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bestand natürlich schon längst eine solche). Wenn dies nicht bald geschah, so waren daran die napoleonischen Kriege schuld. So wurde endlich 1817 die Posthalterei in Zittau errichtet und dem Posthalter Johann Gottlieb Kern über tragen. Sie befand sich in der Hintergasse, jetzigen Linden straße, in den Hinteren Räumen des jetzigen Kaffeehauses Schiffner. Die Deckenwölbungen dieser Räume und ihre Einbuchtungen links und rechts deuten noch heute auf frühere Pferdeställe hin. Nach einem Postbericht aus der Zeit der Errichtung der Zittauer Pvsthalterei im Jahre 1817 weist sie folgende Post verbindungen auf: 1. Budissiner Post, u) fahrend (wöchentlich zweimal) über Herrnhut und Löbau. Anschlüsse in Bautzen: über Schmiedefeld nach Dresden, über Kamenz und Großenhain nach Leipzig; b) reitend (wöchentlich zweimal) über Herrnhut und Löbau. 2. Görlitzer Post, (wöchentlich zweimal) fahrend, über Hirschfelde und Ostritz. Anschlüsse in Görlitz: an die Niederlausitz, an Brandenburg, Preußen, Pommern, Rußland; über Lauban nach Schlesien und Polen. 3. Laubancr Post, (wöchentlich zweimal) reitend, über Hirschfelde und Seidenberg. Anschlüsse nach Schlesien und Polen. 4. Prager Post, n) fahrend (wöchentlich einmal) über Reichenberg, Münchengrätz, Jungbunzlau, Bcnatek und Brand eis; i>) reitend (wöchentlich zweimal) über Gabel, Hüh nerwasser, Jungbunzlau, Benatek und Brandeis. Anschlüsse nach den gesamten österreichischen Staaten, nach Italien und nach der Türkei. Demnach entfielen im Durchschnitt auf den Tag drei abgehende oder ankommende Posten, während Zittau gegenwärtig werktäglich gegen 8V abgehende und ebenso viel ankommende Posten hat. Gegenüber den jetzigen Anforderungen erscheinen auch die sonstigen Einrichtungen der Postwagen und Postanstal ten noch sehr unvollkommen. Man tat sich damals in Zit tau schon ein Gutes darauf, betonen zu können, daß die Budissiner fahrende Post mit einem bedeckten Wagen mit drei Sitzen und Stahlfederkissen verkehre, und daß der Prager Postwagen gleichfalls bedeckt sei. Das waren Vor kehrungen, die demnach noch nicht mit dem Begriffe einer Jahrpost in notwendigem Zusammenhänge standen. Aus den amtlichen Nachrichten geht ferner hervor, daß das Post amt keineswegs immer zugänglich war. Nur an bestimmten Posttagen war es geöffnet, und nach dem häufig schon am Abend vor dem Abgangstage erfolgten Schluß einer Post wurden Sendungen nach Orten in der Richtung, in der sie verkehrte, nicht mehr angenommen, konnten vielmehr erst eine bestimmte Zeit vor Abgang der nächsten, in glei cher Richtung verkehrenden Post wieder eingeliefert werden. Aber bald darauf nahm das Postwesen in der Ober lausitz einen neuen Aufschwung durch die weitere Verbrei tung der Eilposten, die 1824 in Sachsen eingerichtet wurden und später auch nach dem südlichen Zipfel der Oberlausitz, nach Zittau, führten. Hier kam, nachdem die Herrnhut— Zittauer Landstraße hergestellt war, die erste Eilpost am 2. Mai 1827 an. Welche Bedeutung man dem Ereignisse bei legte, geht daraus hervor, daß an diesem Tage den Schu len frcigegeben wurde und Schüler wie auch ältere Bewoh ner der Stadt die Höhen an der Herrnhuter Landstraße be setzten, um das neue Verkehrsmittel zu begrüßen. Die Eil post bildete den Gegenstand des Tagesgesprächs, und schon lange vorher hatte man allen Ernstes erörtert, ob eine so außerordentliche Geschwindigkeit, mit der man die Luft durchschneiden wollte, nicht für die Atmungswerkzeuge der Reisenden nachteilige Folgen haben könne. Das mutet jetzt, wo man die Raketenbeförderung ernstlich-erwägt