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11 6 Stahl und Eisen. stimmte. Als er zum Sulphät .etwas Schwefel säure zugofs, fiel sofort das Potential, während bei Zusatz von Alkali eine Steigerung eintrat. Dieselbe rührt davon her, dafs sich die Zinkionen schnell als solche verlieren, denn es entsteht in diesem Falle ein Zinkat, d. h. die Zinkionen, die bisher positiv elektrisch waren, treten plötzlich als Anion auf. Dadurch aber mufs das Potential wachsen, weil der osmotische Gegendruck fehlt. Zu den soeben erörterten Problemen gehören auch die bei Ostwald ausgeführten Unter suchungen von Bancroft, der viele Oxydations- und Reductionsmittel untersucht und gemessen hat, ähnlich der vorhin schon besprochenen Combination von Eisenchlorür gegenüber Chlorwasser. In der Abhandlung von Neumann findet man eine sehr zweckmäfsig zusammengestellte Tabelle über 24 Reductionsmittel gegen 17 Oxydationsmittel. Schliefslich sei noch kurz erwähnt, dafs bei der Elektrolyse organischer Verbindungen oft ein 1. Februar 1896. sehr complicirtes Verhalten eintritt, indem die Ionen mannigfache Zersetzungen zeigen. Meist wird zuerst Wasser zersetzt. Steigert man den Strom, so linden gewisse Synthesen statt, so z. B. bei dem Anion der Essigsäure, wo neben dem Wasserstoff auch Aethan gebildet wird und Kohlensäure. Auch bei diesen Elektrolysen bildet die Theorie der Dissociation das Gentrum, von dem aus alle Processe zu beurtheilen sind. Der gewaltige Fortschritt, den unsere Lehren in ver- hältnifsmäfsig kurzer Zeit gemacht haben, ist nicht zum geringsten Theile der Verarbeitung des gesammten Materiales zu einem geordneten Ganzen zu verdanken, wie sich ein Jeder überzeugen kann, der sich an das Studium der allgemeinen Chemie von Ostwald macht. Es läfst sich an den nachher erschienenen Monographien nachweisen, dafs in diesem bahnbrechenden Werke vielfach die Anregung zu erneuten Studien gesucht und gefunden worden ist. Eine Saigerungserscheinung bei gehärtetem Stahl. Eine Saigerungserscheinung bei gehärtetem Stahl. Versucht man eine polirte Fläche eines ge härteten Stahlstückes mit einem Kohlenstoffgehalte zwischen 0,70 bis 1,30 % mit einer Reifsnadel zu ritzen, so ist keine Einwirkung bemerkbar; seltsamerweise aber hinterläfst nach Beobachtungen von F. Osmond* die Reifsnadel ihre Spur, wenn der Kohlenstoffgehalt über 1,30 % steigt. Be trachtet man die mit der Reifsnadel auf einem solchen Stahl gezogene Linie, so läfst sich wahr nehmen, dafs sie zahlreiche Unterbrechungen besitzt; es sind demnach im Stahle mindestens zwei verschiedene Bestandtheile, ein härterer und ein weniger harter, nebeneinander abgelagert. Der erstere, welcher durch die Reifsnadel nicht angegriffen wird, ritzt Glas und Feldspath; der zweite wird durch Apatit, vielleicht auch durch Flufsspath geritzt. Auf einer gut polirten Fläche lassen sich die beiden Bestandtheile durch ihre etwas abweichenden Färbungen unterscheiden: der härtere Bestand- theil zeigt einen schwachen Stich ins Graue, der andere ist silberweifs. Beim Behandeln der Probe mit Jodtinctur oder schwacher Salpetersäure gewahrt man einzelne Polyeder, dazwischen bisweilen Spuren des Carbids Fes G. Da die beiden Bestandiheile hierbei verschiedene Farbe annehmen, lassen sie sich deutlich unterscheiden; setzt man die Ein- * Comptes rendus vom 11. November 1895; daraus im Novemberheft des Bulletin de la Socit d’Encouragement. Wirkung zu lange fort, so wird die Oberfläche schwarz durch ausgeschiedene Kohle. Der harte Körper ist der nämliche, aus welchem gehärteter Stahl mit 1 % Kohlenstoff fast ausschliefslich besteht; der Gehalt an dem weicheren Körper nimmt mit dem Kohlenstoff gehalte des Stahls zu. bis dieser etwa 1,60 % beträgt; geht er über dieses Mafs hinaus, so scheint das Carbid Fes C sich in reichlicheren Mengen, mit dem Kohlenstoffgehalte zunehmend, abzusondern. Wenn man einen verhältnifsmäfsig reinen (non plus complexe) Stahl mit demjenigen Kohlen stoffgehalte, welcher die Erscheinung am deut lichsten zu Tage treten läfst (also beispielsweise 1,57 %), der Härtung in verschiedenen Tem peraturen unterwirft, so zeigt sich, dafs man, um die gröfste Menge des weichen Bestandtheils zu bilden, den -Stahl zunächst auf mindestens 1000 0 erhitzen mufs, ohne dafs es jedoch nothwendig ist, die Temperatur über 1100° hinaus zu steigern, und dafs man ihn alsdann thunlichst rasch in Eiswasser oder sehr kaltem Quecksilber ablöschen mufs. Andernfalls bildet sich beim Abkühlen noch Eisencarbid Fes C, wodurch der Kohlenstoff gehalt in der Hauptmasse verringert wird. Wenn die Bedingungen günstig sind, kann man unge fähr gleiche Mengen des harten und weichen Bestandtheils erhalten. Ein solches Gemenge ist verhältnifsmäfsig wenig magnetisch. Der bleibende Magnetismus zweier Stäbe, deren einer in der angegebenen