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dergestalt, daß er bald den Schauplatz seiner Tätigkeit nach Zittau verlegte. Hierzu veranlaßte ihn die Anhänglichkeit zur Heimat, vvr allein aber die Fürsorge für seine zärtlich geliebte Mutter, die angesichts der ungünstigen allgemeinen Wirtschaftslage doppelt notwendig ist. Gelegentlich einer noch während des Krieges in Zittau veranstalteten Ausstellung hatte Paul wohlwollende Förde rung durch Herrn Studienrat Scho risch gefunden. Als er nach dem Kriege seinen Wohnsitz nach Zittau verlegt hatte und zum zweiten Male hier eine Ausstellung be werkstelligte, erlitt er daheim die ersten Anfechtungen von einer versteckten Gegnerschaft. Wäre er in Dresden geblie ben oder nach Honolulu gegangen, so würde Zittau auf „seinen Maler" wahrscheinlich stolz gewesen sein. Aber bei leibe keine Konkurrenz am Orte, wenn sie noch dazu mehr kann, als die anderen! Der Vorschlag hiesiger Gönner, einige dieser Bilder für die Stadt anzukaufen, fand zu nächst keine Gegenliebe. Da Paul gleichzeitig von dem vor Jahren verstorbenen Direktor der Görlitzer Ruhmeshalle, Professor Feyerabend, persönlich zur Veranstaltung einer Ausstellung eingeladen wurde, brachte er die Zit tauer Bilder dorthin, und die Stadt Görlitz kaufte unver züglich ein größeres Kampsbild, das jetzt einen Ehren platz in der Ruhmeshalle inne hat. Daß Zittau nachträg lich doch noch einige Bilder dieser Ausstellung erwarb, ist lediglich dem energischen persönlichen Eintreten des da maligen Oberbürgermeisters D r. Külz zu verdanken. Nebenbei bemerkt sei,.daß diese später vom Künstler gegen ein größeres, jetzt im Natssaale hängendes Bild aus gewechselt worden sind. In Zittau entstand eine ganze Reihe wirkungsvoller Banernbilder zu dem Thema „Unser täglich Brot", mit denen sich! der Künstler bewußtermaßen in den Dienst des Heimatgednnkens stellt. Es ist Heimatkunst in des Wortes vornehmster Bedeutung. Zn dieser Gruppe gehört eine Anzahl der eindrucksvollen Bilder, die in einer früher ver anstalteten Atelierausstellnttg gezeigt und in Nr. 6 der „Oberlansitzer Illustrierten Wochenschau" gewürdigt wur den. Auf den alljährlichen Ausstellungen in Dresden ist Karl Paul regelmäßig mit seinen neuesten Arbeiten ver treten. Bei einer dieser Gelegenheiten erwarb das säch sische Ministerium ein zweites seiner Gemälde, das Ölbild „Steinelesen". Das erste graphische Werk, das unser Maler heraus gebracht hat, war seine Kriegsmappe, die einen bemerkens werten Erfolg erzielte. Die Mappe ist im Wege einer Stiftung für das Museum zu Leipzig, einige Blätter dar aus auf gleiche Weise für das Dresdner Kupferstichkabtnett erworben worden. Augekauft wurde sie ferner von den städtischen Museen in Dresden, Bautzen und Görlitz. Dieser Umstand dürfte doch einigermaßen für die Güte der Ar beit sprechen. Wo aber bleibt Zittau? Auch seiner Hei matgemeinde Reichenau sei der Künstler zur Förde rung angelegentlich empfohlen. Er ringt einen harten Kampf, sich auch wirtschaftlich durchzusetzen, da er mit seinem Lebensunterhalt lediglich auf seine Kunst angewiesen ist. DaS sollte berücksichtigt werden, ehe man behauptet, daß er seine Arbeit zu hoch bewerte. Wer sich in einkömm- licher beamteter Stellung befindet oder über ein schönes Ruhegehalt verfügt, hat natürlich gut reden. Entscheidend muß doch letzen Endes sein, was geleistet wird, und gegen das K önne n dieses Malers wird wohl niemand mehr etwas Stichhaltiges vorzubringcn. vermögen. Das berech tigte