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nik längst verdrängte Heimindustrie legen ein weit über 100 Jahre alter, aber noch betriebsfähiger Handwebstuhl, ein Spinnrad und eine sogenannte Spulweise beredtes Zeugnis ab. — Das Museum ist für den öffentlichen Ver kehr jeden Sonntag geöffnet von ^11—12 Uhr. Zu anderen Zeiten bei vorheriger Anmeldung bei Herrn Schuhmacher meister Nicht, Görlitzer Straße. w—l. SumbMvmin Seifhennersdorf. Vorträge, die vom Januar bis März 1980 gehalten wurden. Die Vereinsarbeit wurde am 8. Januar 1930 ein geleitet durch den Lichtbildervortrag „Mit dem Taucher zum Meeresgrund" des Herrn Prof. Dr. Brühl, Custos am Institut für Meereskunde in Berlin. Zunächst zeigte der Vortragende die Pflanzenwelt der Tiefsce, die aber bei 500 Meter aufhört, dann die Tierwelt, die in die größten Tiefen reicht. Die aus dem Atlantischen oder Stillen Ozean empor geholten Schlammproben bargen schneckenartig gerollte oder als Lochträger ausgebildete Panzertierchen, die in ihrem Aufbau den mechanischen Druckgesetzen entsprechen, wunder bar gestaltete Kleingeschöpfe mit ihren zweckmäßig angeord- neten Fangwcrkzeugen. Die Voraussetzung für die Tiefsee forschung war die Tiefseelotung und das Bestreben, den tauchenden Menschen in immer größere Tiefen hinabzubrin gen. Darum gab der Redner am Schluffe seines Vortrages einen Überblick über das Taucherwesen, die Nackttaucher des Altertums, die Perlen und Schwämme suchten, über die Entwicklung und Verbesserung der Taucherglocke und des Taucheranzuges bis zum vollendeten deutschen Ttefseetauch- apparat. Der Vortrag wurde dankbar ausgenommen. 570 Besucher. Am 23. Januar wurde ein Filmvortrag „Eine Fahrt ins Land der Mitternachtssonne" durch den vielerorts be kannten Kapitän Finke- Leipzig geboten. Das interessante, launige Begleitmvrt pries in hohen Tönen die Schönheit nordischer Länder und die Bequemlichkeit, diese heute zu bereisen. Der Film brachte in sechs Teilen Bilder der ge waltigen Fjorde mit ihren angrenzenden blumenübersäten Wiesen, den schlichten Fischerdörfern und aufblühenden Badeorten, den Bergmauern, ihren zu Tal stürzenden Wasserfällen, ihren Riesengletschern und schneegekrönten Gipfeln, dem Leben und Treiben auf dem Schiffe, schließlich das Ziel der Reise, das von der Mitternachtssonne beleuch tete Nordkap. Auf der Rückfahrt wurden die schönsten Punkte Norwegens berührt: Gudvangen, Balholmen, Merok, Djupp- vand, Hellesylt, Svartisen, Hammerfest, Tromsö, Bergen. Übers Skagerrak fuhr man, in feierlichem Gedenken an die größte Seeschlacht und ihre Opfer, wieder in die Heimat. 900 Besucher. Am 6. Februar 1930 sprach Karl Ettlinger- Mün chen vor ungefähr 900 Personen und errang einen durch schlagenden Erfolg. „Karlchen" bot gediegene Dichtungen, Satiren, Plaudereien, humoristische Schilderungen und ver mittelte damit seinen Hörern einige Stunden herzerquicken den Genusses. Ettlinger verstand es vorzüglich, den An wesenden den Inhalt seiner Arbeiten in lebendiger Schilde rung nahezubringen und so manches Körnchen Wahrheit verkörperte sich in seinen humorerfüllten geistreichen Sa tiren. Bei beiden Vortragsteilen drückte das gespannt lau schende Publikum seinen Dank durch! starken Beifall aus. Dr. Edgar Beyfuß aus Berlin-Steglitz zeigte am 20. Februar 1930 einen von ihm selbst zusammengestellten Film über den Film: „Die Wunder des Films", ein Werk lied von der Arbeit am Kulturfilm. Seine volkstümliche, humoristische, echt berlinerische Redegewandtheit und die prächtigen Bilder fesselten die Besucher ungemein. Nach jedem der vier Abschnitte dankte starker Beifall dem Red ner. Der 1. Teil zeigte das natürliche und künstliche Auf nahmeverfahren, die Überblendung, die bewegliche und ent fesselte Kamera mit Neigekopf. Besonders gefielen die Auf nahmen vom Flugzeug, von Blumen und