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nicht zu hoffen. Wenn so oft auf die Erfolge der »Boards of Conciliation and Arbitration« ver wiesen wird, so ist nicht zu vergessen, dafs der englische Arbeiterstand nicht nur im Durchschnitt auf einer höheren intellectuellen Stufe steht, als der unsrige, sondern auch bis heute fast ganz von der socialdemokratischen Irrlehre frei ge blieben ist. Und haben nicht die unter social- demokratischer Führung stehenden Dock-Arbeiter von London im Januar dieses Jahres einen wenige Monate früher feierlich beigelegten Streik frivol erneuert, ein Vorgang, welchem die »Times« die „nützliche Lection“ entnahm, dafs keine Vereinbarung mit einer Trades Union das Papier, auf dem sie stehe, werth sei? Um unsere Ueberzeugung, absehend von einzelnen im Laufe der Darstellung berührten Bedenken, kurz auszusprechen: Mit Rücksicht auf die Anschauungen, welche gerade in dem zu Ausstandsbewegungen am meisten neigenden Theile der deutschen Arbeiterschaft über das Verhältnifs von Kapital und Arbeit, über die Heiligkeit geschlossener Verträge und über nommener Verpflichtungen herrschen — mit Rücksicht auf diese Anschauungen, die nur halb kindisch, halb frevelhaft genannt werden können, halten wir die Errichtung von Einigungsämtern für ein ziemlich aussichtsloses Unternehmen. Arbeiter, die gewohnheitsmäfsig ohne irgend eine schwerwiegende Veranlassung ihren Gontract zu Tausenden brechen, diese Arbeiter werden auch eine vor dem Einigungsamt geschlossene Abmachung oder einen Schiedsspruch, dem sie sich aus drücklich unterworfen haben, leichten Herzens beiseite setzen, sobald ihnen die Gelegenheit dazu passend erscheint. Solange also nicht das Rechtsgefühl bei einem grofsen Theile der deutschen Arbeiter in ganz anderer Weise entwickelt ist als bisher, so lange sind Ein richtungen nicht am Platze, welche, wie das Einigungsamt, in ihren Erfolgen hauptsächlich von der Bethätigung eben dieses Rechtsgefühls abliängen. K. W. Internationaler Berg- und Hüttenmännischer Congrefs, gehalten zu Paris vom 2. bis 11. September 1889. Bericht von A. Gouvy, Ingenieur und technischem Inspector der Berg- u. Hüttenwerke der österr.-ung. Staatseisenbahn - Gesellschaft. (Schlufs von Seite 321 u. ff., Nr. 4, 1890.) (Nachdruck verboten. Ges. v. 11. Juni 1870.1 IV. Die neuesten Metalllegirungen und besonders des Kupfers.* Eine von Hrn. Lazare Weiller über die neuesten Metalllegirungen und besonders über Kupferlegirungen überreichte Studie behandelt dieses Thema mehr vom praktischen, als vom theore tischen Standpunkt aus, was eigentlich angesichts der vielfachen Verwendungen, welche diese Legi- rungen heute finden, am zweckmäfsigsten erscheint. In erster Linie behandelt Weiller das Handelskupfer und hebt die nachtheilige Wirkung geringer Mengen fremder Körper in demselben hervor. Je nach der Erzeugungs methode und je nach der Herkunft der Erze wechseln die Zusammensetzung sowie die Eigenschaften des Kupfers; man findet nämlich darin sowohl Wismuth und Antimon, Arsen und Eisen (Chili), als Blei (Spanien) und sogar Silber (Lake Superior); Sauerstoff befindet sich ebenfalls in jedem geschmolzenen Kupfer. Da das Kupfer in der Telegraphie eine aus gedehnte Anwendung findet, so giebt Weiller nach den Analysen des Professors Hofmann einige Daten über die Wirkungen dieser fremden * Vergl. »Stahl und Eisen«, 1885, S. 198. Körper auf die Leitungsfähigkeit des für über seeische Kabel angewendeten Handelskupfers, und zwar: Grad des Leitungs- Vermögens Gehalt an Kupfer o/o Gelialt an fremden Körpern Die fremden Körper bestanden aus: 42 98,76 1,24 Eisen, Nickel, Arsen Sauerstoff 71,3 99,20 0,80 kein Arsen 84,7 99.53 0,47 Eisen, Sauerstoff, ein wenig Nickel 86,4 99,57 0,43 desgl. 102 99,90 0,10 Nur Eisen u. Sauerstoff Die Erzeugung des Kupfers erfuhr erst durch die Anwendung der Elektrolyse eine voll ständige Umwandlung, und erinnert diesbezüglich der Verfasser dieses Berichtes an die auf der Budapester Ausstellung im Jahre 1885 aus gestellten Muster, welche eine namhafte Ver besserung des für Ungarn so wichtigen Industrie zweiges bewiesen. Das elektrolytische Verfahren ermöglicht erstens, ein aufserordentlich reines Metall zu