ihn auch zur Gründung einer Malschule, aus der schon recht tüchtige Knnstjiingcr hervorgegangen sind. Karl Paul ist ein gradliniger Charakter, der es ver schmäht, um Maeeene herumzuscharwenzeln, der vielmehr auf seine Fähigkeiten vertraut und lieber hungert, als sich und seiner Würde etwas zu vergeben. Er wird seinen Weg gehen! Bruno Reichard. Was vor M Mren der Löbauer Käfter ESbart aus alten Kirchenbüchern berichtete. Von Siegfried Stürz n er, Dresden Zu Anfaug des 10. Jahrhunderts lebte „in der Liebe" der Glöckner und Küster Friedrich August Eckhart. Er machte sich verdienstlich um die Erforschung der Ver gangenheit der Stadt Löbau, besonders um Nachrichten über seine Kirchcngeschichte, obwohl sein Manuskript wohl nur teilweise im Druck erschienen ist. Als 1835 mit der Bearbeitung der Oberlausitz als einer besonderen Abtei lung der „S ä chs i s ch e u K i r ch e n g a l e r i e" begonnen wurde und der Herausgeber au die Löbauer Geistlichkeit mit der Bitte um Mitarbeit herautrat, wußte der da malige Pastor Primarius Möhn mit Recht keinen geeigneteren Mann vorzuschlagcn als Eckhart. Dieser hatte außer seinen schon genannten Posten auch das Amt eines Kirchenbuchführers zu versehen. Als solcher lagen ihm alle kirchlichen Einträge in das bis aufs Jahr 1608 zurückgehende Löbauer Kirchenbuch ob. Er unterzog sich auch im Laufe seiner laugen Amtsführung der großen Mühe, ein Register aus dem Kirchenbuche an zulegen, das bei den verschiedenartigsten Nachforschungen gute Dienste leistete. Wären die Kirchenbücher immer so, wie sie Eckhart jahrzehntelang in Löbau führte, in allen Orten verwaltet worden, so wäre manche Lücke unserer Heimatgeschichte ausgefiillt. Eckharts Bericht über die Löbauer Kirchen- und Zeit geschichte ivar zu einem so umfangreichen Manuskripte au- gewachsen, daß nicht alles von dem Herausgeber der Säch sischen Kirchengalerie ausgenommen werden konnte. Immer hin umfaßt das in dem genannten Werke Veröffentlichte bald 2000 Druckzeilen. Ilnd mit Recht schrieb die Redaktion als Zeichen ihrer Anerkennung: „Große Mühe hatte der Herr Verfasser bei Anfsnchnng und Zusammenstellung des Vorliegenden aufznvpfern, und er verdient deshalb den lautesten Ausspruch unseres Dankes." Außer der Geschichte Löbaus und seiner Kirchen schrieb Eckhart auch kurz über die in die alte Sechsstadt ein- gepfarrten Orte Tiefendorf, Körbigsdorf und Kleins ch weidui tz. Aus den Eckhartschen Aufzeichnungen vor 100 Jahren sei hier einmal eine kleine Probe aus einem alten Löbauer Kirchenbuch wiedergegeben. Sie zeigt uns, mit welchen originellen Beinamen im 17. nnd 18. Jahrhunderte oft die Heimgegangenen bezeichnet wurden. Die Vornamen fehl ten bei den Eintragungen meist, oftmals sogar die Fami liennamen. Dafür aber waren die Toten mit den in der Stadt üblichen Bei- oder auch Spitznamen benannt, die sie vielleicht deutlicher kennzeichneten als ihre Tauf- und Vatersnamen. Eckhart führt in der Alten Kirchcngalerie von 1840 fol gende Beispiele hierfür aus den Jahren 1610—1776 an: Die Sieber-Hanne, im Februar 1610. Der M u st er - Schreibe r. Die Spiegel-Anne, den 3. Februar 1610. Die alte, große Beinickcl. Die alte Spinnerin bei Hans Paul, den 10. Februar 1620. Die alte F i e d e l - H a u s i n ans der Alten Liebe, den 15. Dezember 1620. Der dicke Mann von Paulsdorf, den 10. Ja nuar 1628. Die alte, blinde Müllerin ans der Altenliebe. Ein Mädel aus der Elße (Ölsa). Ein Knabe des dicken Mannes vvr dem Gör litz c r Tore, den 20. Dezember 1636.