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Weise gehärtet, der andere dagegen auf nur etwa 800° erhitzt und in Wasser von 15° Tem peratur abgelöscht worden war, wurde durch H. Violet gemessen, wobei sich folgende Ver- hältnifszahlen ergaben: Sofort Zwei Tage nach der nach der Auf 1000° erhitzt und in Eis- Magnetisirung wasser gehärtet 345 221 Auf 800° erhitzt und bei 15" gehärtet 966 814 Jedenfalls ist in dem gesaigerten Stahl der harte Bestandtheil magnetisch; man darf also annehmen, dafs der weiche unmagnetisch sei. Der Stahl mit ungefähr gleichen Mengen des harten und weichen Körpers läfst sich nicht feilen und bricht ohne Biegung, theils wegen der Sprödigkeit des harten Bestandtheils, theils auch wegen des geringen Zusammenhanges der einzelnen Polyeder. Die Eigenschaften des weichen Bestandtheils scheinen denen eines Nickelstahls mit etwa 25% Nickel oder eines Manganstahls mit 12—13 % Mangan zu ähneln, d. h. Stahlsorten, welche bei langsamer Abkühlung keinen der kritischen Punkte erkennen lassen. * * * In Vorstehendem sind die Mittheilungen Osmonds ihrem Sinne nach thunlichst genau wiedergegeben. Sie liefern eine Bestätigung der schon bekannten Thatsache, dafs der Stahl, ohne Gefahr zu laufen, seine Eigenschaften zu ändern, um so weniger stark erhitzt werden darf, je höher sein Kohlenstoffgehalt ist. Dafs das be obachtete Zerfallen des Stahls in zwei verschiedene Bestandtheile nicht erst beim Ablöschen, sondern bereits während der vorausgehenden Erhitzung sich vollzieht, unterliegt wohl keinem Zweifel. Daher zeigt sich der Vorgang deutlicher, wenn man auf 1000 °, als wenn man auf 800 0 er hitzt. Nach Fr. Reiser (das Härten des Stahls in Theorie und Praxis, Seite 69) darf harter Stahl nicht über die dunkle Kirschröthe erhitzt werden, weil er sonst zu spröde wird; diese An gabe steht in vollständigem Einklänge mit der Beobachtung Osmonds. Der auf 1000° erhitzte Stahl ist eben, wie man in den Stahlhütten sagt, | überhitzt. Wie aber aus Osmonds Versuchen [ hervorzugehen scheint, ist bei Stahl mit mehr I als 1,30 % Kohlenstoff eine solche Ueberhitzung, d. h. ein Zerfallen in zwei verschiedene Bestand- | theile, überhaupt nicht gänzlich zu vermeiden, wenn beim Erhitzen die Härtungstemperatur er- I reicht werden soll. Auffällig erscheint die Beobachtung, dafs der Gehalt an dem weichen Bestandtheile mit dem Kohlenstoffgehalte des Stahls zunimmt. Nimmt man an. dafs die Ausdrücke „harter und weicher BestandIheil“ nur eine Unterscheidung im allge meinen Sinne bezwecken, ohne eine bestimmte Zusammensetzung jener Bestandtheile zu kenn zeichnen, dafs vielmehr diese Zusammensetzung mit dem Gesammtkohlenstoffgehalte des Stahls sich ändern kann, die Neigung des letzteren zum Zerfallen in die beiden Bestandtheile aber mit seinem Gesammtkohlenstoffgehalte wächst, so würde darin eine Erklärung sich finden lassen. Hiermit im Einklänge würde dann auch der Um stand stehen, dafs bei höherem Kohlenstoffgehalte als 1,6 % die Neigung zur Ausscheidung eines dritten Körpers, des Carbids Fea C, sich verräth. Der Grund, weshalb die Erscheinung beim | Ablöschen in Wasser von 15 °G. weniger deutlich I als beim Ablöschen in Eiswasser sich zeigt, dürfte darin zu suchen sein, dafs die Theilchen, welche durch die Erhitzung eine neue Lagerung erfahren hatten, um so vollständiger wieder in die ursprüng liche Anordnung zurückkehren werden, je weniger rasch die Erkaltung sich vollzieht. Rasche Ab kühlung befördert allgemein das Verharren des | abgekühlten Körpers in dem chemischen Zustande, den er im erhitzten Zustande besafs; daher ver- | hindert sie, wie man weifs, beim Härten ge wöhnlichen Stahls die Neubildung des bei Er hitzung über 700 0 G. zerfallenden Carbids, und sie verhindert in dem vorliegenden Falle beim Härten des überhitzten Stahls die Rückkehr der i Theilchen in ihre frühere Anordnung. Ganz sichere Aufschlüsse wird man erst er halten können, wenn man ein Mittel entdeckt, den harten und weichen Bestandtheil voneinander I zu trennen und jeden für sich chemisch zu unter suchen. A. Ledebur. Behandlung von Eisen- und Stahlwalzdraht. Patent C. W. Bildt.* Tadelloser Eisen- und Stahlwalzdraht mufs nicht nur von gleichmäfsiger Qualität, das Metall mufs auch gleichmäfsig geschweifst und ausgewalzt sein. Bei Braun- bezw. Blauhitze ausgewalzter Draht wird spröde und erträgt keine Weiterbehand- »Nach „Jernkont. ann.“ 1895, III. S. 157. lung ohne vorheriges Ausglühen; er mufs deshalb genügend warm ausgewalzt werden; aber das bedingt bekanntlich ein starkes Oxydiren des Drahtes während der Abkühlung an der Luft und macht ihnungleichmäfsig und unganz. Um dieses Oxydiren zu verhindern, empfiehlt Bildt ein Wasserbad, durch welches der gewalzte Draht unmittelbar,