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Hbsrlaujitzer HermaizeiiunH Är.i4 NS Klatschend schlägt der Wind den Regen an die Scheiben. Seltsame Melodien umsingen die Markteckchen. Trüb und naß geht der Tag zur Rüste. Die Nacht hängt ihre Schat ten über die Vaterstadt Lessings, der nicht allzuviel von ihr gehalten und nach seinem Auszuge als Zwölfjähriger nur höchst selten und auf nur kurze Zeit das Katzenbuckel pflaster der Stadt betrat, die mit ihren „boshaften Bür gern" und verschraubten Ansichten dem Freigeist keine Heimat war. raufen von Türken in der Lmsttz. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts fanden bekanntlich Jahrzehnte hindurch Türkenkriege statt. Unter der reichen Beute, die da häufig gemacht wurde, waren auch bisweilen türkische Kinder, die man aus den eroberten Ortschaften mit nach Deutschland nahm. Hier wurden sie zu verschiedenen Diensten verwendet, auch bisweilen unter richtet und getauft. Beispiele von Türkentaufen, die auch in der Lausitz erfolgten, sind überliefert. So wurden im Jahre 1691 in Meffersdorf und in Haugsdorf türkische Knaben getauft. Ein solcher war Christoph Jakob Günther, der später Lehrer am Laubaner Gymnasium war und selbst erzählte, wie er aus einem eroberten Städtchen, vier Jahre alt, mitgenommen und 1687 in Liegnitz getauft wurde*). Über eine andere Türkentaufe berichtet der Siegers dörfer Pfarrer Pitzschmann im Kirchenbuch seiner Ge meinde: „Den 18. März 1696 wurde allhier ein türkischer Bube, von IS Jahren ungefähr, auf Anordnung hiesiger hochadeliger Erb- und Lehnsherrschaft (Wolf Caspar von Gersdorff) getauft." Bei dergleichen Taufen waren allem Anscheine nach vor allem adelige Herren und Damen die Taufzeugen, und nur wenige bürgerliche wurden zu diesem Amte herangezogen,' denn in dem erwähnten Kirchenbuch eintrage heißt es weiter: „Die Paten waren: Herr George Friedrich von Eicke auf Wenig-Rockwitz, Hauptmann, Herr Hans Christoph von Glaubttz aus Walditz, Herr Henrich von Briefen auf Kroschwitz, Herr Henrich Otto von Bibran auf Kesselsdorf, Magister G. Pitzschmann, Pfarrer allhier, Frau Helene von Eicken, Frau Susanns von Poherin geb. von Zedlitz auf Krausche und Loßwitz. Der Name war Wolf Christoph." Auch das älteste Horkaer Kirchenbuch meldet in dem Taufregister von 1689 unter Nr. 26 die Taufe eines tür kischen Knaben. Wir lesen da: „Wolf Christian, ein tür kischer Knabe von ungefähr acht Jahren, ward den 31. Mai getauft." Auch hier waren genau wie bei der oben erwähn ten Taufe vor allem Adelige die Paten: denn es ist da weiter verzeichnet: „Paten waren: Herr Wolf Albrecht von Löben auf Schönberg, u. a. Kurfürstlicher Rat und Amts hauptmann zu Görlitz, Herr Johann Caspar von Nostitz auf Jänkendorf, Herr Otto von Nostitz auf Neuendorf, Landesbestallter, Herr Moritz Adolph von Schachmann auf Kunnersdorf, Herr Wolf Caspar von Gersdorff auf Sie gersdors, Herr Friedrich Adolph von Löben auf Schönberg, Frau Dorothea Sabina von Nostitzin auf Prietitz, Herr Johann Wießner, Pfarrer zu Neugersdorf, Frau Johanna von Sestin auf Ober-Rengersdorf, Frau Martha Catha rina Elisabeth von Löbin auf Schwerts, Jungfrau Ursula Catharina von Löbin auf Schönberg." Das Horkaer Kirchen buch gibt auch Auskunft über den Täufling mit den Wor ten: „Dieser Knabe ward Anno 1686, den 2. September, bei der Eroberung der Stadt Ofen neben seiner Mutter gefänglich nach Deutschland gebracht, dessen Vater ein Hauptmann über 200 Janitscharen gewesen und geblieben, bis sie beiderseits nach Mückenhain Mtckenhayn) kommen, allwo der Wolf Abraham von Gersdorff, Kurfürstlicher Wirklicher Rat und Landesältester, den Knaben zur Schule *) Müllers Kirchengeschichte der Stadt Lauban. S. 