1. Januar 1896. Untersuchungen über den Einflufs der Kälte u. s. w. Stahl und Eisen. 15 Untersuchungen über den Einflufs der Kälte auf die Festigkeits eigenschaften von Eisen und Stahl. Von Professor M. Rudeloff. Ein an die Versuchsanstalt zu Charlottenburg gerichteter Auftrag der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshafen bot Gelegenheit, eingehende Ver suche über den Einflufs der Kälte bis zu — 80° C. auf die Festigkeitseigenschaften verschiedener Eisen- und Stahlsorten anzustellen. Indem ich bezüglich der Einzelheiten der Untersuchung und der hierbei erlangten Ergebnisse auf meinen Aufsatz in den „Mittheilungen aus den König lichen technischen Versuchsanstalten“ 1895, Heft 5 verweise, gebe ich mit Rücksicht auf die Bedeutung dieser Frage im Nachstehenden eine gedrängte Zusammenstel lung der Ergeb nisse , um sie auch weiteren Kreisen zugäng lich zu machen. Die Untersu chung erstreckte sich auf Zug versuche, Biege- und Stauchpro ben bei Zimmer wärme , sowie bei - 20° C. und — 80 0 C. und zwar wurden immer drei Parallelversuche angestellt. Als Probematerial diente: 1. Weiches Nieteisen (Schweifseisen),Rund stangen von 25,5 mm Durchmesser; 2. Siemens-Martin-Flufseisen, Winkel von 100 X 100 X 14 mm; 3. Thomasstahl von „Rothe Erde“, desgl.; 4. Gewalztes Schweifseisen, Winkel von 100 X 65 X 0 mm; 5. Federstahl, Rundstangen von 25 mm Durchmesser; 6. Gufsstahl, desgl.; 7. Geschmiedetes Schweifseisen (Hammer eisen), desgl. Für die Zugversuche wurden aus den Rund stangen kleine Rundstäbe und aus den Winkeln Flachstäbe hergerichtet. Sämmtliche Stäbe er hielten etwa 80 mm Querschnitt und 100 mm Versuchslänge, so dafs die Ergebnisse für alle Materialien unmittelbar miteinander in Vergleich gestellt werden können. Ihre Prüfung erfolgte unter Aufzeichnung von Schaulinien auf der 50-t-Pohlmeyer-Maschine unter stetig wachsender Belastung bei möglichst gleicher Arbeitsgeschwin digkeit. Als Stauchproben dienten Cylinder, deren Höhe gleich dem Durchmesser war und je nach der ursprünglichen Materialstärke 8 bis 20 mm betrug. Sie erhielten im allgemeinen je 10 Schläge mit gleicher spec. Arbeitsleistung (a), die bei den Ma terialien 1 bis 4 und 7, mit einer Zugfestigkeit kleiner als 50 kg/qmm, gleich 5 mkg/ecm, und bei den Materia lien 5 und 6, mit über 50 kg/qmm Zugfestigkeit, gleich 20 mkg/ecm gewählt wurde. Die Biege proben erhielten 150 mm Länge. Die Proben aus den Rundstangen 1 und 7 wurden nicht weiter bearbeitet; diejenigen aus den Rundstangen 5 und 6 wurden zur Erleichterung des Biegens auf 15 mm abgedreht und die Proben aus den Winkeln wurden auf 30 mm Breite zu geschnitten und an den Kanten abgerundet. Die Biegung wurde auf der Schraubenpresse unter einem Dorn von 25 mm Durchmesser bis zu etwa 90 0 eingeleitet und dann mittels stetig wachsender Belastung der Schenkelenden fort geführt. Die Durchkältung der Proben erfolgte für die Versuche bei — 20 0 C. in einer Kältemischung aus Eis und Salz und bis zu — 80 0 G. in fester Kohlensäure. Die Zugproben blieben während des ganzen Versuches in den Kältebädern, die Stauch- und Biegeproben wurden zur Prüfung aus den Bädern herausgenommen, aber zur er neuten Durchkühlung wiederholt 15 Minuten lang in dieselben zurückgelegt und zwar die Stauch proben nach jedem Schlage.