Tieren, von I Schwimmern, vom fallenden Schornstein, von jungen Adlern im Horst, von der Funkturmersteigung, dem Besuch des Ätnakraters und der Explosion des Raketenautos. Daß der Kameramann ein Muster der Geduld und Energie sein muß, daß er auf schneegekrönten Berggipfeln, auf sturmgepeitsch tem Meere, in den Tropen, im Urwald arbeiten und seine Bildreihen gewinnen muß, erläuterte der 2. Teil, während der 3. Teil die theoretischen Grundlagen vor Augen führte: die Gestaltung des 20-Bewegungsphasenbildes zum Ein heitsbilde, die verzögernde Wirkung der Zeitlupe, die be schleunigende des Zeitraffers und die Filmstreifen. Der 4. Teil zeigte Marionetten, Schattenbilder, Scherenschnitte und köstliche Ausschnitte aus Farbfilmen. Das einleitend angekündigte Ziel, die Arbeit des Kameramannes ins hellste Licht zu stellen, war dem Redner voll gelungen. 590 Besucher. Der Lichtbildervortrag des Reiseschriftstellers Max Nentwich - Berlin am 6. März 1930 brachte eine „Früh lingsfahrt nach den glücklichen Inseln". Mit seinen Land und Leute treffend wiedergebenden, mit künstlerischem Auge geschauten, feinsinnig kolorierten Bildern und seinem inter essanten Begleitwort fesselte der Redner die Zuhörerschaft ungemein. Die Reise vollzog sich nach folgendem Plan: Hamburg, Oporto sdie Stadt der guten Weine), ins Oro- tavatal (paradiesische Pflanzenwelt), Orotava mit seinem weltberühmten botanischen Garten, Pik von Teneriffa, Insel Madeira, sommerliche Schlittenfahrten, winterliche Blüten- und Blumenpracht, Gibraltar, Algier, Insel Mal- lorka, Barcelona, Kloster Montserrat. Reicher Beifall lohnte den Redner. 600 Besucher. Der 20. März 1930 brachte einen Lichtbildervortrag des Dresdner Studienrates D r. P. Müller: „Bei unser« deutschen Brüdern im Banat und in Siebenbürgen". Ein leitend gab er einen geschichtlichen Rückblick über die Be siedlung Siebenbürgens durch die Sachsen und des Ba nats durch die Schwaben, zeigte den schweren Abwehr kampf, den das Deutschtum führt. Während die Sieben- bürgener Sachsen sich ziemlich rein erhalten haben, ist es den Magyaren im Banat durch Bevorzugung aller Art gelungen, das ursprüngliche Volkstum bis auf geringe Überreste zu beseitigen. Nach dem Kriege ist ein erfreu licher Zusammenschluß aller Kräfte möglich geworden. Karten von Großrnmänien, Bilder von Hermannstadt und zahlreiche Proben prachtvoller Volkstrachten waren ein gestreut. Im 2. Teile schilderte der Redner an der Hand von 100 Lichtbildern die Studienreise, die durch alte deutsche Städte mit traulichen Häusern und Winkeln, durch saubere Dörfer mit trutzigen Kirchenburgen, schmucken Bauern häusern, herrlichen Volkstrachten und durch deutsche Kriegs friedhöfe führte. 450 Besucher. Den Abschluß und Höhepunkt der Vorträge 1929/30 bildete ein gutbesuchter Theaterabend. Die Zittauer Spiel schar unter ihrem Intendanten Rolf Ziegler bot Lehars „Land des Lächelns". Pünktlich 8 Uhr begann der musika lische Leiter des vollen Orchesters, Rudolf Quast, die Ouvertüre. Darauf verkörperte die Zittauer Kttnstlerschar in einem mitgebrachten, prächtig wirkenden Rahmen durch Gesang und Spiel das ewig junge Motiv von Liebes freud und -leid, das diesmal die Herzen der Wiener Feld marschallstochter Lisa und des chinesischen Prinzen Sou- chong miteinander verknüpfte, um die Jungvermählten im Lande des Prinzen auseinanderzureißen. Die herrlichen Gesangsgaben beider Hauptpersonen, die reizvolle über zeugende Darstellung der wilden Herzenskämpfe des zu letzt lächelnd entsagenden Prinzen, nicht minder das ge winnende Spiel der übrigen in Mitleidenschaft gezogenen Europäer und Asiaten rissen das atemlos lauschende Publi kum zu stürmischem Beifall hin! Alles in allem, ein gut gelungener Abend und ein voller Erfolg für den Seif hennersdorfer Humbolütverein. 1080 Besucher. W. Krohn, Schriftführer.