesen. Vom Lesetisch gelangt das Material durch einen schrägen Kanal nach dem ersten auf der Hüttensohle stehenden Wal zengang, welcher es bis auf 18 mm zerkleinert und in ein zweites Becherwerk fallen läfst; letzteres entleert in ein Trommelsieb von 18 mm Lochung. Die Ueberschläge dieses Siebes ent halten neben den zu grofsen Schlackenstückchen auch die bei der Quetscharbeit des ersten Walzen paares abgeschiedenen Eisenstückchen und werden deshalb, ehe sie den Walzen zurückgegeben werden, durch Ausklauben davon befreit. Das durch das Trommelsieb fallende Gut wird nach dem zweiten hochgestellten Walzengang geleitet, der es bis auf 8 mm zerkleinert; durch einen nach dem Innern der Mühle führenden Kanal us Eisenblech fällt nunmehr das Mahlgut in ein hohes Becherwerk und wird bis unter das Dach gehoben. Dieses Becherwerk bildet das Bindeglied zwischen Vor- und Fertigzerkleinerung. Es leert in zwei schmiedeiserne Rohrleitungen von 150 mm Durchmesser aus, welche oben in einem gemein samen Gufsstück mit Stellklappe zusammenlaufen und sich unten über den Kollern I und II bezw. III und IV gabeln, so dafs alle 4 Koller von dem Schöpfwerk aus gespeist werden können. Die Speisung der Koller V und VI, welche später gebaut wurden, wird weiter unten erwähnt werden. Die G Koller stehen im Erdgeschofs und haben alle dieselbe Bauart mit Antrieb von unten; Koller 1 bis IV werden durch dieselbe im Keller- geschofs liegende starke Transmissionswelle mit Hülfe conischer Räder angetrieben, Koller V und VI durch eine entsprechend kürzere Welle. Eine senkrechte Königsspindel überträgt bei allen durch Kreuzkopf und Schleppkurbeln die Be wegung auf die beiden Kollersteine, welche ein- schliefslich der Hartgufsringe je 5 t Gewicht haben. Die Koller sind ringsum mit eisernen Blechmänteln umgeben, durch deren oberen Deckel die Leitungen von dem vorhin erwähnten hohen Schöpfwerk einmünden. Das Mahlgut verläfst die Koller durch einen Auslaufkanal und wird durch G Becherwerke bis unter das Dach ge hoben, um abgesiebt zu werden. Das Mahlgut der Koller I bis IV erfährt gleiche Absiebung. Die 4 Becherwerke leeren es in je 2 Rohrleitungen, aus, welche nach den 4 im II. Stock aufgestellten Rüttelsieben führen; die doppelten Leitungen haben den Zweck, auch beim Stillstand eines Siebes den zugehörigen Koller benutzen zu können, indem das Mahlgut auf ein Nachbarsieb laufen gelassen wird. Die Rüttelsiebe sind an der Decke jedes Siebgehäuses aufgehängt und werden von unten durch eine Schlägerwelle geklopft. Die Siebe I und IV haben 3 mm Lochung, dagegen II und 111 4 mm Lochung; das zu grobe Material läuft von den 4 Sieben in einen gemeinsamen Sammelkasten, um nach Bedarf auf die 4 Koller vertheilt zu werden. Das feine Gut läuft in Rohrleitungen nach 4 im I. Stock aufgestellten sogen. Patent- ! sieben mit geschlitzten Siebblechen; die Siebe stehen unten ungefähr 30° geneigt, können je nach -dem Feinheitsgrad des verlangten Mehles in der Neigung verstellt werden und werden durch eine Klopferwelle schwach geschlagen. Die Ueberschläge dieser Siebe werden nach den darunter stehenden Kollern geleitet, während das Mehl an einem Punkt zusammengeführt wird, um durch eine Schnecke durch das Mühlen gebäude hindurch auf eine automatische Waage gebracht zu werden. Nach dem Verlassen dieser Waage läuft das Mehl in einem durch das Mauer werk geführten Kanal in den anstofsenden Mehl schuppen, wo es in Säcke gefüllt und gelagert oder verladen wird. Es ist oben erwähnt worden, dafs die Rüttel siebe II und III Bleche von 4 mm Lochung haben; dies wurde eingeführt, damit die beiden Siebe mehr durchfallendes Mahlgut bekämen. Letzteres wird zusammengeführt, um z. Th. nach den Fertigsieben, z. Th. nach den Kollern V und VI geleitet zu werden. Die Koller können nämlich ihrer Entfernung wegen nicht an das Schöpfwerk, welches Koller I bis IV bedient, angeschlossen werden und mufsten auf andere Art gespeist werden. Das Mahlgut dieser beiden Koller wird, nachdem es in das II. Stockwerk gehoben ist, in ein Trommelsieb ausgeleert, welches die Ueberschläge nach den Kollern zurücklaufen läfst, das Durchgesiebte nach 3 im I. Stock aufgestellten sogen. Patentsieben. Das von diesen 3 Sieben kommende Mehl wird auf einem Transportband nach der schon erwähnten automatischen Waage gebracht. Alle bisher erwähnten Mühleneinrichtungen, sowie die im Nachfolgenden beschriebenen Staub sammler werden von einer Maschine betrieben, die ungefähr 150 Pferdestärken leistet und in dem an die Mühle angebauten Maschinenhause aufgestellt ist. Zum Schutze gegen die Staubbildung wurden die Zerkleinerungsmaschinen mit eisernen Umklei dungen versehen, welche nur die zur Bedienung nöthigen Oeffnungen freiliefsen; die Becherwerke wurden in ihrer ganzen Länge mit eisernen oder hölzernen Gehäusen umgeben, Kanäle und Rohr leitungen ganz geschlossen, die Siebe mit hölzernen Verkleidungen umgeben und die Transportvorrich tungen ebenfalls mit Holz oder Eisen verkleidet. Diese Theile waren jedoch mit Hülfe der Um kleidungen nicht staubfrei zu erhalten, da die letzteren wegen der erforderlichen Thüren und anderen Oeffnungen zu viele Undichtigkeiten be- safsen; dazu kamen noch die Umstände, dafs die zerkleinernden sowie die absiebenden Maschinen- theile durch ihre Bewegung Staub aufwirbelten.