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1. Januar 1896. erklärlichen Bruch herbeizuführen. Auch das Flufseisen verlangt wie jedes andere Material i richtig behandelt zu werden. Es wird das sehr ■ häufig verkannt. Ich glaube daher, dafs die Arbeiten der Com- i mission kaum von Erfolg sein würden, abgesehen 1 von sonstigen Schwierigkeiten — Beschaffung geeigneten, wirklich einwandsfreien Materials, Unter- , suchungen auf völlig gleicher Grundlage, Kosten i u. s. w. Die Hütten selber werden am besten imstande sein festzustellen, wo Fehler begangen sind. Gut geleitete Hütten untersuchen das Ma- i terial fortlaufend in ausgedehnter Weise in allen | Stadien der Bearbeitung, und die kleinsten Un- I regelmäfsigkeiten geben sich sofort zu erkennen, auch in ihren Ursachen. — Die Commission würde daher meines Erachtens mit wenig Nutzen arbeiten.“ j Prof. L. v. Tetmajer: ,Indem ich mich I beehre, meine Erfahrungen bezüglich der söge- ! nannten Brüchigkeitserscheinungen des Flufseisens j zu Ihrer geneigten Kenntnifsnahme zu bringen, | kann ich nicht umhin, von vornherein die Er klärung abzugeben, dafs ähnliche Erscheinungen auch beim Schweifseisen vorkommen, von denen man indessen zu sprechen nicht gewohnt ist. Es liegt nicht in der Aufgabe der Untercommission 19, das Schweifseisen mit in den Rahmen ihrer Arbeiten einzubeziehen, und will ich daher meiner seits die Erfahrungen mit Schweifseisen unberührt lassen. Auch mufs ich bemerken, dafs die sog. Brüchigkeitserscheinungen keineswegs den Pro- ducten eines bestimmten Processes anhaften; sie sind sowohl beim Birnen- als auch beim Herd eisen vorgekommen. So war ich Augenzeuge einer Schlagprobe auf einem der gröfsten deutschen Stahlwerke, wo eine Locomotivachse aus Tiegel- gufsstahl zur gröfsten Ueberraschung der An wesenden beim ersten Schlage entzwei ging! Mit andern Worten, ich möchte hervorgehoben haben, dafs Brüchigkeitserscheinungen des Flufs eisens unabhängig von der Natur und dem Ver laufe des metallurgischen Processes vorgekommen sind und noch Vorkommen. Gleichzeitig bemerke , ich auch, dafs mir kein derartiger Fall vor- I gekommen ist, den es nicht gelungen wäre zu enträthseln und die Ursache der für Laien so beängstigenden Brüchigkeitserscheinung zu erklären. Bevor ich auf die hier vorliegenden Erfahrungen bezüglich der sog. Brüchigkeitserscheinungen ein- gehe, dürfte es nützlich sein, die Frage nach den ' Erscheinungen, unter welchen dieselben vorkommen und sich kundgeben, zu erörtern. Nach meinen Erfahrungen lassen sich all die bisher im Bereiche meiner Thätigkeit vorgekom menen, zu meiner Kenntnifs gelangten Brüchig keitserscheinungen zurückführen : a) auf Fabricationsfehler, b) auf mangelhafte Anarbeitung bezw. fehler- j hafte Verarbeitung des Flufseisens. Die ersteren sind bald chemischer, bald mechanisch-physikalischer, die letzteren dagegen ausschliefslich physikalischer Natur. Die ersteren verschwinden allmählich mit der Vervollkommnung der metallurgischen Processe und der gesteigerten Sorgfalt in der Führung derselben, die letzteren mit der intensiveren Berücksichtigung der Natur und der charakteristischen Eigenschaften des Flufs eisens bei dessen Verarbeitung. Während der letzten Jahre sind mir plötzliche Brucherscheinungen des Flufseisens überhaupt nicht mehr bekannt geworden, und gehören auch Schienenbrüche bei Stahlschienen neueren Ursprungs zu den gröfsten Seltenheiten. I. Brüchigkeitserscheinung von Flufseisen infolge fehlerhafter Fabrication. Mai 1885. Querschwellen einer Schweiz. H a u p t b a h n, Thomaseisen, beim Abladen ge rissen, bezw. gebrochen. Gefüge an der Bruchstelle normal, ziemlich feinkörnig, hell glänzend. Biegeproben unter dem Hammer schlecht, Material brüchig. Querschwelle Nr. 1 Nr. 2 t/qem t/qem Zugfestigkeit 5,65 = 5,68 Contraction = 40,3 % = 9,2 % Dehnung nach Bruch . 2 = 20,9 , = 7,4 , in t und cm in t und cm QuMitäts-Coefficient . . c= 1,18 =0,42 Chemische Zusammensetzung: Kohlenstoff = 0,227 % = 0,308 % Phosphor = 0,253 , Silicium = 0,006 „ = 0,003 „ Mangan = 0,550 , = 0,056 , Schwefel = 0,006 , = 0,067 , Februar 1888. Kesselblech einer Schweiz. Maschinenfabrik, Martineisen’ wegen Sprödig keit und brüchigen Verhaltens in der Kaltbiege probe beanstandet. Gefüge normal, feinkörnig, hellglänzend. Chemische Zusammensetzung: Kohlenstoff =0,200% Phosphor = 0,031 , Silicium = 0,002 „ Mangan =0,880 , Schwefel =0,100, Zerreifsproben liegen nicht vor. Juli 1889. Querschwellen einer Schweiz. Bergbahn; Thomaseisen. Die Bahnverwaltung bezog 3183 Stück Schwellen, von welchen nach dem Abladen 55 Stück an den Umkappungen rissig angetroffen wurden. Die Bahnverwaltung schreibt hierüber unter dem 21. Juli 1889: „Nachdem die Schwellen transportirt waren, zeigten sieh an einzelnen derselben auffallende Er scheinungen. Die umgebogenen Enden derselben zeigten stark geöffnete Risse, die theilweise gegen einander liefen, so dafs einzelne Scherben heraus- fielen. Diese Stücke, auf den Ambofs gelegt, ertrugen keinerlei Biegungen, sondern zersprangen wie Glas.“