und aus probiert, sonderbar an. Man ahnte damals auch nicht, daß die Eilpost in zwei Jahrzehnten eine Nachfolgerin haben sollte, die noch zu größeren Bedenken als die Eilpost An laß geben mußte, die Eisenbahn. In die Jahrzehnte vorher und noch einige Jahrzehnte über den Beginn des Eisenbahnbetriebs hinaus fällt das mit der Eilpost gekrönte- poesienmwobene Zeitalter der deutschen Fahrposten. Diese Fahrposten waren nun natür lich auch anders ausgestaltet als in früherer Zeit und boten den Reisenden viel mehr Bequemlichkeit als früher; die Pakete wurden nun nicht mehr im Innern des Wagens untergebracht, sondern lediglich auf den guten Verdecken; auch gab es Beiwagen jeder Art. — Mit der Einführung des neuen Verkehrsmittels, der Eisenbahn, oder besser ge sagt mit deren weiteren Verbreitung wurden zwar die Post- haltereien eingeschränkt, der Pöstbetrieb selbst aber nahm neuen Aufschwung. Das zeigt sich schon rein äußerlich in der Einführung der Briefmarken, die von 1850 an in der Oberlausitz vertrieben wurden. Die von Dresden ans nach der Oberlausitz und durch diese führenden Bahnstrecken wurden zu folgenden Zeiten dem Betrieb übergeben: Dresden-Radeberg .... 17. 11. 1845, Radeberg—Bischofswerda . . 22. 12. 1845, Bischofswerda—Bautzen ... 23. 6. 1846, Bautzen—Löbau 23. 12. 1846, Löbau—Reichenbach (Oberlausitz) 1. 7. 1847, Reichenbach—Görlitz .... 1. 9. 1847, Zittau-Löbau 10. 2. 1848. Im Jahre 1859 trat die Eisenbahnverbindung nach Neichenberg, am 2. Januar 1868 die nach Großschönau ins Leben; letztere fand 1871 über Warnsdorf Anschluß an die böhmische Nordbahn, 1875 wurde die Bahn Zittau—Görlitz eröffnet, die durch das Neißtal führt, und die Großschö nauer Bahn nach Ebersbach weitergeleitet. 1877 war die Bahn Bischofswerda—Ebersbach vollendet, am 15. Oktober 1879 wurde die Abkürzungsstrecke Oberoderwitz—Eibau dem Verkehr übergeben, und so ging die Vervollkommnung des Oberlausitzer Eisenbahnnetzes immer weiter. Die Bahnstrecken wurden mit Bahnposten besetzt, die die Beförderung und den Austausch der Postsendungen natürlich nun viel schneller bewirkten als vordem die Pferdeposten. Diese Beschleunigung der Pöstsachenbeförde- rung nahm später mit der Erhöhung der Zuggeschwindig keit (Eilzüge, Schnellzüge, D-Züge) immer weiteren Fort gang. Die bedeutende Vermehrung und Verbesserung der Postverkehrsmittel durch die stetig wachsende Ausdehnung des Eisenbahnnetzes brachte schnell eine Verbreiterung und Vertiefung des Postwesens, die sich in erster Linie in der Vermehrung der Postanstalten zeigte, in der Oberlausih wie allerwärts mit sich. Die Gründung des Deutschen Reiches und die Ent stehung der Deutschen Neichspost 1871 brachten das deutsche Postwesen zu weiterer Blüte und hatten u. a. auch neben der Einrichtung neuer Postämter und Zweigpostämter die Schaffung von Postagenturen auf dem Lande zur Folge, die seit Mitte der 70 er Jahre in großer Zahl in der Ober lausitz emporwuchsen. Den Landbewohnern in der Ober lausitz kam ferner noch die unter der Aera Stephan weit verzweigte Landzustellung mit ihren Posthilfsstellen zugute. So hat sich unentwegt die Post in der Oberlausitz bis zur gegenwärtigen Ausdehnung und vielseitigen Bedeu tung entwickelt. Es seien hierbei die weiteren Postschöp fungen der letzten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhun derts, wie Postkarte, Postanweisung, Postnachnahme, Post auftrag, Postzeitungswesen u. a. m. sowie die erste hervor ragende Posterrungenschaft des 20. Jahrhunderts, der Post scheckverkehr, ferner die Einrichtung der Schließfächer für Postabholer und Ähnliches — als zu bekannt — nicht er-