573. und allem Guten gehalten, daß er durch sonderbare Regie rung des Heiligen Geistes ein Christ zu werden, Verlangen getragen. Da er denn von mir, als Pfarrer, fleißig unter richtet worden, daß er die fünf Hauptstücke des Heiligen Katechismi neben andern nötigen Fragen von Gott, von Christo u. a. fertig erlernt. Als er nun den Pfingstdiens- tag sollte getauft werden, ward zwar die Predigt aus dem Evangelio, von dem heligsten Eintritte des Bekehrten zu der Gemeinschaft der christlichen Kirche, gehalten, nach- gehends das exsmen publicum (— eine öffentliche Prüfung) in volkreicher Versammlung angestellt, wobei der Knabe sich ganz freudig erwiesen, und sodann ihm die Heilige Taufe gereichet. Gott erhalte ihn im Glauben und Gott seligkeit beständig zu seiner Seelen Seligkeit! Amen!" In demselben Kirchbuche enthalten die Taufnachrichten vom Jahre 1693 unter Nr. 4 noch Mitteilungen über die Taufe einer türkischen Frau. Es steht da: „Christiana Maria, eines türkischen Unteroffiziers Weib, namens Fa tima, ward Anno 1686 bei der Eroberung Ofens, der Haupt stadt in Ungarn, von einem kaiserlichen Rittmeister gefäng lich in Schlesien, von da sie endlich nach Mückenhain ge bracht worden, ihres Alters im dreißigsten Jahre, welche, nach dem sie daselbst durch treue Sorgfalt des Herrn Wolf Abraham von Gersdorffs, Herrn Landesältesten, von den informutoribus Lehrern) im Lesen und Katechismo unterrichtet worden, sich zu dem christlichen Glauben be kehret und nach abgelegtem exsinine publico et confessione äsi ckrristiunss abgelegter öffentlicher Prüfung und dem Bekenntnisse des christlichen Glaubens) den 2. Februar in Gegenwart einer volkreichen Versammlung getauft wor den." Auch hier waren wieder vor allem Mitglieder des Adels die Taufzeugen. Unter ihnen sind auch einige Frauen. Das dürfte seinen Grund darin haben, daß eine Frau ge tauft wurde. Wir finden da: „Paten waren: Herr Hans Christoph von Gersdorff, Oberster Wachtmeister, Herr Elias Caspar von Nostitz auf Ullersdorf, Herr Moritz Friedrich von Lest auf Ober-Rengersdorf, Herr George Ernst von Gersdorff auf Reichenbach, Herr Carl Heinrich von Gers dorff, Herr Christoph Redlich, Pastor lori, Frau von Gers- dorffin, geb. Sanderin auf Reichenbach, Frau Johanna von Lestin, geb. Tittelin auf Ober-Rengersdorf, Frau Ursula Dorothea Redlichin, geb. Mauerin, Pfarrerin." Dr. Arras. Aus der Chronik von Schirgiswalde. Der Pfarrer Jakob Czösch in Schirgiswalde, der vom Jahre 1813 ab bis 1837 hier amtierte, berichtet in seiner Chronik von einem ungewöhnlichen Winter und Sommer. Es betrifft das Jahr 1821/22. Der milde Herbst dauerte bis Weihnachten. Selbst an den Weihnachtsfeiertagen kamen die Leute noch barfuß in die Kirche. Nur nach Neujahr 1822 sank das Thermometer einige Grad unter den Gefrier punkt. Die niedrigste Temperatur wurde am 9. Januar ge messen. Das Thermometer zeigte 9 Grad Kälte (R.). Ge schneit hat es ganz selten und nur wenig. Zum Schlitten fahren kam es überhaupt nicht. Auch im Januar und Februar gingen die Leute barfuß. Seit dem 2. März 1821 hatten viele Kinder überhaupt keine Schuhe und Strümpfe angezogen. Eines solchen gelinden Winters wußten sich die ältesten Leute nicht zu erinnern. Es wurde sehr viel Holz und Futter gespart. Zahlreiche Gattungen Vögel blieben den ganzen Winter hier. Die Lebensmittel wurden wohlfeil. Man zahlte für 1 Scheffel Korn 2 Tlr. 12 Gr., für 1 Scheffel Gerste 1 Tlr. 18 Gr., für ein Scheffel Hafer 1 Tlr. 4 Gr. 1 Pfund Rindfleisch kostete 1 Gr. 6 Pf., 1 Pfund Kalbfleisch kostete 1 Gr. Da aber der Landmann in damaliger Zeit kein Geld hatte, war auch keines unter den Leuten. Manche Bauern wurden ihr Getreide nicht los und mußten froh