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1. Januar 1896. Die Eisenerzlagerstätten von Mesaba (Mesabi) in Minnesota. Stahl und Eisen. 7 lionen Tonnen Förderung, so sind doch fünf I Reviere erheblich gröfser als Oberschlesien mit blofs etwa 17 Millionen Tonnen. Nicht unerwähnt will ich lassen, dafs der englische Kohlenvorrath auf nur noch etwa 500 Jahre geschätzt wird, während unsere deutschen Kohlen noch reichlich 1000 Jahre vor halten sollen. Diese Zahlen sind selbstverständlich mit aller Vorsicht aufzunehmen. Zutreffend indefs dürfte es sein, dafs einige englische Kohlenbecken, insbesondere die für den Export nach Deutschland vorzüglich in Frage kommenden Reviere von Northumberland und Durham, schon jetzt den Höhepunkt überschritten haben und künftig in der Förderung nachlassen werden. Weniger erfreulich für uns ist der Vergleich der für den Kohlenbergbau in Frage kommenden Verkehrsmittel in England und Deutschland. Grofs ist die Ueberlegenheit Englands bezüglich der Wasserstrafsen. Vielfach liegen die englischen Gruben unmittelbar an der See oder an einem schiffbaren Flufs oder Kanal, und können die Förderwagen direct in die See- oder Flufsschiffe entladen werden. Anderenfalls ist die Entfernung der Gruben zu den zahlreichen, zum Theil mit den besten Ladeeinrichtungen versehenen Häfen so gering, dafs die Frachten selten über 20 © für je 100 kg betragen. Demgegenüber haben z. B. die Königshütter Gruben bis Cosel bezw. Pöpelwitz Vorfrachten von 26,5 und 52,1 8. Und wie traurig steht es dabei mit unseren wasser armen Flüssen! Indefs daran müssen wir uns gewöhnen, dafs unsere deutschen Kohlengruben niemals die günstigen Wasserstrafsen Englands erreichen werden. Was aber für uns überaus schmerzlich ist, ist die Thatsache, dafs auch die englischen Eisen- bahnverhältnisse für die Kohlengruben wesentlich günstiger sind als in Deutschland. Der grofse Wettbewerb der englischen Privatbahnen hält die Tarife meist erheblich niedriger als in Deutschland, und der Wagenmangel unserer Staatsbahn, der unsere deutschen Kohlengruben in diesem Jahre wieder so erheblich geschädigt und die Beamten gepeinigt hat, ist in England unbekannt. - Aus dem Vorgetragenen werden Sie die Ueber- zeugung gewonnen haben, dafs auf technischem Gebiete unsere Kohlengruben einen Vergleich mit den englischen sehr wohl aushalten können, auf einigen Gebieten sogar unbedingt eine Ueberlegen heit unsererseits vorhanden ist. Insbesondere erfreulich sind die günstigen Aussichten in der Zukunft. Weniger erfreulich ist freilich der Ver gleich unserer Absatzwege. Lassen Sie mich den Vortrag schliefsen, indem ich der bestimmten Hoffnung unserer deutschen Kohlenindustrie Ausdruck gebe, dafs unsere deutsche Eisenbahn bezüglich der Tarife und der Verkehrsmittel nicht hinter den englischen Bahnen Zurückbleiben möge und recht bald die berechtigten Wünsche unserer lebhaft aufstrebenden Kohlen industrie in dieser Hinsicht in Erfüllung gehen. Die Eisenerzlagerstätten von Mesaba (Mesabi) in Minnesota. Von Dr. H. Wedding in Berlin. Ueber den im Jahre 1892 neu aufgeschlossenen I Eisenerzlagerstätten-Bezirk von Mesaba oder Mesabi am Oberen See in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist von mir im Jahrgange 1893, I Nr. 9, S. 374 bereits berichtet worden. Der Bezirk hat die Bedeutung, welche man ihm bei seiner Entdeckung beilegte, vollauf gerechtfertigt, und die Rückwirkung, welche für Europa, insbesondere für Deutschland, aus der stets wachsenden Menge vorzüglicher Eisenerze in den Vereinigten Staaten von Amerika entsteht und welche nicht unter- schätzt werden darf, rechtfertigt ein Eingehen auf die bisher erfolgte Entwicklung dieses Bezirks. Es sind hierzu besonders die Mittheilungen in „‘The Iron Age“ 1895, Vol. LVI, Nr. 5, 6 und 8 benutzt worden. Die fortschreitenden Entdeckungen immer neuer, gewaltiger Erzlagerstätten am Oberen See hat auf das gesammte amerikanische Eisenhütten wesen einen erheblichen Einflufs ausgeübt. Die Eisenerze von dort nehmen ihren Weg bis an die atlantische Küste, verdrängen hier mehr und mehr die Magneteisenerze und bereiten auch den Erzen der Südstaaten bedeutenden Wettbewerb. Es ist daher kein Wunder, dafs sich die grofsen Eisenwerke der nördlichen Vereinigten Staaten ihren Antheil an diesen Erzen fest gesichert haben, um nicht ganz in die Hände der wenigen grofsen Erzbergwerksbesitzer zu gerathen. So haben sich an der Erzgewinnung unmittelbar die Illinois-Stahl- Gesellschaft (Chicago), die Carnegie-Stahl-Gesell schaft (Pittsburg), die Monongahela - Hochofen- Gesellschaft, die Shoenberger Stahl-Gesellschaft, die Thomaseisen-Gesellschaft und mehrere der grofsen Eisengewerkschaften des Mahoning-T hals (nördlich von Pittsburg) betheiligt und nehmen an der Mesaba-Erzförderung theil. Gewöhnlich ist man in Europa der Ansicht, dafs alle jene Rotheisenerze, welche in den Bezirken des Oberen Sees gefördert werden, so